Rirkrit Tiravanija in Basel

Was riecht hier so streng?

Nirgends zeigen sich die Widersprüche des Kunstbetriebs deutlicher als auf der Art Basel. Ein neues Wandbild von Rirkrit Tiravanija direkt neben der Messe liest sich wie ein Kommentar auf das ambivalente Wesen der Kunst

Ein Besuch der Art Basel fühle sich so an, wie den Eltern beim Sex zuzuschauen, gestand ein Künstler neulich in einem Gespräch. Während man in Berlin, wo sogar bei manchen Galeriedinnern keine Sammler mit am Tisch sitzen, die ökonomischen Grundlagen des Kunstbetriebs gut ausblenden kann (solange nur irgendwoher etwas Geld reinkommt), ist das in Basel in der Messewoche nicht so leicht möglich. Hier prallen die Widersprüche heftigst aufeinander. So klagte etwa "Artnet" gerade, dass zwar auf der Messe überall Kunstwerke zum Klimawandel zu sehen sein, die Branche selbst sich aber nicht um grünes Verhalten schere. 

"THE ODIOUS SMELL OF TRUTH" - "Der abscheuliche Geruch der Wahrheit" steht seit dieser Woche auf einer Häuserwand in der Drahtzugstrasse in Basel, hundert Meter von der Messe entfernt. Man kann diese menetekelartigen Worte –  eine neue Arbeit des Künstlers Rirkrit Tiravanija – als Kommentar zu den manchmal bitteren Erkenntnissen lesen, die einen die mächtige Art Basel lehrt. Aber dem Thailänder geht es nie um einfache Deutungen, seine Kunst ist offen für Interpretation und heißt Widersprüche willkommen. 

Beauftragt wurde das Werk übrigens von Beat Raeber, der nach dem Ende der Zürcher Galerie RaebervonStenglin nun eine Galerie in neuem Format gestartet hat.