Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Ausstellungen der Woche in Baden-Baden, Berlin, Braunschweig, Düsseldorf, Paris, Rom, Stuttgart und Wien


Coronabedingt können bestimmte Ticket-, Hygiene- und Abstandsregelungen gelten. Vor dem Ausstellungsbesuch empfiehlt sich deshalb ein Blick auf die jeweilige Website der Institutionen.

 

Pierre Soulages im Burda-Museum

Er ist der bekannteste lebende Künstler in Frankreich: Pierre Soulages wurde im vergangenen Dezember 100 Jahre alt, sein malerisches Oeuvre umfasst über 70 Jahre. Den Auftakt einer Retrospektive im Museum Frieder Burda bilden frühe, zwischen 1946 und 1948 geschaffene Gemälde auf Papier. Typisch für Soulages sind die breiten, schwarzen Balkenformen vor hellem Grund und ab 1979 die von reflektierenden Oberflächen geprägten "Outrenoir"-Bilder:  Ein fantastisch-vielfältiges abstraktes Lebenswerk.

"Soulages", Museum Frieder Burda, Baden-Baden, 17. Oktober bis 28. Februar 2021

 

Männlichkeiten in Berlin

Wie sieht Männlichkeit aus? Wann wird sie problematisch? Und wo ist die Abgrenzung zu weiblichen Motiven? Der Berliner Gropius-Bau zeichnet in der Ausstellung "Masculinities: Liberation through Photography" die Entwicklung in der fotografischen Darstellung von Männlichkeitsbegriffen nach. Die Schau in Zusammenarbeit mit dem Barbican Centre London vereint dafür mehr als 300 Arbeiten von 50 Künstlerinnen und Künstlern. Zu den prominenten Namen zählen etwa Laurie Anderson, Richard Avedon, Rotimi Fani-Kayode, Peter Hujar, Robert Mapplethorpe, Annette Messager oder Wolfgang Tillmans. Daneben sind auch Serien und Einzelarbeiten weniger bekannter Fotografinnen und Fotografen zu entdecken.

Stephanie Rosenthal, Direktorin des Gropius Bau, sieht in der Ausstellung "eine nuancierte Auseinandersetzung mit Männlichkeiten in all ihren Facetten und Zwischentönen". Dafür schuf Kuratorin Alona Pardo vom Barbican Centre London die Präsentation in Kapiteln wie "Die Erschütterung des Archetyps", "Männliche Ordnung: Macht, Patriarchat und Raum" oder "Zu nah an zu Hause: Familie und Vaterschaft".

Überlieferte Klischees und einschlägige Darstellungen von Stärke und Macht sind ebenso zu finden wie der Umgang mit dem bewussten Aufbruch - bis hin zu neuen Klischees - etwa bei "Männlichkeit queeren" mit neuen Ästhetiken aus der offener agierenden schwulen Szene seit den 1960er-Jahren.

"Die Rückeroberung des Schwarzen Körpers" thematisiert das Bemühen, einem weißen Blick auf Schwarze neue Aspekte entgegenzusetzen. Um die Perspektive geht es auch bei "Frauen über Männer: Die Revidierung des männlichen Blicks", etwa mit einer kleinteiligen Serie von Marianne Wex zur Fuß- und Beinstellung von Frauen und Männern bei Porträtaufnahmen. (dpa)

"Masculinities: Liberation through Photography", Gropius-Bau, Berlin, bis 10. Januar 2021

 

Vier Jahrhunderte Druckgrafik in Braunschweig

Holzschnitte, Kupferstiche, Lithografien und Serigrafien – unter den rund 40.000 Druckgrafiken in der Sammlung des Städtischen Museums sind alle Spielarten vertreten. Die Ausstellung "Von Rembrandt bis Baselitz. Meisterwerke der Druckgraphik" prunkt ab Oktober mit 156 erstrangigen Blättern, die von ganz Großen der Kunstgeschichte geschaffen wurden. Radierungen von Max Beckmann, Pablo Picasso und Alberto Giacometti, Lithografien von Marc Chagall oder Georges Braque zählen zu den gezeigten Schätzen, viele von ihnen waren selten, einige noch nie zu sehen.

Der Holzschnitt war eine wichtige Domäne der Brücke-Expressionisten: Von Ernst Ludwig Kirchners Holzschnitt "Mann und Frau am Strand bei aufgehendem Mond" existieren weltweit nur acht Exemplare – eines davon in Braunschweig. Die Ausstellungsreise durch vier Jahrhunderte beginnt mit Rembrandt van Rijn und seinem unbestrittenen Rang als "Virtuose der Radierung". Weitere Themeninseln widmen sich "Bildnis, Selbstbildnis und Vision", Aktdarstellungen, Menschengruppen, mythologischen Szenen, Natur- und Landschaftsdarstellungen sowie einem Kernthema der Moderne: "Mit wenigen Strichen – Abstraktion". Hier sind etwa Druckgrafiken des inzwischen 100-jährigen Pierre Soulages ausgestellt, des letzten noch lebenden Vertreters der Neuen Pariser Schule. Die Blätter der Zero-Gründer Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker setzen der Druckgrafik-Schau weitere Glanzpunkte auf. 

