Der "BMW Art Guide" stellt Sammlungen vor

Eine Kirche namens Kunst

In einer erhabenen Naturkulisse, den Ausläufern der Anden in Argentinien, bettet sich ein Sammler-Haus in die warmen Erdtöne. Es erscheint wie ein minimalistisches Kloster im Nirgendwo, ein Haus der Meditation in der Wildnis. 20 Kilometer von der nächstgrößeren Stadt, Salta, entfernt und auf einer Höhe von 2300 Metern steht seit 2009 das James Turrell Museum der Hess Art Collection. Auf 1680 Quadratmetern sind Lichtinstallationen, Zeichnungen und Druckgrafiken zu sehen; der Innenraum wurde von Turrell selbst gestaltet. Das Haus verknüpft das Erlebnis von Licht, Natur und Architektur.

Dieser Ort ist einer von 124 privaten und öffentlichen Sammlungshäusern, die der “BMW Art Guide” vorstellt. Der Autobauer hat sich dafür mit dem deutschen Online-Portal Independent Collectors zusammengetan. Der Band führt die Umtriebigkeit, den Einfallsreichtum und Verdienste einer weltumfassenden Kunstgemeinde vor Augen, die bei aller räumlichen Distanz doch in Verbindung miteinander steht. In der isländischen Stadt Hafnarfjordur etwa kann ein kommunales Kulturzentrum auf 1400 Arbeiten einer Privatsammlung zurückgreifen. Auf der anderen Seite des Globus in Ichikawa, Japan, wurde von Dominique Gonzalez-Foerster das kantige „Dream House“ geplant. Sie gestaltete die Fassade in Pink und Blautönen, schuf einen Blinkfang in der Stadt am Ostrand von Tokio. Gonzalez-Foerster hat das Haus für ihre und für die Kunst anderer internationaler Künstler aus der Sammlung Daisuke Miyatsus geschaffen. Das Traumhaus begeistert, da es als Gesamtkunstwerk funktioniert.

Der "BMW Art Collectors Guide" kann als gelungene Bestandsaufnahme gelten. Ergänzt werden die Adressen mit Mini-Essays über das Sammeln. Es ist offenbar nicht nur eine beglückende Tätigkeit, sondern trägt dazu bei, unüberwindbar scheinende Entfernungen erreichbarer zu machen. Auch dank dieses Bandes.

“BMW Art Guide by Independent Collectors”, auf Englisch, Hatje Cantz Verlag, 163 Seiten, 15 Euro