Tipps und Termine (9.-12.2.)

Wohin am Wochenende?

Eröffnung der jüdischen Mädchenschule
Das Galerienviertel in Berlin-Mitte bekommt Zuwachs: In die ehemalige jüdische Mädchenschule in der Auguststraße 11-13 ziehen mehrere Kunsthäuser ein, darunter Ableger der Galerien Eigen + Art und Camera Work. Galerist Michael Fuchs nutzt die Aula des denkmalgeschützten Hauses. Die Betreiber des Restaurants «Grill Royal» wollen am Donnerstag in der ehemaligen Turnhalle den «Pauly Saal» eröffnen (nur mit Einladung). Dort will Koch Siegfried Danler saisonale deutsche Küche servieren. Nebenan gibt es in «The Kosher Classroom» koscheres Essen. Freitags steht ein traditionelles Sabbat-Dinner auf dem Menü. In einem Deli sollen Pastrami und andere Spezialitäten verkauft werden. Das lange leerstehende Haus war vor einigen Jahren einer der Schauplätze der Berliner Kunst-Biennale. Monopol hat das Haus vorab mit der Kamera besucht. (dpa/monopol)
Mädchenschule, ab Freitag geöffnet

Robert Morris in Berlin

Objekte, Skulpturen, Zeichnungen, Performances, Filme und Texte: Robert Morris hat in fast allen Medien gearbeitet. Als bedeutender Vordenker am Ende der Avantgarden der Moderne hat sich der 1931 in Kansas City geborene Künstler früh von einem starren Werkbegriff gelöst und vor allem den künstlerischen Produktionsprozess thematisiert. Die Galerie Sprüth Magers in Berlin bietet einen historischen Überblick, präsentiert aber auch Morris-Skulpturen der jüngsten Zeit. Objekte wie „Untitled (Corner Beam)“ oder „Untitled (Corner Piece)“ – als Elemente einer siebenteiligen Gruppe erstmals 1964 in New York gezeigt – zeichnen einfache Handlungen im Raum nach, sie verbinden architektonische Strukturen miteinander, heben Ecksituationen heraus oder lehnen sich an Wände an. (monopol)
Galerie Sprüth Magers, Berlin, 10.2. bis 17.3., Eröffnung am 9.2., 19 Uhr

Monika Grzymala in Berlin
Ortsspezifisch – ein Wort, das inflationär gebraucht wird und nicht immer zutrifft. Für die Arbeiten von Monika Grzymala passt es: Die 1970 im polnischen Zabrze geborene, in Hamburg bei Bogomir Ecker ausgebildete Künstlerin zeichnet in den Raum statt auf Papier. Die Linie ist ihr Leitmotiv, nicht das Mittel zur Repräsentation eines Gegenstands, sondern der Gegenstand, das Bild, selbst. Für ihre temporäre Raum- und Platzergreifung benutzt Grzymala Klebeband, und auch in ihrer neuen Ausstellung in der Berliner Galerie Crone werden es mehrere Kilometer davon sein. Neben der „Raumzeichnung“ ist eine Arbeit aus handgeschöpftem Washi-Papier zu sehen – hier beginnt der Prozess bei der Herstellung des Materials. (monopol)
"Aerial", Galerie Crone, Berlin, 11.2. bis 17.3., Eröffnung am 11.2., 18 Uhr

John Smith in Berlin
In Avantgardefilmkreisen verehrte man ihn schon seit längerem, in der Kunstwelt begann John Smiths Durchbruch erst mit seiner Teilnahme an der Berlin Biennale 2010. In einem türkischen Café im Stadtteil Kreuzberg wurde damals sein Film „The girl chewing gum“ gezeigt: Zwölf Minuten lang richtet Smith seine Kamera darin auf eine Kreuzung in der Nähe seines Wohnortes in Ost-London, aus dem Off heraus sagt er, was passiert – allerdings so, als habe er das Geschehen inszeniert, als folgten Autos, das Mädchen mit dem Kaugummi, selbst die Turmuhr seinen Regie-Anweisungen. Fast jeder Smith-Film begnügt sich mit einer Einstellung, stets wird die Macht der Worte gegen jene der Bilder ausgespielt – und werden existentielle Fragen mit Humor gekontert. Bremen und Hannover ehren den Briten in diesem Winter mit Museumsschauen, in Berlin ist er mit seinem Film „Slow Glass“ zu sehen. (monopol)
Galerie Tanya Leighton, 11.2.bis 3.3., Eröffnung am 11.2., 12-15 Uhr

Dash Snow in Berlin
Polaroids waren Dash Snows Mittel der Dokumentation: Er bebilderte die Abenteuer mit Freunden und startete so seine künstlerische Arbeit. Die von Mary Blair Hansen in Zusammenarbeit mit dem Dash Snow Archive kuratierte Schau zeigt eine Auswahl bisher selten ausgestellten Original-Polaroids. Schamlos zeigen sie die häufig von Elend und Ekel bestimmte Auseinandersetzung Snows mit Gewalt, Tod, Drogen, Sex, Politik und Religion. Außerdem wird der Super-8-Film „Familae Erase“ zu sehen sein, den Snow 2008 drehte, ein Jahr vor seinem frühen Heroin-Tod. (monopol)
Contemporary Fine Arts, Berlin, 11.2. bis 24.3., Eröffnung am 10.2., 18 Uhr

