Chefin der Dresdner Gemälderestaurierung

Expertin: Restauratoren in Deutschland verdienen mehr Anerkennung 

Restauratoren sind unverzichtbar in Deutschlands Museen. Trotz einer Top-Ausbildung gibt es immer weniger feste Stellen für sie - dabei braucht eine Kunstsammlung profunde Pflege

Trotz Hochschulausbildung mit Promotionsrecht müssen Restauratoren in Deutschland noch immer um eine adäquate Anerkennung ihres Berufsabschlusses kämpfen. "Die Entwicklung der Ausbildung spiegelt sich nur selten in den Eingruppierungen von Restauratoren in Museen wider", sagte die langjährige Leiterin der Gemälderestaurierung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), Marlies Giebe, der Deutschen Presse-Agentur. Und immer weniger würden unbefristet angestellt.

"Für die Restaurierung ist aber die Kenntnis einer Sammlung, deren Restaurierungsgeschichte sowie die Langzeitkontrolle der Objekte, das Monitoring, unverzichtbare Voraussetzung für die Arbeit", unterstrich Giebe. Nach 36-jähriger Tätigkeit war sie Anfang Juni offiziell in Rente gegangen. Personalwechsel und Restauratoren nur für Einzelprojekte zu engagieren sei keine gute Strategie. Es müssten mehr Restauratorenstellen in Museen geschaffen werden - und kleinere Museen feste Pflegeverträge mit Restauratoren machen.

Ihr Fach sei ein Bereich, "wo zuerst gespart oder zuletzt investiert wird in Deutschland", stellte die Expertin fest. Analysen zeigten eindeutig einen großen Bedarf an unbefristeten Stellen bei wissenschaftlichen Mitarbeitern, Depotverwaltern, Dokumentaristen und Restauratoren. Aber der top-ausgebildete Nachwuchs habe kaum berufliche Perspektiven in Form fester Anstellungen. "Die meisten Absolventen sind freiberuflich tätig, arbeiten in Projekten oder gehen auch ins Ausland."

Laut Giebe braucht es mehr Bewusstsein in Politik und Gesellschaft für das kulturelle Erbe und dessen nötige Pflege. "Können Sammlungsobjekte sachgerecht restauriert werden, rücken sie in das Zentrum der Aufmerksamkeit, stehen der Forschung und dem Publikum zur Verfügung und werden mehr wertgeschätzt", fasste sie ihre langjährige Erfahrung zusammen.

Die 63-Jährige bleibt weiter beratend für Projekte der SKD tätig. Die Tochter des Zeichners und Grafikers Gerhard Kettner (1928-1993) und der Illustratorin Gitta Kettner (1928-2011) wuchs quasi im Atelier auf und ist mit dem Maler Hubertus Giebe verheiratet. Sie selbst wollte nicht Künstlerin werden. "Vielleicht weil ich die Mühen eines Künstlerlebens kannte, die große Anstrengung, immer wieder schöpferisch zu sein." Beglückt habe sie die Nähe zur Kunst, das Handwerk, die Auseinandersetzung mit dem Bild und die Achtung vor der künstlerischen Leistung auch in ihrem Beruf.