Künstlerhaus in Florenz

Was bringt die Zukunft für die Villa Romana?

Die Deutsche Bank Stiftung will ihr Engagement für die Villa Romana in Florenz deutlich reduzieren. Wie geht es mit dem renommierten deutschen Künstlerhaus weiter? Ein Kommentar

Das Licht golden, die Hitze vorbei, die Touristenschwärme unten in der Stadt dünnen aus. Der Herbst ist für die Fellows der Villa Romana keine schlechte Zeit, aber immer auch mit Melancholie verbunden: Im November endet jeweils das zehnmonatige Aufenthaltsstipendium der Künstler, dann heißt es Abschied nehmen vom idyllischen Hügel über Florenz.

Nach den diesjährigen Preisträgern werden im Februar Marcela Moraga, Christian Naujoks, Rajkamal Kahlon und das Duo Kaya in das älteste im Ausland gelegene deutsche Künstlerhaus ziehen. So viel immerhin steht fest. Wie es ansonsten mit der Villa weitergeht, ist in diesem Herbst leider etwas ungewisser geworden.

"Uns wurde mitgeteilt, dass die Deutsche Bank Stiftung ihr Engagement deutlich reduzieren wird", sagt Angelika Stepken, die seit 2006 das Haus leitet. Sie hat die Villa schrittweise geöffnet und über die Stipendiatenförderung hinaus ein ambitioniertes Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm weiterentwickelt, eine Richtung ist erkennbar, weg von der seit der Romantik über die 68er-Toskana-Fraktion bis heute anhaltenden Italiensehnsucht der Deutschen, hin zu der durch Krisen und Migrationsströme geprägten Realität des Mittelmeerraums. Mit nur 450 000 Euro Budget (davon 30 000 bis 35 000 Euro Programmbudget) jährlich hat sich die Einrichtung so zu einem der wichtigsten Orte für Gegenwartskunst in Italien entwickelt.

Seit den 20er-Jahren haben die Deutsche Bank und Vorgängerstiftungen der Deutsche Bank Stiftung die Villa als Hauptförderer unterstützt, seit 2005 ist die Kulturstiftung der Bank neben der Beauftragten für Kultur und Medien der Bundesregierung (BKM) Hauptgeld­geberin; zurzeit steuert sie mehr als die Hälfte des Jahresbudgets bei. "Derzeit befinden sich die Deutsche Bank Stiftung und die BKM im Gespräch über die Möglichkeiten einer langfristigen Sicherung der Finanzierungsgrundlagen für die Villa Romana", sagt Kristina Hasenpflug, Geschäftsführerin der Stiftung, auf Anfrage.

Es wird gesprochen und verhandelt, das ist gut. Hoffentlich sind sich alle bewusst, was auf dem Spiel steht: Das 1905 auf Initiative von Max Klinger gegründete Haus hat zwei Weltkriege und tief greifende Umwälzungen in Europa überstanden, in der langen Preisträgerliste, die von Max Beckmann über Georg Baselitz und Katharina Grosse bis zu den vier aktuellen Fellows reicht, spiegelt sich ein Jahrhundert deutsche Kunstgeschichte.

Sollte sich die Deutsche Bank Stiftung tatsächlich nicht zu einer weiteren Förderung bewegen lassen, muss das BKM einen größeren Anteil für dieses lebendige Kulturerbe übernehmen, andere private Förderer und Stiftungen sollten einspringen. Vielleicht ist auch Förderung durch italienische Institutionen oder Fondazioni denkbar? Schließlich hat sich die Villa gerade in den letzten Jahren für Florentiner zu einem Kleinod in der nicht mit zeitgenössischer Kunst verwöhnten Stadt entwickelt.

Im Winter wird es still in dem spätklassizistischen Haus in der Via Senese. Wie wichtig wäre es, wenn es mit dem Einzug der neuen Preisträger auch Planungs­sicherheit gäbe für die Villa Romana.