Hiscox-Studie

Kunstmarkt digitalisiert sich weiter

Der internationale Spezialversicherer Hiscox hat seinen neuen Report zum Online-Kunsthandel vorgelegt. Künstliche Intelligenz und Blockchain-Technologie werden in Zukunft wichtig. Aber beim Datenschutz gibt es Verbesserungsbedarf

Blockchain, Künstliche Intelligenz, Big Data: Wahlweise stehen diese Begriffe für Horrorvorstellungen der Digitalisierung oder für Dinge, die uns das Leben in Zukunft leichter machen. Das gilt auch für den Kunsthandel, denn immer mehr Werke werden im Internet verkauft. 

Oder, in Zahlen: Der Online-Markt für Kunst ist im Jahr 2017 um zwölf Prozent gewachsen. Damit betrug der Gesamtumsatz 4,22 Milliarden Dollar. Im Jahr zuvor, 2016, stieg der Umsatz um 15 Prozent. Aber eine Steigerung wie 2015, um 24 Prozent nämlich, sei erst einmal nicht zu erwarten. Das vermuten die Kunstmarkt-Experten von Hiscox. Trotzdem glauben sie an eine knappe Verdoppelung bis 2023, denn bis dann soll die Summe 8,37 Milliarden Dollar betragen. 

Hiscox ist - unter anderem - auf gewerbliche Kunstversicherung spezialisert. Die Experten des internationalen Versicherers haben Vertreter von Online-Plattformen zum Kunsthandel im Netz befragt. Beinahe einig sind sie sich darüber, dass der Online-Kunsthandel auf eine Konsolidierung zusteuert: 81 Prozent glauben daran, dass Fusionen, Kooperationen und Übernahmen zu einem einheitlichen Markt mit wenigen Akteuren führen. 

Robert Read, zuständig für Kunst- und Privatkunden bei Hiscox, überrascht das nicht. "Der Markt hat jetzt eine Reife erreicht, mit der sich das Online-Geschäft dauerhaft positiv entwickelt", sagt er. 41 Prozent der Befragten glauben sogar, dass diese Entwicklung zu einem Anbieter führt, der das Monopol hat. Knapp ein Drittel geht von spezialisierten Angeboten aus, 30 Prozent glauben, dass es irgendwann verschiedene Online-Plattformen für verschiedene Regionen geben wird.

Eine Reihe von Übernahmen spricht jedenfalls für den Trend zur Vereinheitlichung. Das Online-Auktionshaus Paddle8 zum Beispiel fusionierte mit dem Technologieunternehmen The Native. Sotheby's kaufte Viyet, einen Onlinehändler für Vintage-Möbel. Artsy, eine Plattform für Sammler und Händler, kaufte ArtAdvisors — diese Übernahme deutet auf einen weiteren Trend im Online-Handel mit Kunstwerken, denn ArtAdvisors erfasst große Datenmengen über Künstler. Auch Sotheby's will in Zukunft aufgrund von maschinellem Lernen Kaufempfehlungen geben.

Bloß eine Frage drängt sich auf: Wie steht es um den Datenschutz der Nutzer? Viele der Online-Anbieter sind schlecht auf diese Entwicklung vorbereitet. 41 Prozent der Galerien und 24 Prozent der Plattformen wussten schlichtweg nicht, dass sie von der Datenschutz-Grundverordnung betroffen sind. 

Informationen zu Transaktionen und zur Provenienz von Kunstwerken sind hingegen immer leichter verfügbar, und ein wichtiges Instrument dafür sind Kryptowährungen. Es schien so, als hätte der Hype um das digitale Geld Ende des vergangenen Jahres seinen Zenith erreicht. Trotzdem glauben 60 Prozent der befragten Vertreter der Online-Plattformen daran, dass die Nutzung von Bitcoins erst den Startpunkt einer positiven Entwicklung markiert. Nur akzeptieren erst sieben Prozent der Befragten Kryptowährungen, acht Prozent haben Blockchain-Technologien in ihr Unternehmen implementiert. 

Hiscox spricht von einem völlig neuen Service-Ökosystem für den Kunstkauf im Internet. Weil dazu auch die Käufer gehören, hat die Versicherung auch Neukunden befragt. Dabei gibt es zwei Punkte, an denen die Kunden noch Verbesserungsbedarf sehen. Fast alle, nämlich 90 Prozent, wünschen sich Preistransparenz für ihren Online-Kauf, 73 Prozent wünschen sich Zugriff auf vergleichbare Transaktionskosten und frühere Preise. Robert Read sieht das ähnlich. Aber er ist sich sicher: "Das Potenzial ist vorhanden, um beide Punkte umzusetzen. Die Zeitspanne lässt sich jedoch schwer vorhersagen."