Lübeck

Grass-Haus erwirbt 33 frühe Kunstwerke von Günter Grass

Drei Jahre nach dem Tod von Literaturnobelpreisträger Günter Grass erwirbt das Grass-Museum in Lübeck 33 bildkünstlerische Arbeiten von dessen Stiftung. Die frühen Werke gehören zu einem lange verschollenen Konvolut. Im Herbst ist eine neue Ausstellung geplant

Das Günter Grass-Haus in Lübeck hat 33 frühe bildkünstlerische Werke des späteren Literaturnobelpreisträgers Günter Grass ("Die Blechtrommel") erworben. "Die Arbeiten ergänzen unsere Sammlung, die bereits viele Unikate des jungen Künstlers Grass aus den 1950er Jahren beinhaltet, vortrefflich", sagte der Leiter der Ausstellungs- und Forschungsstätte, Jörg-Philipp Thomsa, am Donnerstag bei der Übergabe der Werke. "Der Ankauf dieser 'frühen Bilder' von Günter Grass (1927-2015) war mir ein Herzensanliegen."

Die überwiegend von 1948 bis 1952 entstandenen Arbeiten stammen aus dem Besitz der Günter und Ute Grass Stiftung. Der Lübecker Mäzen und Unternehmer Christian Dräger (83) hat den Ankauf ermöglicht. Über den Kaufpreis gab es keine Angaben.

Grass hatte vor seiner Schriftstellerkarriere 1948 ein Studium der Bildhauerei und Grafik an der Kunstakademie Düsseldorf begonnen. Er probierte sich in Stilen der Klassischen Moderne. Einfluss auf seine frühen Arbeiten hatten auch Autostopp-Reisen nach Italien und Frankreich.

Als Grass Anfang 1953 von Düsseldorf nach Berlin zog, deponierte er 150 Arbeiten in einem Raum unter der Treppe, die in seine Düsseldorfer Dachwohnung führte - und vergaß sie. Jahrzehnte später entdeckte sein Nachmieter die Bilder. Als der ihm 2013 das Konvolut überreichte, fiel der inzwischen für seine Kombination aus Schreiben und Zeichnen berühmte Grass aus allen Wolken. "Das soll von mir sein?" schrieb er in seinem letzten Buch "Vonne Endlichkait" (2015), in dem er die Rückgabe der wiederentdeckten Arbeiten schildert.

Die jetzt verkauften Kunstwerke gehören zu dem Konvolut. Es handelt sich um Aktstudien, Porträts alter Männer, Aquarelle, die wohl während oder nach einer Autostopp-Reise nach Frankreich entstanden, Tuschezeichnungen, eine Heidelandschaft in Pastelltechnik und ein Druck des vermutlich einzigen Holzschnitts von Grass, der eine Frau im Profil zeigt.

2016 präsentierte das Grass-Haus erstmals eine Auswahl des Konvoluts in der Sonderausstellung "Don't fence me in" (Eng mich nicht ein), es folgten Präsentationen in Danzig und Düsseldorf. Ein Teil der frühen Bilder wird in einer neuen Ausstellung des Grass-Hauses in Lübeck ab Herbst 2018 zu Aquarellen von Günter Grass zu sehen sein.