Design-Ausstellung in London

Selbstbeschwörung und Leistungsschau




In das öffentliche Bild von Großbritannien mischen sich in letzter Zeit ziemlich viele ein. Der australisch-amerikanische Medien­tycoon Rupert Murdoch ruiniert den Ruf der Presse, die Hollywoodschauspielerin Meryl Streep rehabilitiert Margaret Thatcher, und die Queen arbeitet mit Auftragsporträts des deutschen Fotografen Thomas Struth an ihrer eigenen Historisierung.

Jetzt stehen die Olympischen Spiele an, und das Wettbewerbs-feeling breitet sich auf alle Disziplinen aus. Das Victoria and Albert Museum (das größte der Welt für Kunst und Design) baut aus seinen Archiven eine nationale Best-of-Design-Show zusammen, von 1948, als London zum letzten Mal die Olympic Games ausrichtete, bis in die Gegenwart; mit Verhaltenem, wie Ernest Race’ zartgliedriger Gartenbank „Antelope“ (1951), die hier die countryside symbolisiert, und Plakativem, wie Jamie Reids Poster für die Sex Pistols (berühmteste Punkband der Welt) oder dem T-Shirt mit dem Aufdruck „Anarchy in the U.K.“ für ihren Frontmann Johnny Rotten, entworfen von Vivienne Westwood. Deren würdigster Erbe, der 2010 früh verstorbene Modedesigner Alexander McQueen, ist mit seinen drastisch-poetischen Abendroben vertreten, die als Ausstellungsobjekte im New Yorker MoMA Höchstmarken setzten. 

Amorphe Funktionsskulpturen machte lange vor Zaha Hadid (die prominenteste Architektin der Welt) schon Brian Long. Sein „Torsion Chair“ (1971) sieht überraschend nach dem gerade vergangenen Jahrzehnt aus. Zaha Hadids eigener Beitrag greift den olympischen Gedanken direkt auf. Von ihr stammt das Aquatics Centre für die Londoner Sommerspiele, das 2011 fertiggestellt wurde. 

Zwischen Selbstbeschwörung und Leistungsschau angesiedelt, hat die Präsentation „British Design 1948–2012“ tatsächlich das Zeug, Rekorde zu brechen.

„British Design 1948–2012“, Victoria and Albert Museum, London, 31. März bis 12. August