Tipps & Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Amsterdam, Chemnitz, Düsseldorf, London, Madrid, Paris, Wien und Wuppertal

Metahaven in Amsterdam
Sind sie Künstler, Designer, Journalisten? Das Kollektiv Metahaven ist in verschiedenen Bereichen aktiv, je nach Projekt ziehen die Gründer Vinca Kruk und Daniel van der Velden noch weitere Akteure hinzu. In ihrer Ausstellung im Amsterdamer Stedelijk Museum präsentieren die Niederländer filmische Werke und Videoinstallationen. Erstmals wird "Eurasia (Questions on Happiness)" gezeigt, ein im Ural und in Mazedonien gedrehter Film über die Neue Seidenstraße, in dem sich Poesie mit Folklore und Gesellschaftskritik verbindet.'
"Metahaven: Earth", Stedelijk Museum, bis 24. Februar 2019

Mario Pfeifer in Chemnitz
Die Kunstsammlungen Chemnitz reagieren mit einer vorgezogenen Schau des Dresdner Videokünstlers Mario Pfeifer auf die aktuelle Fremdenfeindlichkeit in Chemnitz und Sachsen. Ab Mittwoch sind die Arbeiten "Again/Noch einmal" und "Über Angst und Bildung" bis zum 6. Januar in einer Sonderausstellung zu sehen. Die Schau war ursprünglich erst für das kommende Frühjahr geplant. Die Videoarbeit "Again/Noch einmal" wurde mit den bekannten Darstellern Dennenesch Zoudé und Mark Waschke wurde für die Berlin Biennale produziert. Dabei wird der Fall eines Asylbewerbers aufgegriffen, der im ostsächsischen Arnsdorf von vier Männern an einen Baum gefesselt wurde, nachdem es in einem Supermarkt zu einer Auseinandersetzung gekommen war. Das Gericht hatte den Prozess wegen der Geringfügigkeit der zu erwartenden Strafen eingestellt. "Pfeifer rekonstruiert mithilfe von investigativen Journalisten den Vorfall und lädt zehn Bürgerinnen und Bürger mit unterschiedlichen Flucht- und Migrationserfahrungen ein, der Rekonstruktion beizuwohnen und anschließend ihre Sicht auf den Vorfall zu erläutern", teilten die Kunstsammlungen mit. Die neunstündige Videoarbeit "Über Angst und Bildung" geht der Frage nach, woher welche Einstellungen kommen. Ausgangspunkt dabei sind die Pegida-Demonstrationen in Dresden. (dpa)
"Mario Pfeifer: Again/noch eimmal", Kunstsammlungen Chemnitz, bis 6. Januar 2019

Cao Fei in Düsseldorf
Analog oder digital, Museum oder Internet? "Ich bin dafür, die beiden Pole nicht gegeneinanderzustellen", hat Cao Fei kürzlich gesagt. "Die Kanäle, auf denen man Kunst sehen kann, sind vielfältiger geworden. Es ist wie ein Bilderstrom." Einem reißenden Fluss gleicht auch die Situation Chinas, wo die Künstlerin 1978 geboren wurde, denn das Land wandelt sich in irrem Tempo. Cao Feis Videos, Fotografien und Multimedia-Installationen sind Teil ihrer ersten großen Soloschau in Deutschland – im Düsseldorfer K21. In den Arbeiten koexistieren traditionelle Rituale und eine hochtechnisierte Pekinger Arbeitswelt.
Cao Fei, K21 Ständehaus, bis 13. Januar 2019

