Terence Koh will Zucker in seine Schüssel

Als Monopol im Mai Terence Koh aufs Cover hievte, gab es Abokündigungen („Substanz loser Schmutz“), das deutsche Feuilleton fiel geschlossen über seine Ausstellung „Captain Buddha“ in der Frankfurter Schirn her. Die Schau sei „der größte Unsinn, mit dem wir seit langem behelligt worden sind“, meinte die FAZ. Die Süddeutsche Zeitung wurde gar apodiktisch: Nach dieser Ausstellung werde man nicht mehr über den Kanadier schreiben. Terence Koh provoziert blanken Hass – und er tut alles dafür, dass es so bleibt. In New York kuratierte Koh so eben die Gruppenschau „I Want A Little Sugar In My Bowl“ in seiner Asia Song Society (Ass). Die Idee: In die Ausstellung dürfen nur Künstler, die er und seine Ko-Kuratoren Jenny Schlenzka und Anat Ebgi sexuell attraktiv finden.
Das sind, neben vielen unbekannteren Schönen, unter anderem Marina Abramovi´c, Douglas Gordon und Taryn Simon. Die Kunst ist erklärtermaßen unwichtig – mit 120 Künstlern auf 30 Quadratmetern droht die Galerie ohnehin zu platzen. Es geht ums Konzept. Und darum, dass New Yorker Großgalerien ihre Räume während der Ferien – wenn die Sammler zum Urlaub in die Hamptons verschwinden – für hochtrabende „Summer Shows“ bereitstellen, die meist nicht mehr sind als Freundschaftsdienste. Auf der ecstasyseligen Eröffnung konnte man den Schweizer Kurator Hans-Ulrich Obrist Arm in Arm mit dem Stargaleristen Jeffrey Deitch beobachten – schon diese Ausstellung, so die beiden, sei Grund genug, den August in New York zu verbringen. Verrückte Welt: Der in Deutschland bestgehasste Künstler liefert in New York den treffendsten Kommentar zu Vetternwirtschaft, Inzucht und Glamour ver liebtheit der Kunstszene. Und hierzulande erfahren Feuilletonleser nichts davon, weil fürsorgliche Redakteure sie vor zu viel Hype schützen.