Koons als Kurator lässt die Dakis Joannou Collection in New York protzen

Sprechen Sie „Skin Fruit“ einmal ganz deutlich vor sich hin. Legen Sie besonderen Wert auf die Artikulation des r. Hört sich das nicht an wie „Skin Flute“? Ja, die Fleischflöte. Ein Kalauer, eine Zote, jetzt als Sprachspiel im Ausstellungstitel eingesetzt vom gewitzten Jeff Koons. Der Großkünstler hat die Werke seines Großsammlers Dakis Joannou gesichtet und unter großer Vorabkritik der Medien zu einer Schau im New Yorker New Museum zusammengestellt, in dessen Kuratorium Joannou auch noch sitzt.
Er nutze das (staatlich geförderte) Haus als Durchlauferhitzer zur Wertsteigerung seiner eigenen Privatschätze, wurde dem zypriotischen Immobilientycoon und gewaltigen Förderer zeitgenössischer Kunst vorgeworfen. Moderatere Gemüter meinten: Er verkaufe doch nie, der Vorwurf sei obsolet. Am Ende wollte man sie dann vor allem einfach nur sehen, die Kunst des großen Griechen mit der Vorliebe für drastische Positionen.
Es geht um Körperlichkeit, darum wird nicht herumgeredet. An Penissen herrscht kein Mangel. Übermannshoch und pelzig-verspiegelt bei David Altmejd, behaart beim Neandertalerpärchen von Tim Noble und Sue Webster, der Lächerlichkeit preisgegeben bei Takashi Murakamis Alienboy, zur Autofellatio verrenkt bei Kiki Smith, als fleischfarbene Orgienrequisiten bei Paul McCarthy. Was fehlt, ist die dramaturgische Idee. Liegt es an Koons oder den generell begrenzten Möglichkeiten der Institution?
Die vier Etagen des boxenartig gestapelten New Museum sind alle identisch geschnitten, ohne Trennwände, und die Sammlungsstücke erscheinen mehr oder weniger gleich groß, also: groß. Alle bekommen vor lauter Potenz kaum Luft. Nur in den wenigen Kabinetten entsteht Intimität: Cady Nolands „Bluewald“, ein zerlöcherter Lee Harvey Oswald, wurde abgeschirmt vom restlichen Rummel und wirkt sofort viel besser als all die Alphawerke.

An Slapstick grenzt, dass man in Jeff Koons’ „One Ball Total Equilibrium Tank“ (1985) in der obersten Etage hineinstolpern muss: Die ikonischste Arbeit der Schau, ein im Aquarium austarierter Basketball, mit der Joannou seine Kollektion begann, steht vor den Aufzügen im Weg wie eine Turnschuhvitrine. Der Ball wurde aus restauratorischen Gründen kürzlich ausgetauscht. Weil Spalding das Original mit dem Autogrammschriftzug „Dr. J“ von Slam-dunk-König Julius Erving nicht mehr herstellt, steht nun „Jeff Koons“ darauf. Er ist auch ziemlich weit aus der Mitte gerückt und an die rechte Wand des Tanks gewandert. Mit der Balance läuft hier irgendetwas schief.

New Museum, New York, bis 6. Juni