Polen

Danzigs Bürgermeisterin wehrt sich gegen neues Westerplatte-Museum

Danzigs Bürgermeisterin Aleksandra Dulkiewicz hat den polnischen Präsidenten aufgefordert, Pläne zum Bau eines umstrittenen Museums auf der Westerplatte zu stoppen

Sie habe das Staatsoberhaupt Andrzej Duda in einem Brief gebeten, gegen ein entsprechendes Gesetz ein Veto einzulegen oder es an das Verfassungsgericht weiterzuleiten, sagte Dulkiewicz am Samstag nach Angaben des Senders TVN24.

Grund des Streits ist ein vom polnischen Parlament verabschiedetes Gesetz, mit dem die nationalkonservative Regierung auf der Halbinsel, die bisher größtenteils vom oppositionell regierten Danzig verwaltet wird, ein Museum errichten kann.

Kritiker fürchten, im Vordergrund könne möglicherweise eine einseitige Interpretation von Geschichte stehen. Nach einem Rechtsruck 2015 setzt die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit PiS in Polens Geschichtspolitik neue Akzente. Die Regierenden propagieren Werte wie nationale Identität und Patriotismus. Damit das Westerplatte-Gesetz in Kraft tritt, muss Duda es noch unterschreiben - dies gilt als wahrscheinlich, da der Politiker aus Reihen der Nationalkonservativen stammt.

Dulkiewicz kritisierte, dies werde Zeugnis dafür sein, dass die PiS-Regierung die Meinung anderer nicht berücksichtige. Historiker, Zeitzeugen und Bürger hätten in die Pläne miteinbezogen werden müssen. Das Gesetzgebungsverfahren weist Dulkiewicz zufolge viele Unstimmigkeiten auf. Polens Regierung argumentiert, der historisch bedeutende Ort sei von der Stadt Danzig vernachlässigt worden.

Der Beschuss der Westerplatte am frühen Morgen des 1. Septembers 1939 leitete den deutschen Angriff auf Polen und damit den Beginn des Zweiten Weltkriegs ein. Nach Kriegsende wurde die Verteidigung der bewaldeten Halbinsel bei Danzig (Gdansk) in Polen zur Heldenlegende, die vor allem an den Widerstand gegen die deutsche Übermacht erinnert. Seit 1966 steht auf der Westerplatte ein 25 Meter hohes Granit-Denkmal.