Offener Brief

Architekten gegen Pronold als Direktor der Bauakademie

Der SPD-Politiker Florian Pronold wird Gründungsdirektor der Berliner Bauakademie. Diese Personalie löst Ärger aus

Rund 180 Architekten, Kuratoren und Museumsdirektoren haben gegen die Ernennung des SPD-Politikers Florian Pronold zum Gründungsdirektor der Berliner Bauakademie protestiert. Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Staatssekretär im Bundesumweltministerium besitze nicht die Qualifikationen für das Amt, zudem habe es dem Auswahlverfahren an Transparenz gefehlt, heißt es in einem Offenen Brief an den zuständigen Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und den Stiftungsrat der Bundesstiftung Bauakademie.

Pronold habe keine der geforderten fachlichen Kompetenzen für den Posten aufweisen können, schreiben die Architekten in der am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme. Entgegen den Anforderungen sei der Jurist in der Welt des Bauens nahezu unbekannt. Er könne weder Fachpublikationen noch Museumserfahrung vorweisen. Damit werde eine Chance vergeben, die Bauakademie als Architekturzentrum mit internationaler Ausstrahlung zu etablieren.

Zu den Unterzeichnern gehören die Architekten HG Merz, Christoph Ingenhoven, Louisa Hutton, Jan Kleihues, Volkwin Marg und Gesine Weinmiller, der Präsident der Technischen Universität Berlin, Christian Thomsen, die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy und der frühere Hamburger Oberbaudirektor Jörn Walter.

Das federführende Innenministerium erklärte auf Anfrage, der Stiftungsrat sei bei der Personalie der Empfehlung der Findungskommission gefolgt. "Dem ging ein formelles und geordnetes Bewerbungsverfahren voraus", heißt es weiter. Der Findungskommission gehörten demnach Fachjuroren und politische Vertreter an. Sie habe sich nach "intensiver und sorgfältiger Befassung" mit den Bewerbungen und den Gesprächen mit den Kandidatinnen und Kandidaten der engeren Wahl einstimmig dafür entschieden, dem Stiftungsrat Pronold zu empfehlen.

Pronold war Mitte November zum Gründungsdirektor der Bundesstiftung Bauakademie ernannt worden. Der 46-jährige Politiker aus Bayern soll die von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) gegründete Akademie wiederbeleben. Die Akademie soll ein Forum für Themen rund um Architektur, Bauwesen und Stadtentwicklung sein.

Zur Begründung der Personalie hieß es damals, Pronold bringe große politische und fachliche Erfahrung aus seiner früheren Tätigkeit als für Bau zuständiger Staatssekretär mit, insbesondere auch im bisherigen Entstehungsprozess der Bundesstiftung Bauakademie.

Neben dem personellen Aufbau der Stiftung sollen nun die Programmatik und das Nutzungs- und Raumkonzept festgelegt werden. Darauf aufbauend soll es einen Planungswettbewerb für das Akademiegebäude geben, so ein Sprecher des Innenministeriums.