Offener Brief

Wir brauchen einen "Green New Deal" für Museen

Direktorinnen und Direktoren führender deutscher Kunstmuseen fordern in einem offenen Brief von Deutschland mehr Anstrengung zur Bewältigung klimapolitischer Herausforderungen. Unterstützt wird der von Monopol initiierte Aufruf von renommierten Künstlerinnen, Künstlern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern

An Frau Prof. Dr. Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

Viele Protagonistinnen und Protagonisten des Kunstbetriebs engagieren sich für Umweltschutz und gegen den Klimawandel. Mit ihrer Innovationskraft kann die Kunst zu einer echten Ressource im Kampf gegen Umweltzerstörung werden. Doch Deutschland tritt gegenwärtig nicht mit ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen auf – das betrifft auch die Kulturpolitik.

Museen haben aufgrund ihrer stetig wachsenden Sammlungen, die permanent klimatisiert werden müssen, sowie durch ihr laufendes Programm spezifische Anforderungen an Bau und Betrieb. Die meisten Ausstellungshäuser unterstehen jedoch einer staatlichen Verwaltung und hängen somit auch von ihrer klimapolitischen Ausrichtung ab. Die Einbindung in verzweigte Verwaltungsstrukturen und weit gefasste umweltpolitische Masterpläne erschwert maßgeschneiderte Lösungen und verlangsamt Entscheidungsprozesse. Museen können deshalb in umweltpolitischen Fragen nicht so selbstbestimmt auftreten, dass sie eigene ambitionierte Akzente setzen könnten.

Wir fordern deshalb eine zentrale Taskforce, die sich einzig den klimapolitischen Herausforderungen in Museen und anderen öffentlichen Ausstellungshäusern widmet sowie zwischen Länder- und Bundesebene sowie zwischen Ministerien und Museen vermittelt. Sie sollte die Museen beraten, gemeinsam mit ihnen konkrete Ziele formulieren und zügig einen Maßnahmenkatalog für einen nachhaltigeren öffentlichen Kunstbetrieb erarbeiten. Solch ein Benchmarking zu Klimatisierung, Licht, Leihverkehr, Mobilität, Heizung, Abfallmanagement, Neubauten, Material- und Produktwahl etc. könnte als Grundlage für einen Zertifizierungsprozess dienen, an dessen Ende ein staatliches Gütesiegel für Museen steht, um ihren Klimaschutzbeitrag herauszustellen. Dies alles wäre ein wichtiger Beitrag zu einem "Green New Deal", den das gesamte Land derzeit dringend braucht.

Kunst und Kultur haben das Potenzial, die Gesellschaft durch neue Ideen voranzubringen. Wir fordern, dass der Kulturbetrieb zum Vorreiter auch im Klimaschutz werden kann.

Unterzeichnerinnen und Unterzeichner:

Dr. Andreas Beitin, Direktor Kunstmuseum Wolfsburg 

Prof. Monica Bonvicini, Künstlerin

Hendrik Bündge, Kommissarischer Direktor der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden

Dr. Frédéric Bußmann, Generaldirektor der Kunstsammlungen Chemnitz

Dr. Jörg Daur, Stellvertretender Direktor, Kustos für moderne und zeitgenössische Kunst, Museum Wiesbaden

Dr. Yilmaz Dziewior, Direktor Museum Ludwig Köln

Dr. Claudia Emmert, Direktorin Zeppelin Museum Friedrichshafen

Peter Gorschlüter, Direktor Museum Folkwang Essen

Dr. Ulrike Groos, Direktorin Kunstmuseum Stuttgart

Dr. Gregor Jansen, Direktor der Kunsthalle Düsseldorf

Prof. Dr. Alexander Klar, Direktor Hamburger Kunsthalle

Dr. Thomas Köhler, Berlinische Galerie

Prof. Mischa Kuball, Künstler

Dr. Johanna Leissner, Scientific Representative for Fraunhofer, German Research Alliance Cultural Heritage 

Dr. Dirk Luckow, Intendant Deichtorhallen Hamburg

Prof. Antje Majewski, Künstlerin

Dr. Matthias Mühling, Lenbachhaus München

Roland Nachtigäller, Direktor Marta Herford

Prof. Marcel Odenbach, Künstler und Dekan Kunstakademie Düsseldorf

Prof. Susanne Pfeffer, Direktorin Museum MMK für Moderne Kunst Frankfurt

Tomás Saraceno, Künstler

Prof. Katharina Sieverding, Künstlerin

Prof. Dr. Stefan Simon, Direktor Rathgen-Forschungslabor der Staatlichen Museen zu Berlin 

Dr. Sabine Schormann, Generaldirektorin documenta und Museum Fridericianum

Janneke de Vries, Direktorin Weserburg Museum für moderne Kunst, Bremen

Prof. Dr. Peter Weibel, Direktor Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe

Moritz Wesseler, Direktor Fridericianum, Kassel