"Von Rembrandt bis Baselitz. Meisterwerke der Druckgraphik", Städtisches Museum Braunschweig, 18. Oktober bis 10. Januar 2021

Fotos: Dirk Scherer, © Städtisches Museum Braunschweig

Käthe Kollwitz "Selbstporträt", 1921

 

Romantischer Malerstar im Kunstpalast Düsseldorf

Caspar David Friedrich (1774-1840) gilt heutzutage als der Malerstar der Romantik. Zu Lebzeiten war der sächsische Maler düsterer Landschaften, nebelverhangener Gebirge und einsamer Menschen in der Natur allerdings nicht immer populär. Sogar Johann Wolfgang von Goethe fand Friedrichs Bilder irgendwann zu wenig lebensbejahend. Dass der Stern Friedrich zu sinken begann, hatte wohl mehrere Gründe. Die zunehmend düsteren und mystifizierenden Arbeiten entsprachen nicht mehr dem Zeitgeist. Und am Rhein stieg die Düsseldorfer Malerschule mit ihren dramatischen und aktionsgeladenen Bildern zu Ruhm auf.

Die Ausstellung "Caspar David Friedrich und die Düsseldorfer Romantiker" stellt im Museum Kunstpalast in Düsseldorf rund 30 Gemälde und 20 Zeichnungen Friedrichs den Werken der hiesigen Malerschule gegenüber. Die Ausstellung mit insgesamt rund 120 Werken - teils Leihgaben aus dem Louvre in Paris, Madrid und der Alten Nationalgalerie in Berlin - ist vom 3. März bis 6. Juni 2021 auch im Museum der Bildenden Künste Leipzig zu sehen. (dpa)

"Caspar David Friedrich und die Düsseldorfer Romantiker", Museum Kunstpalast, Düsseldorf, bis 7. Februar 2021

© Gnamm – ARTOTHEK

Caspar David Friedrich "Felsenriff am Meeresstrand", 1824

 

Starfotograf Jimmy Nelson in Paris

Von den Dani in Indonesien über die Himba-Hirten in Namibia bis zu den Dolganen Sibiriens: Der britische Starfotograf Jimmy Nelson ist rund um den Globus gereist, um die letzten indigenen Völker zu dokumentieren. Rund 100 seiner einzigartigen Aufnahmen werden nun in Paris im "Atelier des Lumières" auf zehn Meter hohe Wände projiziert. 

"The Last Sentinels" (etwa: Die letzten Wächter) heißt die Multimedia-Schau. Sie taucht in die Bräuche und das Leben der Ureinwohner ein, die Nelson seit 2009 mit seiner Plattenkamera einfängt. Ziel der Ausstellung im Pariser Zentrum für digitale Kunst ist es, die Besucher für das ebenso beeindruckende wie zerbrechliche Ökosystem zu sensibilisieren, in dem der Mensch noch so gut wie möglich in Harmonie mit der Natur lebe, so die Organisatoren.

Nelson setzt seine Protagonisten stark in Szene - weshalb manche ihm vorwerfen, er mache Modefotos. Wie der 53-Jährige in seinen Interviews erklärt, geht es ihm aber darum, Stolz und Identität zu zeigen. Die Multimedia-Schau findet im Rahmen des zweijährigen Ausstellungszyklus' "Rettet den Planeten" statt. 2018 waren spektakuläre Luftbildaufnahmen von Yann Arthus-Bertrand gezeigt worden. (dpa)

"The Last Sentinels", Atelier des Lumières, Paris, bis 31. Oktober

 

Musée d'Orsay zeigt Léon Spilliaert

Von den Menschen auf seinen Werken geht eine beunruhigende Abgeschiedenheit aus; von seinen Landschaftsdarstellungen eine beklemmende Atmosphäre: Léon Spilliaert gilt als Maler der Einsamkeit und unendlicher Perspektiven, seine Bildwelt schwankt zwischen Symbolismus und Expressionismus. Das Pariser Orsay-Museum widmet dem belgischen Künstler (1881-1946) nun die erste Ausstellung seit 40 Jahren in Frankreich. "Licht und Einsamkeit" konzentriert sich auf die Jahre 1900-1919 und zeigt seine radikalsten Werke.

Die Ausstellung beginnt mit Selbstporträts, die dramatische Selbstinszenierungen sind, und schlägt den Bogen hin zu seinen geisterhaften Meer- und Strandbildern von Ostende, wo der Maler geboren wurde. (dpa)

"Licht und Einsamkeit", Musée d'Orsay, Paris, bis 10. Januar 2021

 

Skulpturen von Torlonia in Rom

Sie gilt als eine besonders prachtvolle Antiken-Sammlung und war rund ein halbes Jahrhundert kaum zugänglich: Die Kapitolinischen Museen in Rom zeigen eine Auswahl der Skulpturen von Torlonia in einer vielbeachteten Schau. Die rund 90 römischen und griechischen Skulpturen sind bis zum 29. Juni 2021 zu sehen. Die Marmor-Meisterwerke stammen aus der Sammlung der römischen Adelsfamilie Torlonia. Um den Kunstschatz hatte ein jahrzehntelanger Streit zwischen der Familie, deren Vorfahren die Werke gesammelt hatten, und dem italienischen Staat getobt. Viele Stücke waren lange verpackt und eingelagert gewesen.

