Podcast "Fantasiemuskel" #7

Mit Literatur die Flexibilität im Denken stärken

Nora Bossong blickt skeptisch auf künstlerische Diskurse, die sich als politisch verstehen. In einer neuen Folge des Monopol-Podcasts "Fantasiemuskel" spricht die Schriftstellerin über die Grenzen der Kunst - und ihre Möglichkeiten

"Literatur ist eine sehr intime Kunst", sagt die Schriftstellerin Nora Bossong. Trotz oder gerade wegen dieser Intimität setzt sie sich immer wieder mit politischen Themen auseinander, sei es in Romanen, als Lyrik oder in journalistischen Texten. Ihre Arbeiten behandeln ein breites Themenspektrum vom Rotlichtmilieu bis zur Uno, von den Gelbwesten bis zur Bundeswehr.

Die preisgekrönte Schriftstellerin ist nicht nur eine gefragte Stimme im Feuilleton, sondern auch gesellschaftspolitisch aktiv, zum Beispiel als Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Ob – und wenn ja – wie Literatur heute gesellschaftlich wirksam sein kann, diskutieren Friedrich von Borries und Torsten Fremer in der aktuellen Folge von "Fantasiemuskel", dem Monopol-Podcast über Kunst, Wirtschaft und gesellschaftliche Transformation. Dabei lernen die Zuhörer:innen eine Intellektuelle kennen, die großen Wert auf die Grenzen der Kunst legt. Denn sonst, so Nora Bossong, bestehe "die Gefahr, sich zu übernehmen und Menschen dann vorzugaukeln, die Kunst könne wirklich etwas verändern."

Auf aktuelle künstlerische Diskurse, die sich als politisch verstehen, blickt sie deshalb kritisch. "Da fehlt mir auch manchmal ein Blick über die eigenen Disziplingrenzen hinaus", so die Schriftstellerin. Vieles werde vereinfacht und immer wieder der Kapitalismus für alles schuldig gemacht. Auffällig findet sie, dass "das dystopische Motiv sehr viel stärker gesamtgesellschaftlich wirkt als das Utopische." Darin sieht sie eine Gefahr, weil das Dystopische schnell ins Apokalyptische abgleiten könne. Bei aller Skepsis gegen politisch-aktivistische Kunst sieht Bossong eine Eigenschaft, die Literatur für politische Diskurse wichtig macht.

Wir brauchen "Flexibilität im Denken"

Denn um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen, brauchen wir eine "Flexibilität im Denken". Und Literatur stärke "natürlich unsere Fähigkeit, uns Alternativen vorzustellen. Wie könnte die Welt in 30 Jahren aussehen? Ist es unabwendbar, dass sie schlechter aussieht und wenn es nicht unabwendbar ist, was können, was müssen wir tun?"

Sie können die neue Podcast-Folge auf allen gängigen Plattformen hören – oder direkt hier: