David Shrigley in München

Wein und Gift

Ja klar lachen die Betrachter vor den Bildern David Shrigleys in der Münchner Pinakothek der Moderne. "Drawing" heißt die Ausstellung des Briten, es ist die erste Einzelschau, die ihm ein deutsches Museum ausrichtet. Seit er 2013 für den Turner Prize nominiert wurde, überschlagen sich die Angebote für den Mittvierziger, der laut eigener Aussage heute nicht besser zeichnet als im Alter von sechs Jahren.

Koketterie hin, Selbstironie her: Shrigley lädt auch die mehr als 100 neu produzierten kleinformatigen Zeichnungen, die korrekt gereiht die weißen Wände schmücken, mit dem für sein Werk typischen Humor auf und verbreitet mit simplem Strich anarchische Ich-Botschaften aus der Welt der reflektierten Co-Abhängigen. "Thirst": ein Süchtiger, der jeden Tropfen Wahrheit, Lüge, Wein und Gift aus der Flasche saugt, die ihm ein anderer hinhält. "Problem": Ein Bein spielt mit dem Problemball und kickt ihn schließlich aus dem Bild."I am not responsible for the mess that I make", behauptet ein dreckiges Schwein.

Neben großen farbigen Zeichnungen, in denen sich Shrigley dem eigenen Unvermögen widmet ("Incompetence"), dominieren in dem viergeteilten Raum zwei ausufernde Werkkomplexe. Für "Poster Project" von 2006 setzte er auf mehreren Quadratmetern Anweisungen anderer um, gab den Auftragsmaler: "Pancakes at girlhouse 8.30 pm–8.30 am". Da spielt einer mit sich und der Welt.

Und direkt daneben mit sich und der Kunstwelt: Eigens für die Münchner Schau haben eingeladene Personen unter Anleitung von Shrigley ein von ihm ausgestelltes Skelett in verschiedenen Techniken gezeichnet – die Skulptur wurde danach wieder zerstört, und so bleiben nur die Spiegelungen aus der Hand von Kindern und Erwachsenen, Amateuren oder professionellen Phantomzeichnern (hier in einer Bildstrecke). "The Spectre" wiederholt seine Idee aus der Turner-Prize-Ausstellung: Kunst als hintersinniges Mitmachfest. 

"David Shrigley: Drawing", Pinakothek der Moderne, München, bis 10. August