Georg Baselitz in London 
Gemälde, Zeichnungen, Holzskulpturen und Gouachen, die der deutsche Maler und Bildhauer Georg Baselitz in den 1980er Jahren schuf, sind Thema einer Ausstellung in London. Die Schau "Georg Baselitz: Fokus auf die 1980er Jahre" wird der Galerie Thaddaeus Ropac in Mayfair gezeigt. Mit rund 40 Werken und einer Serie von Zeichnungen ist es die erste Schau überhaupt, die sich ausschließlich mit dem Jahrzehnt befasst, in dem Baselitz der internationale Durchbruch gelang. "Es ist die Dekade, auf die die Künstler von heute zurückblicken", sagte Galerie-Chef Ropac vor der Eröffnung. In Baselitz' Werk habe sich damals ein Wandel zur "freieren, expressionistischen Anwendung von Farbe" vollzogen. Neben so wohlbekannten Werken des 80 Jahre alten Künstlers wie "Die Dornenkrönung" und Gemälden aus den Serien der "Strandbilder", "Orangenesser" und "Trinker" werden nach Angaben der Galerie auch bisher in der Öffentlichkeit ungesehene Arbeiten gezeigt. Dazu gehören die Zeichnung "Ohne Titel (Nachtessen in Dresden)" in roter Kreide, Bleistift und Kohle auf Papier, das Bild "Blauer Kopf" (Aquarell und Tinte auf Papier) – und die Gouache "Ikone" – alle aus dem Jahr 1983.
"Georg Baselitz: A Focus on the 1980s", Thaddaeus Ropac, bis 21. November

Dorothea Tanning in Madrid
Sie zählt zu den bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts und wurde biblische 101 Jahre alt: Die US-Amerikanerin Dorothea Tanning (1910‒2012) malte wie ihr Mann Max Ernst surrealistische Gemälde, sie fertigte Kostüme und Bühnenbilder für Ballettaufführungen, schuf "soft sculptures", schrieb Romane und Gedichte. Die Tanning-Retrospektive in Madrid umfasst neben ihrem fantasiesprühenden malerischen Werk auch Installationen wie "Chambre 202, Hôtel du Pavot" (1970‒73) – ein Zimmer, das von amorphen Skulpturen bewohnt wird.
"Dorothea Tanning: Behind the Door, Another Invisible Door", Museo Reina Sofía, bis 7. Januar 2019

Schiele und Basquiat in Paris
Der eine wurde mit Graffiti-Malerei bekannt, der andere durch nackte und verzerrte Köper von grausamer Erotik. Der eine starb, da war der andere noch lange nicht geboren. Mit Jean-Michel Basquiat und Egon Schiele widmet sich die Fondation Louis Vuitton zwei Ikonen der Kunstgeschichte, die auf den ersten Blick vieles trennt. Was die beiden Künstler dennoch vereint, sollen mehr als 200 Werke zeigen. "Picasso und Matisse", "Picasso und Velázquez", "Emile Nolde und Paula Modersohn-Becker": Ausstellungen, in denen ausgewählte Arbeiten bedeutender Künstler in direkten Dialog treten, gibt es viele. Entweder, weil die Künstler sich gegenseitig beeinflusst haben, Inspirationsquelle waren, derselben Bewegung angehörten oder befreundet waren. Die Gründe sind zahlreich. "Warum diese beiden Superstars vereinen?", fragten sich jedoch bei dieser Pariser Werkschau viele Kunstkritiker. Die Ausstellung vereint mehr als 200 Werke, rund 120 sind Basquiat gewidmet, etwa 100 Schiele, wobei die Fondation die Arbeiten nicht gegenüberstellt, sondern die großformatigen Gemälde Basquiats von den kleinformatigeren Papierarbeiten Schieles räumlich trennt. Dadurch sind zwei Ausstellungen in einer entstanden, die vor allem zeigen, dass beide "Enfants terribles" ihrer Zeit waren. Bei Schiele, 1890 in Wien geboren, dominierte die Aktdarstellung, wobei er keine Tabus kannte. Die nackte Haut und Genitalien seiner Figuren schockierten und galten teilweise als unsittlich. Auch stilistisch lotete er seine Grenzen aus, wie die Werkschau mit dem Autoporträt "Sitzender nackter Mann" und "Frauenpaar" zeigt. Von einer zunächst vom Jugendstil beeinflussten Bildsprache wechselte er zu nervösen und skizzenhaften Linien. Heute wird er als Meister des Expressionismus gefeiert. In nur wenigen Jahren schuf Schiele ein umfangreiches Werk. Schiele starb im Alter von 28 Jahren am 31. Oktober 1918 an der Spanischen Grippe. Basquiat wurde am 22. Dezember 1960 im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren. Im Gegensatz zu Schiele hat der Afroamerikaner nie eine Kunstakademie besucht, dennoch veränderte er so wie Schiele in seinem kurzen Leben grundlegend die moderne Kunst. Als armer Graffiti-Künstler begann er seine Karriere, als Star der internationalen Kunstszene starb er 27-jährig am 12. August 1988 an einer Überdosis von Heroin. "Per Capita", "Boy and Dog in a Johnnypump" und "The Field Next to the Other Road" sind großformatige Arbeiten und visuelle Aussagen gegen soziale Ungerechtigkeit, Sklaverei und Rassismus. Seine Bildsprache vereint schemenhafte schwarze Figuren, Totenköpfe und Textfragmente, zu denen in seinen späteren Werken verstärkt afrikanische Symbole und Werbesprüche hinzukommen. Wie Schiele hat auch Basquiat in kürzester Zeit ein umfangreiches Werk hinterlassen, dessen Farbigkeit und Expressivität der von Schiele gleicht. Sowohl Schiele als auch Basquiat hatten einen Mentor. Bei Schiele war es Gustav Klimt, bei Basquiat Andy Warhol. Mit dem amerikanischen Pop Art Künstler Warhol zusammen schuf Basquiat rund 100 Arbeiten, einige davon sind auch Paris zusehen. (dpa)
"Jean-Michel Basquiat" und "Egon Schiele", Fondation Louis Vuitton, bis 14. Januar

