Giuseppe Penone begeistert Versailles

Bäume aus Bronze und Gold

Paris (dpa) – Gold, Bronze und monumental: Der italienische Künstler Giuseppe Penone hat den Geschmack von Versailles getroffen. «Größe und Eleganz - Begriffe, die Versailles verkörpern und das Werk Penones», erklärte die Präsidentin des Schlosses von Versailles Catherine Pégard. Die riesigen Penone-Bäume ragen mitten auf der Königlichen Allee in die Höhe oder mitten im Schloss. Sie passen zu diesem Ort, wie der Besucherandrang zeigt.

Während der bonbonrote Riesenhund des Kitschkönigs Jeff Koons und die Kulleraugen-Mangas des Japaners Takashi Murakami in den vergangenen Jahren für Skandale sorgten, stößt Penone mit seinen Bäumen nachgebildeten Bronzeskulpturen mit Findlingen und Gold auf den Ästen auf einhellige Begeisterung. Weder schlechte Kritiken noch Protestaufrufe des Kollektivs «Sauvegarde du Château de Versailles», Gralshüter des Schlosses, sind zu vernehmen. Penone hat den Geist des Barocks getroffen.

Insgesamt sind bis zum 31. Oktober 19 Skulpturen zu sehen, drei davon im Schloss. «Meine Werke folgen der Perspektive von André Le Nôtre und heben sie hervor», sagte der Künstler. So sind seine Arbeiten eine Hommage an den Gartenbauarchitekten des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV., der dieses Jahr seinen 400. Geburtstag feiert.

Mitten auf der Königsallee, dem Symbol der Macht, steht sein «Spazio di luce» (etwa: Lichtraum): hohle Baumstämme, die auf verschnörkelten Ästen mit Goldblattverzierung liegen. Sie gleichen Rieseninsekten und scheinen aus einer 14 Meter hohen Eiche zu kriechen. Um den jungen lebenden Baum hat Penone eine Rinde aus Bronze gegossen und dem Werk den Titel «Tra scorza e scorza» gegeben, was so viel heißt wie «Zwischen Rinde und Rinde». Das Ensemble verlängert die Perspektive, die bis zum Großen Kanal reicht.

Der Abguss stammt von der Rinde einer der Bäume, die der Sturm im Jahr 1999 im Schlosspark ausgerissen hatte. Penone hatte damals zwei dieser Bäume gekauft. Der zweite steht ebenfalls in Bronzeform am Fuß der Prachttreppe Gabriel mitten im Schloss.

Penones Installationen und Skulpturen sind meist Objekte und Materialien aus der Natur. Überall, wo sie stehen, lösen sie Begeisterung aus. 2012 gehörte seine Skulptur «Idee di Pietra» zu den beliebtesten Kunstwerken der Weltkunstausstellung Documenta in Kassel. Erst kürzlich wurde entschieden, dass die Skulptur in der Kassler Karlsaue bleiben wird.