Kunstmesse in Wien

10 Werke, die man auf der Viennacontemporary nicht verpassen sollte

In der Wiener Marx-Halle findet noch bis Sonntag Österreichs größte Messe für zeitgenössische Kunst statt. Hier sind unsere Highlights von der Viennacontemporary

Pavel Brăila bei Eastwards Prospectus (Bukarest)
Frisch von der Athener Documenta kommt Pavel Brăilas Kunstschnee aus Sotschi nach Wien. In der goldenen Gefriertruhe auf griechischem Marmorsockel erinnern die Einmachgläschen für 7000 Euro das Stück an den Kostenirrsinn Olympia, der einer Schwarzmeermetropole mit subtropischem Klima das Wintermärchen bescheren sollte. Die Installation "The Golden Snow of Sotchi" in Conceptstore-Optik ist eine vergiftete Verführung und lässt sich ohne das erdrückende Theoriekonzept der d14 noch vielseitiger lesen.

 

Michael E. Smith bei KOW (Berlin)
In der von Miguel Wandschneider kuratierten "Solo & Sculpture"-Sektion stechen die surrealen Mini-Skulptürchen des Amerikaners Michael E. Smith (KOW) heraus. Der ausgehöhlte Papageienkopf auf Bürste wirkt wie der Zeitvertreib eines transhumanistischen Gottes und bekommt in der weiträumigen Kabine den Platz, den Smiths Werke brauchen.

 

 

Feng Lu bei Michael Schultz (Berlin)
Das Wappentier der Viennacontemporary: sicherlich der entzückend detailverliebte Kunstharz-Trump-Mops (der meistens bezeichnenderweise für ein Schwein gehalten wird) von Feng Lu bei Michael Schultz. Dass der chinesische Künstler nicht nur das nächstliegende Ziel der politischen Gegenwart sondern auch sich selbst dem Spott preisgibt, zeigt sein Eierkarton mit fünf hysterisch kichernden Selbstporträt-Eiern. 

 

 

Klára Kuchta – acb Gallery (Budapest)
Wo Trump ist, sind die Pussyhats des feministischen Protests nicht weit - und die Viennacontemporary ist eine ziemlich pussy-affine Messe. Eine ausladende Häkel-Vagina von Klára Kuchta zeigt zum Beispiel die Budapester Galerie acb innerhalb des schon lange geplanten und erstmals realisierten Ungarn-Fokus, der den Blick zurück in die 70er-Jahre richtet. Kuchtas Skulptur von 1973 ist eine nicht gerade subtile, aber unheimlich gegenwärtige Erinnerung an den künstlerischen Kampf um weibliche Sichtbarkeit und Selbstbestimmung, der in Trump-Times wieder aufflackert. Das Pussy-Pendant von 2015 liefert Sükran Moral bei der Zilbermann Gallery in Silber geformt.

 

Feministische Positionen bei Konzett (Wien)
Nicht ganz zufällig zeigt auch die Wiener Konzett-Galerie klassisch feministische Provokation von Valie Export und Carolee Schneemann, Schutzheilige heutiger Künstlerinnen. Auch Helen Chadwicks Haar-und-Schweinedarm-Ornamente von 1991 haben nichts von ihrer barocken Schönheit mit Abstoßungsnachgeschmack verloren.

 

 

 

Hilla Kurki bei Taik Persons (Berlin)
Leise melancholisch und hypnotisch sind die Fotos der finnischen Fotografin Hilla Kurki bei Taik Persons. Auch die zur Helsinki School gezählte Künstlerin huldigt mit Yoko Ono einer Body-Art-Pionierin und inszeniert ihre eigene Version des "Cut Piece", bei der sie sich in einer Schwarz-Weiß-Serie selbst aus ihrem Kleid herausschneidet. In ihrem vierteiligen Werk "Comforter" versteckt sie sich in einem schweren Teppich. Sie ist Skulptur, Larve und Burka-Frau in einem und abstrahiert so die tagesakuellen politischen Diskurse um weibliche Körper. 

 

Nina Beier bei Croy Nielsen (Wien)
Irritierende Wellness-Skulpturen aus Sonnenliegen und bedruckten Auflagen mit Fischen und Geldscheinen liefert Nina Beier bei der Wiener Galerie Croy Nielsen. Grüße aus dem Instagram-Alptraum-Sanatorium.

 

Assunta A.A.M. bei der Galerie Ernst Hilger (Wien)
Wiener Zombieapokalypse trifft Historienmalerei: Bei der Galerie Ernst Hilger zeigt die junge Künstlerin Assunta A.A.M. (geboren 1993 in Klagenfurth) mit Kugelschreiber und offenbar endloser Geduld gezeichnete Wimmelbilder á la Hieronymus Bosch. "Tell them all about it" sind Psychogramme einer hysterischen Gesellschaft, in der sich niemand am richtigen Ort zu fühlen scheint.


Lucía Pizzani bei House of Egorn (Berlin)
Ein Abstecher bei der Berliner Galerie House of Ergon, die am 13. Oktober ihre neuen Räume in der Potsdamer Straße in Berlin eröffnet, lohnt sich schon deshalb, weil sich die filigranen Muster auf den Keramiken von Lucia Pizzani aus Venezuela nicht auf Fotos bannen lassen. Die zweifach lackierten Skulpturen erinnern an Schlangenhaut und sind gleichzeitig elegant, organisch und unheimlich.

 

Dorit Margreiter bei Charim Galerie (Wien)
In eine abstrakte Puppenstube verwandelt die Wiener Künstlerin Dorit Margreiter die Kabine der Charim Galerie. Margreiters unerschütterliches Gespür für Farbräume, Linien und Rahmungen zeigt sich auch in den beiden neuen Serien "Light Drawings" und "Cinema".