Bruegel in Wien
Zum ersten Mal überhaupt ist in Wien eine umfassende Ausstellung über den Maler Pieter Bruegel den Älteren (1525/30–1569) zu sehen. Bruegel gilt als einer der bedeutendsten niederländischen Maler des 16. Jahrhunderts, der vor allem für seine Darstellungen des bäuerlichen Lebens und seine Landschaftsmalerei bekannt ist. Das Kunsthistorische Museum Wien zeigt bei der Ausstellung fast 30 Gemälde sowie rund 60 Zeichnungen und Grafiken. Anlass ist der 450. Todestag des Künstlers im kommenden Jahr. "Es war unser Ziel, mit einem frischen Auge an diese Werke heranzutreten", sagte Sabine Pénot, eine der vier Kuratoren, am Montag in Wien. So sind etwa gleich zu Beginn der Ausstellung Projektionen zu sehen, die kleine Details der Bruegel-Werke besonders groß darstellen und so einen neuen Blick auf die Gemälde ermöglichen sollen. Zahlreiche Werke verlassen nach Angaben des Museums für die Ausstellung "Bruegel" zum ersten Mal ihre Heimatorte. Zu den Highlights der Schau gehören die beiden sehr unterschiedlichen Bruegel-Darstellungen des Turmbaus zu Babel. Zudem werden die Gemälde "Die Bienenzüchter" und "Der Vogeldieb" erstmals zusammen ausgestellt. Das Kunsthistorische Museum Wien besitzt selbst zwölf Gemälde Bruegels. Am Montagabend sollte die Ausstellung im Beisein des belgischen Königspaars, König Philippe und Königin Mathilde, feierlich eröffnet werden. (dpa)
"Bruegel", Kunsthistorisches Museum, bis 13. Januar 2019

"Blockbuster-Museum" in Wuppertal
Einen Blick hinter die Kulissen eines Museumsbetriebs wirft eine ungewöhnliche Ausstellung im Von der Heydt-Museum Wuppertal. In seiner am Sonntag startenden Abschiedssausstellung "Blockbuster-Museum" präsentiert der langjährige Direktor Gerhard Finckh (66) nicht nur die schönsten Meisterwerke aus der Sammlung des Museums. Er zeigt zugleich wie in einer Werkstatt die verschiedenen Etappen der Entwicklung einer Kunstausstellung. Zu sehen sind unter anderem Fotos der rund 200 Mitarbeiter von den Kuratoren bis zur Kassiererin. Sogar die Finanzpläne des Museums liegen aus. Denn eigentlich hatte Finckh zu seinem Abschied eine Schau zur Kunst des 18. Jahrhunderts geplant - mit Leihgaben etwa aus Schloss Versailles. Aus Kostengründen sagte die Stadt Wuppertal die Ausstellung mitten in den Planungen allerdings ab. Finckh hatte in seiner Amtszeit mit einer Reihe von Ausstellungen zu den französischen Impressionisten Hunderttausende Besucher nach Wuppertal gelockt. (dpa)
"Blockbuster - Museum", Von der Heydt-Museum, ab 7. Oktober