Nachruf

Die Zauberwelt wird Siegfried & Roy nie vergessen

Nach seinem Partner Roy Horn ist nun auch "Siegfried & Roy"-Magier Siegfried Fischbacher gestorben. Der Künstler und Zauberer Tobias Dostal erinnert sich an die beiden Meister der Illusion

Das erste Mal habe ich "Siegfried & Roy" im Fernsehen gesehen. Perfekt gestylt standen sie auf der Bühne, mit weißen Tigern. Es war das “Siegfried & Roy Spezial" von 1995 - ein abendfüllender Dokumentarfilm und der erste TV-Beitrag im deutschen Fernsehen über das Duo von zwei deutschen Auswanderern, die ab den 1970er-Jahren in Amerika ihr Glück gemacht hatten. Ich war damals zwölf Jahre alt, begeisterte mich für Tricks und sammelte alles, was mit Illusion und Zauberei zu tun hatte.

In einer Zeit ohne Google, Wikipedia oder YouTube war ich angewiesen auf Bücher, Zeitschriften, Kauf-VHS-Kassetten und eben die Shows im Fernsehen, die ich selbstverständlich alle aufnahm. Auch weiße Tiger in einer Welt aus Glitzer, Glanz und Gloria. Diese Aufnahmen spulte ich stundenlang vor und zurück, um vielleicht doch hinter die Geheimnisse vom Verschwinden, Verwandeln und Schweben zu kommen.

Siegfried und Roy waren Meister der Illusion. Nicht nur im Sinne des Täuschens, sondern auch im Kreieren von fantastischen Bildwelten. Ganz Las Vegas ist ein eigener Kosmos, eine Kulisse. Das Duo hat zur richtigen Zeit erkannt, dass viele Menschen ein großes Bedürfnis nach Wunschwelten als Reaktion auf unsere entzauberte Welt haben.

In meinen Ausstellungen bemühe ich mich ebenfalls, die Betrachter in eine magische Atmosphäre zu versetzen. Ich arbeite zwar nicht mit echten Tigern, aber sowohl in meinen gezeichneten Trickfilmen als auch in den Installationen benutze ich vorwiegend Tierfiguren als Leitmotiv, die als Repräsentanten für diese verzauberte Welt stehen können.

In ihren mehr als 15.000 Shows haben Roy Horn und Siegfried Fischbacher ein neues Entertainment-Format etabliert und waren mit dafür verantwortlich, dass Las Vegas zum Traumort und Mekka der weltweiten Zauberszene geworden ist. Und davon profitiere auch ich heute noch. Auf den dortigen Zauber-Kongressen vermarkte ich mittlerweile regelmäßig meine neuesten Trick-Erfindungen. 

Dort schließt sich auch der Kreis zum Zwölfjährigen vor dem Fernseher. Während meines Aufenthalts in den USA für ein New York-Stipendiums des Landes Niedersachsen habe ich in Las Vegas leider nicht Roy, aber Siegfried auf einen Drink getroffen, auf dem Zauberkongress "Magic Live". Wir waren noch spät in einen Casino auf ein paar Drinks, und er war sehr zugänglich für ein lockeres Gespräch.

Siegfried und Roy können nur zusammen in Erinnerung bleiben. Und die Zauberwelt wird sie nie vergessen.