Jutta Pohlmann und Dirk von Lowtzow in Berlin
„Es ist schwierig, künstlerische Praktiken auf Musik anzuwenden, aber ein gewisses Spiel mit Bedeutungen, wie es Künstler wie Marcel Broodthaers oder Marcel Duchamp vorgemacht haben, hat uns schon immer fasziniert“, sagte Dirk von Lowtzow von der Band Tocotronic im Monopol-Interview. Welches Bedeutungsspiel sich hinter dem Ausstellungstitel „In the tittery“ verbirgt, zeigt er gemeinsam mit der Filmerin Jutta Pohlmann in der Galerie Friedlaender. (monopol)
Galerie Friedlaender, 11.2. bis 31.3., Eröffnung am 10.2., ab 19 Uhr

Georg Hornemann in Duisburg
Dass der deutsche Goldschmied und Künstler Georg Hornemann endlich im Kontext eines Kunstmuseums ausgestellt wird, liegt womöglich nicht nur an seinem Stil, seinem souveränen Umgang mit Gold und Edelsteinen. Es liegt womöglich auch ein bisschen an der Kunst selbst, die feinste Nachbildungen aus der Natur aus Edelmetallen in den vergangenen Jahren für sich entdeckt hat. Feingliedrige Skelette, Libellen als Ring, ein Reptilienarmreif – Hornemanns eigene Formensprache ist naturalistisch. Den zugrunde liegenden Gedanken, dass die Natur oft viel verrückter ist, als das, was wir uns auszudenken imstande sind, teilt er mit vielen Gegenwartskünstlern. Auch der Totenkopfsilberknauf für Markus Lüpertz stammt aus seiner Hand. Dabei arbeitet der Schmuckkünstler schon seit den 60er-Jahren an seiner eigenen, fantastischen Formenwelt. (monopol)
Lehmbruck­Museum, Duisburg, 10.2. bis 11.3., Eröffnung am 9.2, 19 Uhr

Louise Bourgeois in Hamburg
Mit einer Ausstellung zu ihrem Spätwerk ehrt die Hamburger Kunsthalle die Künstlerin Louise Bourgeois (1911-2010): Skulpturen, Rauminstallationen, Radierungen und Arbeiten aus Stoff sind im Hubertus-Wald-Forum zu sehen. Dabei setzte sich die französisch-amerikanische Bildhauerin mit existenziellen Themen wie Angst, Abhängigkeit, Erinnerung, Sexualität, Liebe und Tod auseinander. Die berühmte «Maman» (1999) – eine über neun Meter hohe, überdimensionale Spinne aus Bronze, Stahl und Marmor – steht mehr als vier Monate lang auf dem Außenplateau der Kunsthalle. (dpa)
Hamburger Kunsthalle, 10.2.-17.6., Eröffnung am 10.2. ab 19 Uhr

Warhol, Basquiat und Clemente in Bonn
Vielleicht war sie auch eine Liebe zu dritt, die künstlerische Beziehung zwischen Jean-Michel Basquiat, Francesco Clemente und Andy Warhol. Dabei könnten ihre Arbeiten unterschiedlicher kaum sein. Der junge, temperamentvolle Basquiat warf seine Gesten auf die Leinwand, Clemente tauchte ab in träumerisch-surreale Welten, Warhol blieb eher cool. Umso spannender ist es, in der Bonner Kunsthalle jetzt die „Collaborations“ als Zeichen ihrer gegenseitigen Wertschätzung zu sehen. (monopol)
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, 10.2. bis 20.5.

Deutsche Nachkriegs- und Gegenwartskunst in Dresden

Die Galerie Neue Meister in Dresden zeigt die neue Sonderausstellung "geteilt ungeteilt - Kunst in Deutschland 1945 bis 2010". "Ein Drittel davon ist mehr oder minder erstmalig hier zu sehen", sagte Galeriedirektor Ulrich Bischoff am Dienstag. Bis Ende Januar 2013 sollen rund 120 Gemälde, Skulpturen und Plastiken sowie Fotografien und Videoarbeiten exemplarisch die Kunst in Ost- und Westdeutschland veranschaulichen. Zu den Exponaten gehören Wilhelm Lachnits "Tod von Dresden", ein expressiv-abstraktes Frühwerk von Karl Otto Götz, A.R. Pencks "Denkmal für das geteilte Deutschland" und Arbeiten der jüngeren Künstlergeneration aus dem In- und Ausland. (dpa)
Galerie Neuer Meister im Albertinum, Dresden, bis  27.1.2013