Die Antikensammlung umfasst insgesamt mehrere Hundert Werke. Nach einem Kompromiss dauerte es noch einmal rund vier Jahre, bis die Exemplare für die Präsentation ausgewählt und vorbereitet waren. Italiens Kulturminister Dario Franceschini sagte, dass nun "die bedeutendste Privatsammlung griechischer und römischer Kunst in der Welt" wieder ans Licht der Öffentlichkeit komme. (dpa)

"The Torlonia Marbles. Collecting Masterpieces", Musei Capitolini, Rom, bis 29. Juni 2021

Foto: Uncredited/Fondazione Torlonia/AP/dpa

Antike griechische und römische Marmorstatuen der Fondazione Torlonia in einem Ausstellungsraum des Kapitolinischen Museums in Rom

 

Französische Impressionisten in Stuttgart

Mit Werken berühmter und auch weniger bekannter Maler und Künstlerinnen will die Staatsgalerie Stuttgart der sinnlichen Wirkung des Impressionismus auf den Grund gehen. An das Fühlen und Riechen appelliert die neue Ausstellung ebenso wie an das Sehen und an das Hören. Unter dem Titel "Mit allen Sinnen! Französischer Impressionismus" zeigt die Staatsgalerie in den kommenden Monaten bekannte Werke aus dem eigenen Bestand und aus privaten Sammlungen. Dazu gehören Bilder von Pierre-Auguste Renoir, Camille Pissarro und Claude Monet, aber auch Gemälde der weniger berühmten Künstlerinnen Mary Cassatt und Berthe Morisot.

"Wir sind sinnliche Wesen und können Kunst nur über unsere Sinne erfahren", erklärte Staatsgalerie-Direktorin Christiane Lange vor der Eröffnung der Schau. Der Impressionismus mache dem Betrachter den Einstieg in diese Sinnlichkeit der Kunst einfacher als andere Epochen. Insgesamt sind rund 60 Exponate zu sehen. Etwa jedes zweite davon stammt aus anonymen Privatsammlungen und wurde nach Angaben des Museums bisher selten oder noch nie ausgestellt. (dpa)

"Mit allen Sinnen! Französischer Impressionismus", Staatsgalerie, Stuttgart, bis 7. März 2021

Foto: dpa

Eine Besucherin interagiert in Stuttgart mit einer Installation, die das Gemälde "Rouen, Platz der Republik bei Regen" des Künstlers Camille Pissarro aus dem Jahr 1883 zeigt

 

Azteken-Schau im Wiener Weltmuseum

Glanz und Untergang der Azteken sind nun in einer umfangreichen Schau im Weltmuseum in Wien zu sehen. Mehr als 200 Objekte und Leihgaben aus europäischen und mexikanischen Museen geben Einblick in die hohe Kultur des Volkes, das von seiner Hauptstadt Tenochtitlan im heutigen Mexiko aus im 15. Jahrhundert weite Teile Mittelamerikas beherrschte. Die Ausstellung will aber auch auf Missverständnisse hinweisen.

So sei der Opferkult mitsamt der Tötung von Menschen wohl von den Zeitzeugen aus Europa übertrieben dargestellt worden, hieß es. Die Tötung von Kriminellen und Feinden sei zwar nicht ungewöhnlich gewesen, jedoch wesentlich seltener geschehen als es die von den kolonialzeitlichen Autoren angegebenen Zahlen vermuten ließen.

Der spanische Eroberer Hernán Cortéz hatte im frühen 16. Jahrhundert die Azteken besiegt. Innerhalb kürzester Zeit zerstörten die fremden Truppen, deren einheimische Verbündete und eingeschleppte Krankheiten ein blühendes Reich und dessen Kultur. Teil der Schau ist auch der in der Dauerausstellung des Weltmuseums Wien ausgestellte weltberühmte Federkopfschmuck mit Hunderten langen Quetzal-Federn und mehr als tausend Goldplättchen. Dieser Kopfschmuck ist der einzige seiner Art, der erhalten blieb.

Die Sonderausstellung wurde vom Linden-Museum Stuttgart, wo sie 2019 bis 2020 zu sehen war, in Kooperation mit dem Nationaal
Museum van Wereldculturen in den Niederlanden und dem Instituto Nacional de Antropología e Historia (INAH) in Mexiko konzipiert. Sie wird nach der Station in Wien ab Juni 2021 im Museum Volkenkunde in Leiden (Niederlande) zu sehen sein. (dpa)

"Atzteken", Weltmuseum, Wien, bis 13. April 2021