Auktion in London

Banksys Schimpansen-Gemälde für mehr als elf Millionen Euro verkauft 

Das britische Unterhaus voller Schimpansen: Für dieses Gemälde des so berühmten wie unbekannten Künstlers Banksy hatte das Auktionshaus Sotheby's mit einem Erlös von 1,5 bis 2 Millionen Pfund gerechnet. Ein Unbekannter erhielt den Zuschlag – für die fünffache Summe

Das größte bekannte Banksy-Gemälde, das das britische Unterhaus voll besetzt mit Schimpansen zeigt, ist für mehr als elf Millionen Euro verkauft worden. Das Londoner Auktionshaus Sotheby's gab den Verkaufspreis für das Werk mit dem Titel "Devolved Parliament" auf seiner Internetseite am Donnerstagabend mit 9,8 Millionen Pfund (11,06 Millionen Euro) an. Zu dem Käufer gab es keine Angaben.

"Unabhängig davon, auf welcher Seite man in der Brexit-Debatte steht, gibt es keinen Zweifel, dass dieses Werk heute relevanter ist als jemals zuvor", hatte Sotheby's vor der Auktion erklärt. Banksy habe die "kompliziertesten politischen Situationen der Gesellschaft" in nur einem einzigen Bild destilliert, schwärmte Alex Branczik, der bei Sotheby's für zeitgenössische europäische Kunst verantwortlich ist.

Das monumentale Gemälde, das mehr als vier Meter lang und zweieinhalb Meter hoch ist, wurde vor rund zehn Jahren geschaffen und war erstmals 2009 in einer Ausstellung in Bristol zu sehen. Damals hieß es noch "Question Time" ("Fragestunde"). Der Künstler arbeitete es später um. Unter anderem ließ er die Lampen an der Decke verlöschen. Die Banane, die ein Affe im Vordergrund in der Hand hält, zeigt nun nach unten statt nach oben. Kurz vor dem ursprünglich geplanten Brexit-Datum am 29. März dieses Jahres war es erneut in einer Ausstellung in Bristol zu sehen.

Der Titel "Devolved Parliament" ist ein Wortspiel mit dem politischen Begriff, der in Großbritannien für die Reform des Zentralstaats, hin zu einer regionalen Verwaltung steht. Wörtlich bedeutet "devolved" eigentlich "übertragen", es kann aber auch als Gegenteil von «evolved» («entwickelt») verstanden werden, das von "Evolution" abgeleitet ist.

Banksy selbst meldete sich nach dem Bekanntwerden des Rekordpreises für das Bild auf Instagram zu Wort: "Schade, dass ich es nicht mehr besessen habe", schrieb er. Dazu stellte er ein Zitat des Kunstkritikers Robert Hughes: "Kunst sollte uns ein klareres und intelligenteres Gefühl geben. Sie sollte uns kohärentere Empfindungen vermitteln, die wir sonst vielleicht nicht hatten. Doch der Preis eines Kunstwerks ist mittlerweile Teil seiner Aufgabe, sein neuer Job ist es, an der Wand zu hängen und noch kostbarer zu werden. Anstatt wie ein Buch zum gemeinsamen Eigentum der Menschheit zu werden, wird Kunst zum alleinigen Eigentum von jemandem, der es sich leisten kann. Nehmen wir an, dass jedes gute Buch der Welt eine Million Dollar kosten würde - was für eine katastrophale Auswirkung das auf die Kultur hätte."

 

Im vergangenen Jahr hatte Banksy mit einer kunstmarktkritischen Aktion bei Sotheby's großes Aufsehen erregt. Das Bild "Girl with a Balloon" war für umgerechnet knapp 1,2 Millionen Euro versteigert worden. Kurz nachdem der Hammer fiel, lief es zum Erstaunen der Teilnehmer durch einen im Rahmen verborgenen Schredder, übrig blieb nur der obere Teil des Bildes, der Rest hing in Streifen herunter. Banksy stellte die Aktion später auf seinem Instagram-Account im Internet als von langer Hand geplante Kritik am Kunstmark dar. Das Auktionshaus teilte mit, die Käuferin sei eine "europäische Sammlerin und langjährige Kundin von Sotheby's" und nehme es auch zerschreddert an. Dies sei das "erste Kunstwerk der Geschichte, das während einer Auktion live entstanden" sei.

Banksys Identität gibt bis heute Rätsel auf. Bekannt ist nur, dass er aus Bristol stammt und Ende der 90er-Jahre nach London kam. Einen Namen machte er sich mit seinen gesellschaftskritischen und meist kontroversen Motiven.