Videokunst in Stockholm
Startschuss für die Ausstellung über das Verhältnis von Kunst und Kino ist der Abenteuerfilm „Reise zum Mond“ (1902). Als „Experimentalfilme“ avant la lettre werden nicht nur Georges Méliès’ Pioniertat, sondern auch Charlie Chaplins „Behind the Camera“ (1916) und Dsiga Wertows „Der Mann mit der Kamera“ (1929) gedeutet. Die in der Bonniers Konsthall versammelten Filme und Videoarbeiten, darunter bahnbrechende Werke von Lillian Schwartz und Dana Birnbaum aus den 70er-Jahren, thematisieren Technologie und Produktionsbedingungen von Kino und TV selbst. Ming Wong reinterpretiert in seinen Videos Kinoklassiker. Ryan Trecartin und Lizzie Fitch treiben in ihren Filmen audiovisuelle Kultur und Celebrity-Wahn auf die Spitze. (monopol)
Bonniers Konsthall, Stockholm, bis 8.4.

Yayoi Kusama in London
Seit über 40 Jahren lebt sie freiwillig in der Psychiatrie, jeden Morgen geht sie zur Arbeit in ihr Studio in Tokio. Seit ihrer Kindheit habe sie Halluzinationen, ihre Werke – All-over-Installationen mit Punkten oder Netzen – erreichten letztlich allerdings nie die Schönheit der inneren Bilder, sagt Yayoi Kusama. Mit über 80 hat die Japanerin – in ihrer New Yorker Zeit Weggefährtin von Donald Judd, Claes Oldenburg und Andy Warhol – jetzt ihren ersten großen Auftritt in Großbritannien in der Tate Modern in London. Ihre Radikalität ist akut wie eh und je: „Löscht die Männer auf der Wall Street aus durch Polka-Dots auf ihren nackten Leibern!“ proklamierte die Künstlerin schon in den 60er-Jahren. (monopol)
Tate Modern, London, 9.2. bis 5.6.

Lucian Freud in London
In den letzten fünf Jahren seines Lebens hatte Lucian Freud die Ausstellung über sein Lebenswerk mit vorbereitet, die Eröffnung erlebt er nun nicht mehr mit: Rund ein halbes Jahr nach dem Tod des Malers zeigt die National Portrait Gallery in London «Lucian Freud Portraits». Ausgewählt wurden Arbeiten Freuds aus den Anfangsjahren bis hin zu seinem letzten, unvollständig gebliebenen Gemälde.  Schon im Voraus feiern Kunstkritiker sie als ein Erlebnis.  Freud malte vor allem Freunde, Bekannte, Familienmitglieder, die stundenlang für ihn Modell saßen. Die Ausstellung wirft den Fokus auf bestimmte Gruppen von Modellen und will unter anderem einen Überblick über die stilistische Entwicklung Freuds geben. Dafür wurden mehr als 100 Werke aus Museen und Privatsammlungen aus der ganzen Welt zusammengetragen. Die Ausstellung wurde am Mittwoch von Herzogin Kate eröffnet. (dpa)
National Portrait Gallery, London, bis 27.5.

Akademie-Rundgang in Leipzig
Die Hochschule für Grafik und Buchkunst lädt ab Donnerstag wieder zu ihren traditionellen Rundgängen ein. Bis zum Sonntag zeigen Studenten, Diplomanden und Meisterschüler ihre Werke. Zu sehen sind Arbeiten aus den vier Studiengängen Malerei/Grafik, Fotografie, Buchkunst/Grafik-Design und Medienkunst. Neben Einzelarbeiten, Klassenausstellungen und aktuellen Projekten gibt es die Hausmesse «Vision2020». In der historischen Umgebung des Lichthofes werden Zukunftsvisionen einer wirtschaftlich erfolgreichen Kunsthochschule im Jahr 2020 präsentiert. Die Rundgänge führen durch das gesamte Haus. Außer in der Galerie, dem Lichthof und dem Festsaal werden Kunstwerke auch auf den Fluren sowie in den Werkstätten und Ateliers gezeigt. (dpa)
Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig, 9.-12.2., Eröffnung am 9.2, 18 Uhr

Rundgang in Düsseldorfer Kunstakademie
Beim jährlichen Akademierundgang präsentieren die Klassen von Künstlern wie Rosemarie Trockel, Tony Cragg, Katharina Fritsch oder Andreas Gursky von Mittwoch bis Sonntag Gemälde, Skulpturen, Installationen, Foto- und Videoarbeiten sowie Performances. Einige Studenten stellen ihre Abschlussarbeiten aus und legen ihre Prüfungen ab. Der fünftägige Rundgang durch die Ateliers der Akademie lockt jedes Jahr bis zu 40 000 Besucher an. (dpa)
Kunstakademie Düsseldorf, bis 10.2.

Kunsthochschul-Rundgänge und Absolventen-Ausstellungen finden auch in der UdK Berlin, in der Städelschule Frankfurt und an der Kunsthochschule Mainz statt

Weitere Termine für Deutschland, Österreich und die Schweiz finden Sie in unserem Vernissage-Kalender