Kunstverein-Direktorin

Erdogan-Statue "wie ein Kontrastmittel"

Die Aufregung um die Erdogan-Statue in Wiesbaden ist für die Direktorin des Frankfurter Kunstvereins, Franziska Nori, ein Spiegel der "Aufregungskultur" unserer Gesellschaft

"Das ist wie ein Kontrastmittel", sagte Nori. "Die Aktion bildet die Kommunikationsstrukturen unserer Gesellschaft ab." Die Kunstaktion passe perfekt "in die ganze Aufregungskultur, die wir ja im Moment alle kollektiv zelebrieren". Insofern sei das Aufstellen der Staue "eine interessante, sehr gelungene Aktion".

Die Diskussionen über die Statue, die ihm Rahmen der Wiesbaden Biennale aufgestellt wurde, ähnelten anderen Debatten wie zum Beispiel um den Fußballer Mesut Özil. "Es sind ja auch genau dieselben Gruppen, die sich zu Wort melden." Ob es richtig oder vorschnell war, die Statue nach einem Tag wieder abzubauen, will Nori nicht kommentieren. Es stehe Kunstfreiheit gegen öffentliche Sicherheit, "da muss man immer abwägen, was Priorität hat."

Die Bedeutung des Werks bestehe nicht in der Statue als Objekt, sondern in der "Aktion" im öffentlichen Raum. Die Protestierenden und die Erdogan-Anhänger seien ebenso Teil dieser Aktion wie Polizei und Medien. Für Nori handelt es sich "weniger um ein Werk bildender Kunst als um eine erfolgreiche Theateraktion". Insofern mache es auch Sinn, dass die "Autorenschaft" des Kunstwerks offen bleibt.