Ende der Art Berlin

Nichts von den Schwierigkeiten gewusst?

Nach der plötzlichen Absage der Kunstmesse Art Berlin durch die Muttergesellschaft Koelnmesse versucht der Senat abzuwiegeln. Doch die Bilanz der Berliner Politik in Sachen Kunstmarkt sieht nicht gerade gut aus

Die Kulturverwaltung als Hauptveranstalter der Berlin Art Week erklärte sich nicht zuständig: Die Nachricht habe sie sehr überrascht, man würde die Entscheidung außerordentlich bedauern, sagt Daniel Bartsch, Sprecher der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, auf Monopol-Anfrage. Alle weiteren Fragen solle man an die für Messen zuständige Senatsverwaltung für Wirtschaft stellen.

Von dort hieß es in einem Statement, dass man den Ausstieg der Koelnmesse bedaure: "Noch bedauerlicher ist, dass die Messe vorher keine Gesprächsanfragen oder Hinweise an die Senatsverwaltungen dazu gerichtet hat, dass die art berlin in 2020 nicht gesichert ist. Wir haben die zuständigen VertreterInnen vom Tempelhof Projekt um eine Stellungnahme gebeten und erwarten schnellstmögliche Aufklärung." In dem Statement bekennt sich der Wirtschaftssenat zur Bedeutung der Kunstszene: "Das Land Berlin unterstützt daher diese seit vielen Jahren unter anderem über die Dachkampagne Berlin Art Week, den Berliner Galerienpreis, Kooperationsprojekte mit dem Art-Berlin-Vorläufer abc, aber auch mit Gemeinschaftspräsentationen Berliner Galerien über 10 Jahre auf internationalen Kunstmessen."

Von Seiten der Art Berlin heißt es allerdings, der Senat habe durchaus von den Schwierigkeiten gewusst. "Wir sind seit über einem Jahr mit den Senatsverwaltungen, was die Miete und die Möglichkeiten in Tempelhof angehen, in Kontakt. Leider konnte uns über das Jahr 2020 hinaus keine Perspektive in Aussicht gestellt werden", sagt Messedirektorin Maike Cruse.

Auch was die bisherigen Unterstützungsmaßnahmen der Galerienszene angeht, fällt die Bilanz nicht so rosig aus, wie der Wirtschaftssenat es glauben machen möchte. Die Kooperationsprojekte mit der ABC wurden zuletzt 2014 durchgeführt, die Unterstützung der Berliner Galerien auf internationalen Kunstmessen ist ebenfalls längst ausgelaufen. Und der Effekt der Berlin Art Week auf den Kunstmarkt wird von Galeristinnen und Galeristen laut der jüngsten Umfrage des Landesverbands der Galerien verneint. 

Immerhin eine gute Nachricht konnte der Wirtschaftssenat verkünden: Ab 2020 soll es – vorbehaltlich der Zustimmung des Haushaltsbeschlusses des Abgeordnetenhauses – eine zusätzliche Förderung von Präsentationsmöglichkeiten zugunsten Berliner Galerien zum Gallery Weekend geben. Man werde mit Veranstaltern und Galerienszene besprechen, wo diese Förderung am sinnvollsten eingebracht werden kann. Von Seiten des Gallery Weekends wird diese Initiative, die vom kulturpolitischen Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus Daniel Wesener entwickelt wurde, sehr begrüßt.

Über das Ende der Art Berlin und die Rolle der Berliner Politik spricht Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr auch im Radio bei Detektor FM