Abbau im Oktober

Stadt Kassel kauft doch nicht den Documenta-Obelisken

Der Documenta-Obelisk, eine Arbeit des US-Künstlers Olu Oguibe, wird nun doch nicht von der Stadt Kassel angekauft

Die Stadt habe ihm mitgeteilt, dass sie nicht die geforderte Summe aufbringen könne, schrieb der 52-Jährige auf seiner Facebook-Seite. Nach Informationen der "Hessische/Niedersächsische Allgemeine" (HNA) verlangt der Künstler eine siebenstellige Summe. Kulturdezernentin Susanne Völker bestätigte gegenüber der Zeitung, dass die Stadt vom Erwerb eines der Außenkunstwerke absehen werde. Gründe dafür seien grundsätzlich die finanziellen Probleme der Documenta 14 sowie eine "nicht zu erzielende Finanzierung" von Außenkunstwerken.

Oguibe hat für die Arbeit im Juni den mit 10.000 Euro dotierten Arnold-Bode-Preis der Stadt erhalten. Damals habe der Künstler mit nigerianischen Wurzeln deutlich gemacht, dass die Arbeit ausdrücklich für Kassel gemacht sei, schreibt er nun selbst. Das Werk stehe auf einem Platz, der vor 200 Jahren von einem Mann gestaltet wurde, der aus einer Flüchtlingsfamilie komme. Oguibe meint den Königsplatz, der vom Stadtplaner Simon Loius du Ry angelegt wurde. Der 16 Meter hohe Obelisk trägt in Deutsch, Englisch, Arabisch und Türkisch die Inschrift "Ich war ein Fremdling und ihr habt mich beherbergt" aus dem Matthäus-Evangelium.

Bislang wurde dem Künstler von Stadt kein Angebot gemacht und es gab auch keine Preisverhandlungen. Auch wurden keine Finanzierungsmodelle besprochen. Oguibe signalisiert weiter Gesprächsbereitschaft. Er möchte eine Vereinbarung erreichen, mit der der Aufwand für das Kunstwerk als Unikat honoriert wird. Er fordert die Kasseler Bürger auf, der Stadt zu schreiben, damit sie das Projekt weiter verfolge und endlich ein Angebot mache.

Nach Angaben der "HNA" muss das Werk im Oktober abgebaut werden, sollte das Werk nicht angekauft werden, da der Nutzungsvertrag zwischen Stadt und der Documenta GmbH dann ausläuft.

Im August, als der Kulturausschuss den möglichen Ankauf diskutierte, sorgte ein AfD-Politiker für einen Eklat, indem er das Werk als "entstellte Kunst" bezeichnete und ankündigte, wenn der Obelisk stehen bleibe, werde man nach jedem von Flüchtlingen verübten Anschlag dort zu Demonstrationen aufrufen.