Hessen

Millionen-Schenkung macht Wiesbadener Museum zu Jugendstil-Zentrum

Eine bedeutende Privatsammlung des Jugendstils ist künftig im Wiesbadener Landesmuseum zu sehen - möglich geworden durch eine Gabe des Mäzens Ferdinand Wolfgang Neess. Für die Kurstadt ein Glücksfall

"Was wir hier einweihen, ist schon eines der sieben Weltwunder von Hessen", sagte Museumsdirektor Alexander Klar am Donnerstag in Wiesbaden. In der neuen Jugendstilsammlung sind künftig mehr als 500 Werke aus dem 19. Jahrhundert zu sehen. Ihr Wert wird auf mehr als 41 Millionen Euro geschätzt. Eine so große Gabe habe es in der knapp 200-jährigen Geschichte des Landesmuseums noch nicht gegeben, sagte Klar.

"Das ist ein ganz großer Tag für Hessen", betonte auch die hessische Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) und dankte dem Stifter-Ehepaar. «Dass sie diesen Schatz allen Bürgern schenken, das ist etwas so Besonderes», sagte Dorn. Mit der Schenkung habe das Land nun neben Bad Nauheim und Darmstadt ein weiteres Zentrum für Jugendstil erhalten. "Das ist ein Meilenstein", sagte Dorn.

Der Jugendstil begeisterte Künstler um die vorletzte Jahrhundertwende vor allem in Westeuropa. Mit ihren Werken wandten sie sich gegen den Historismus, der historische Stile wie den Barock oder die Renaissance nachahmte, sowie gegen Industrialisierung und Massenproduktion. Die Natur diente ihnen dabei oft als Vorbild.

"Wir hatten 2016 gehört, dass es in Wiesbaden eine sehr große, sehr wertvolle Sammlung gibt", berichtete Klar. Allerdings hatte Ferdinand Wolfgang Neess seine Sammlung ursprünglich für seine Heimatstadt Neuss gedacht - doch die lehnte ab. Ein Glücksfall für Wiesbaden.

"Diese Sammlung passt wie ein Puzzlestück in dieses Haus", sagte der Direktor. Neben der Naturhistorischen Sammlung hat die Dauerausstellung "Jugendstil" künftig im ersten Stock des erst kürzlich renovierten Südflügels ihren Platz. Darunter finden sich unter anderem 63 Gemälde, Pastelle und Aquarelle, die von Künstlern aus ganz Europa geschaffen wurden - etwa von Franz von Stuck, Heinrich Vogeler, Gustave Moreau und Alphonse Osbert.

Hinzu kommen komplette Möbelensembles etwa von Bernhard Pankok und Emile Gallé sowie zahlreiche Vasen, Skulpturen, Lampen und Keramiken. Ein Raum widmet sich der Pariser Weltausstellung 1900, auf der bereits viele Objekte zu sehen waren.

"Es ist unsere Welt, nur woanders dargestellt", sagte Danielle Neess, die Ehefrau des ehemaligen Kunsthändlers. Ihr Mann, der am Freitag seinen 90. Geburtstag feiert, blieb der Präsentation fern. Er sei jedoch ganz begeistert von dem "großartigen Ambiente", sagte Neess. Das Ehepaar hatte in mehr als 40 Jahren die Stücke zusammengetragen und damit eine Wiesbadener Jugendstilvilla eingerichtet. Im Museum sei die Sammlung nun als Gesamtkunstwerk erhalten und für Jedermann erlebbar. "Das macht uns beide glücklich", sagte Neess. Am Samstag soll die Ausstellung feierlich eröffnet werden.