Berlin

Studie sieht Museumsinsel als Weltmuseum für internationales Publikum 

Berlins berühmte Museumsinsel und das künftige Humboldt Forum trennen nur ein paar Meter. Experten sehen beide Seiten noch zu wenig verbunden. Aus ihrer Sicht soll viel größer gedacht werden

Der Wissenschaftsrat sieht ungenutztes Potenzial auf der als Weltkulturerbe eingestuften Museumsinsel Berlin. Das Expertengremium regt eine engere Kooperation von staatlichen Museen und dem benachbarten Humboldt Forum an. Die Museen sollten das Humboldt Forum, das im kommenden Jahr komplett eröffnet sein soll, "als Chance begreifen" und "die Museumsinsel als ein Weltmuseum für ein internationales Publikum neu entwerfen und entwickeln", heißt es in einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Entwurf für Strukturempfehlungen bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu der die Museen gehören. Dafür müssten neue Prozesse und Konzepte erprobt sowie interdisziplinär und sammlungsübergreifend zusammengearbeitet werden.

Die Struktur des Humboldt Forums nennt die Studie "komplex", die Zusammenarbeit "fordert ein hohes Maß an Abstimmung und ist konfliktanfällig". Im Forum ist Generalintendant Hartmut Dorgerloh Hausherr ohne eigene Sammlung, der mit zwei Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz sowie Stadtmuseum Berlin und Humboldt-Universität verhandeln muss. Die Wechselausstellungen, die der Forum-Chef verantwortet und bezahlt, setzen klare Verständigung darüber voraus, welche Sammlungsbestände der Museen präsentiert werden sollen und welches Ausstellungsverständnis der Präsentation zugrunde liegen soll.

Die Zusammenarbeit sei "aufgrund der komplexen Verflechtungsstruktur" in hohem Maße vom persönlichen Verhältnis der jeweiligen Leitungen von Humboldt Forum, Ethnologischem Museum und Museum für Asiatische Kunst abhängig, die beide zur Stiftung gehören. "Aktuell funktioniert die Zusammenarbeit unter den gegebenen Umständen gut", heißt es in der Analyse. Gleichzeitig wird auf "Konfliktpotenzial" verwiesen, wenn die beiden Museumsleiter gleich drei Chefebenen bei Humboldt Forum, staatlichen Museen und Preußen-Stiftung unterstellt sind.

Auch etwa bei der Infrastruktur für Ausstellungen sehen die Experten "komplexe Aushandlungsprozesse" für die aufseiten von Stiftung und Museen "Zuständigkeiten und Entscheidungskompetenzen nicht klar verteilt" seien.

Auflösung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Der Wissenschaftsrat verweist zudem auf Folgen der schwierige Lage: "Dass das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst einerseits organisatorisch zu den Staatlichen Museen gehören, andererseits in ihrer Außenwirkung künftig aber (auch) durch das Humboldt Forum vertreten werden und mit ihren Exponaten dieses mit konstituieren, bringt die Museen und ihr Personal in eine schwierige Situation und ist zudem für Außenstehende, insbesondere aus dem internationalen Raum, unverständlich und schafft Verwirrung."

Mit der Studie, deren Schlussfassung am Montag präsentiert werden soll, hat der Wissenschaftsrat die Auflösung der von Bund und Ländern getragenen Stiftung Preußischer Kulturbesitz empfohlen. Die staatlichen Museen sollen demnach in einer eigenen Organisation zusammengefasst werden.

Zur Stiftung mit rund 2000 Mitarbeitern gehören die Staatlichen Museen Berlin, deren 15 Sammlungen mit 4,7 Millionen Objekten an 19 Standorten präsentiert werden, die Staatsbibliothek, das Geheime Staatsarchiv, das Ibero-Amerikanische Institut und das Staatliche Institut für Musikforschung.

Die Museen besuchten im vergangenen Jahr fast 4,2 Millionen Menschen, davon allein knapp 3,1 Millionen die Häuser der Museumsinsel wie dem Pergamonmuseum, der Alten Nationalgalerie oder dem Neuen Museum mit der Nofretete.

Das 644 Millionen Euro teure Humboldt Forum soll als Kultur- und Ausstellungszentrum dienen und in drei Schritten bis Herbst 2021 eröffnet werden. In der 40 000 Quadratmeter umfassenden Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses werden Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie Objekte zur Geschichte Berlins gezeigt.