Söder als Obama

Mr. Minister-President

Das ist doch ... genau! Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder inszeniert sich auf einem Instagram-Foto in der Pose von Ex-US-Präsident Barack Obama. Nur die Symbolik könnte unterschiedlicher nicht sein 

Die Pose erinnert ein wenig an Casper David Friedrichs "Wanderer über dem Nebelmeer". Die Rückenfigur ergriffen von der imposanten, leicht dunstigen Berglandschaft. Nur, dass diese Figur den Aufstieg zum Gipfel noch vor sich hat. Und sich zwischendurch mal kurz hinsetzen musste. 

Das Foto, das die Bayerische Staatskanzlei gestern auf Instagram von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) veröffentlichte, ist trotz aller Idylle ein vielfach aufgeladenes Symbolspektakel. Da sitzt er, der Landesvater, am unteren Bildrand geerdet durch die rustikale Lehne einer Holzbank. Ein Moment abseits des Ministerpräsidentengipfels mit seinen 15 Kolleginnen und Kollegen. Die Arme ausgebreitet, der Blick geht in die bayerische Weite. Durch den Spalt in der Lehne kann man den Anzugrücken erahnen. Söders Silhouette hat Kruzifix-Form. 

Aber der bayerische Ministerpräsident sitzt nicht auf irgendeiner Bank vor pittoreskem Panorama, sondern er sitzt auf der "Obama-Bank" des Luxusressorts Schloss Elmau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Dort hatte sich Barack Obama während des G-7-Gipfels 2015 zu einem Zwiegespräch mit Kanzlerin Angela Merkel zurückgezogen. Ein sofort berühmt gewordenes Foto zeigt den damaligen US-Präsidenten ebenfalls in Rückenansicht mit geöffneten (aber lässiger angewinkelten) Armen. Vor ihm steht als Spiegelfigur eine ausgreifend gestikulierende Kanzlerin in knallrotem Jackett. Das Bild ist auch deshalb so faszinierend, weil nicht endgültig zu klären ist, ob Merkel dem damals mächtigsten Mann der Welt einen Vortrag hält, oder ob Mr. President die Kanzlerin manspreadend an sich abtropfen lässt. 

Herbstfarben gegen sattes Grün 

Markus Söder wählt für sein Re-Enactment statt politischer Auseinandersetzung die kontemplative Einsamkeit (das mit der Frauenquote klappt bei der CSU ja sowieso nicht so gut). Mr. Minister-President hat das Poltern abgelegt und scheint sich nun in der Rolle des klimaschützenden Umarmers einzurichten, der in der Natur nochmal Atem für seine Mission holen geht.

Ob er sich dabei allerdings der Farbsymbolik seines Bildes bewusst ist, wird aus seiner Inszenierung nicht deutlich. Während Obama und Merkel von sattem Grün umgeben sind, hat Söders Panorama bereits gedeckte Herbstfarben. Fallende Blätter und vergilbte Wiesen sind nicht gerade eine Kulisse, die man mit einem Mann auf dem Zenith seiner Macht assoziieren würde. Die Bergspitzen sind nicht zackig präzise, sondern weich konturlos. Und die vier verwaisten Liegestühle am Horizont sehen irgendwie nach Saisonende aus.