Radiobeitrag

Wenn Aktivisten die Rückgabe von Raubkunst selbst in die Hand nehmen

In Paris steht ein kongolesischer Aktivist vor Gericht, der versucht hatte, ein Werk aus dem Ethnologischen Museum zu entwenden. Die Aktion erinnert an Performancekunst - und kann der Restitutionsdebatte eine neue Dringlichkeit geben  

Die Szenen erinnern an den Marvel-Superheldenfilm "Black Panther": Eine Gruppe afrikanischer Aktivisten kaufte Mitte Juni Eintrittskarten für das Pariser Musée du Quai Branly Jacques Chirac. In der Ausstellung lösten sie einen Begräbnispfahl aus Süd-Sudan aus seiner Halterung und trugen ihn durchs Museum. Dann wollten sie das Haus mit dem Artefakt verlassen, wurden aber vom Sicherheitspersonal daran gehindert. Die Gruppe um den im Kongo geborenen Aktivisten Mwazulu Diyabanza streamte die Aktion im Internet und warf Frankreich vor, heutige Museumsexponate während der Kolonialzeit aus Afrika gestohlen zu haben und sie ihren wahren Besitzern vorzuenthalten. Der eigentliche Dieb seien Frankreich und seine Museen. Die Reichtümer sollten dorthin zurückkehren, wo sie hingehörten. Auch in anderen Museen in Belgien und den Niederlanden hatte Diyabanza ähnliche Aktionen inszeniert. 

Nun steht er wegen versuchten Diebstahls von Kulturerbe in Paris vor Gericht - ein Urteil soll in der kommenden Woche fallen. Im Gespräch mit Detektor FM erklärt Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr Hintergründe zum Fall und plädiert dafür, seine Aktion als Performancekunst zu interpretieren. In Paris stünden nun zwei Angeklagte vor Gericht: ein Aktivist, der ein Objekt aus einem Museum entwenden wollte, aber auch die französische Restitutionspolitik, in der trotz großer Versprechen von Präsident Macron so gut wie nichts passiert sei. Mwazulu und seine Mitstreiter haben dem Thema Raubkunst in europäischen Museen neue Aufmerksamkeit verschafft, und der Prozess ist auch eine Bühne für ihre Anliegen. Ob die Aktion also ein Erfolg war, diskutiert Elke Buhr ebenfalls bei Detektor FM.