Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Ausstellungen der Woche in Berlin, Dresden, Hamburg, Lüttich, Paris und Weimar

Coronabedingt können bestimmte Ticket-, Hygiene- und Abstandsregelungen gelten. Vor dem Ausstellungsbesuch empfiehlt sich deshalb ein Blick auf die jeweilige Website der Institutionen.

 

Bilder von Europa in Berlin 

Über 100 Berliner und Potsdamer Museen, Galerien, Projekträume oder Fotoschulen realisieren zum 9. European Month of Photography (Emop) Ausstellungen und Veranstaltungen. In der Akademie der Künste findet die zentrale Gruppenschau "Kontinent" statt: 23 aktuelle Mitglieder von Ostkreuz Agentur der Fotografen zeigen europäische Perspektiven. Mit Ute Mahler und Werner Mahler, Sibylle Bergemann und Harald Hauswald sind vier Gründungsmitglieder des 1990 entstandenen Kollektivs dabei, die jüngere Generation ist mit Tobias Kruse, Mila Teshaieva oder Anne Schönharting vertreten.

"Kontinent - Auf der Suche nach Europa", Akademie der Künste, Pariser Platz, Berlin, bis 10. Januar 2021

Alle Ausstellungen zum Emop finden Sie hier


Das "Piranesi-Prinzip" in Berlin 

Giovanni Battista Piranesi galt als ein universales Talent des 18. Jahrhunderts. In der Kunstbibliothek am Berliner Kulturforum will die Ausstellung "Das Piranesi-Prinzip" zum 300. Geburtstag des großen italienischen Meisters bis zum 7. Februar Wirken und Denkweise des für seine Kupferstiche bekannten Künstlers verdeutlichen.

Piranesi (1720-1778) kam als junger Architekt nach Rom und baute von dort aus seine Karriere als Archäologe, Künstler, Sammler, Designer, Verleger und Autor auf. Die Ausstellung, eine Kooperation von Kunstbibliothek, Humboldt-Universität und Kupferstichkabinett, zeigt dies mit Meisterstichen Piranesis, seinen Arbeiten in Büchern, Streitschriften, satirische Bilder und Handzeichnungen.

Dabei ist immer wieder zu sehen, wie er in seinen Werken scheinbar realistische Darstellungen auf unterschiedlichen Ebenen vermengt. Je länger der Blick verweilt, umso überraschender sind mitunter die Entdeckungen von Widersprüchen in den Arbeiten.

Zwischen einigen Trümmern aus dem antiken Rom - Leihgaben aus Berlins Staatlichen Museen - zeigt die Ausstellung zunächst, wie die Stadt mit ihren Ruinen den jungen Architekten fasziert hat. In ersten Stichen etwa des Kolosseums ist bereits die Detailverliebtheit von Piranesi zu entdecken. Mit solchen Arbeiten schaffte er die Grundlage für monumentale Werke etwa die vierbändigen "Antichità Romane" von 1756, die an mehreren Punkten der Ausstellung als Beispiel dienen.(dpa)

"Das Piranesi-Prinzip", Kunstbibliothek - Staatliche Museen zu Berlin, bis 7. Februar 2021

 

Bilder der Einheit in Berlin

Wie waren die ersten Jahre im wiedervereinten Deutschland? Welche Erfahrungen haben die Menschen gemacht, was beschäftigte sie? Diesen Fragen gehen zwei Foto-Ausstellungen nach, die zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit in der Hauptstadt eröffnet werden.

Die Präsentation "Umbruch Ost. Lebenswelten im Wandel" erinnert laut Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur auf 23 Ausstellungstafeln an Verlusterfahrungen von Ostdeutschen und Ängste, die mit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch und dem Anstieg der Arbeitslosigkeit einhergingen und die 1990er-Jahre in Ostdeutschland prägten. Dokumentiert werden zugleich viele Neuanfänge.

Bilder der Fotografinnen und Fotografen Daniel Biskup, Paul Glaser, Harald Hauswald und Ann-Christine Jansson haben laut Mitteilung den Transformationsprozess festgehalten. Die Ausstellungstexte hat der Historiker Stefan Wolle erarbeitet. Zeitzeugeninterviews können über QR-Codes abgerufen werden. Dazu gibt es Infografiken zur deutschen Einheit. Herausgeber der Schau sind die Bundesstiftung und der Ost-Beauftragte.

In der Schau "Einheitsbilder" werden private Aufnahmen und Pressefotos präsentiert, die von 1990 bis 1995 entlang der früheren innerdeutschen Grenze entstanden. Mit Schilderungen von Zeitzeugen soll laut Stiftung deutlich werden, wie sich die neuen Nachbarn in Ost und West wahrnahmen, welche Bilder sie voneinander hatten und wie dies von der Presse aufgegriffen und mitgeprägt wurde.

Doppelausstellung "Umbruch Ost. Lebenswelten im Wandel" und "Einheitsbilder", Atrium der Mall of Berlin, bis 31. Oktober

Foto: dpa

Moritz Wullen, Kurator und Kunsthistoriker, zeigt in der Ausstellung "Das Piranesi-Prinzip. Zum 300. Geburtstag des großen italienischen Meisters" in der Kunstbibliothek in Berlin auf die Zeichnung "Ansicht des Sibyllentempels in Tivoli" von Giovanni Battista Piranesi

 

Malerei-Fest für Max Liebermann in Berlin

Die Liebermann Villa am Berliner Wannsee feiert ihren Namensgeber Max Liebermann. Bis zum 11. Januar sind im Sommerhaus des Malers in einer Retrospektive markante Beispiele für seine wichtigsten Schaffensperioden zusammengetragen.

Direktorin Lucy Wasensteiner sieht für ihre erste Ausstellung als neue Chefin des Hauses zwei Anlässe: Vor 100 Jahren wurde Liebermann (1847-1935) Präsident der Akademie der Künste, vor 25 Jahre gründete sich die Max-Liebermann-Gesellschaft, die das traumhaft am See gelegene Sommerhaus des Künstlers zu einem Museum gemacht hat.

Wasensteiner will mit der Ausstellung auch auf die Bedeutung Liebermanns für die Entwicklung der Kunst bis heute hinweisen. "Er steht am Anfang der Moderne", sagt Wasensteiner und verweist auf Liebermanns wichtige Rolle in der Berliner Secession, die gegen den etablierten Kunstbetrieb aufbegehrte und neue Stilrichtungen förderte.

Die Ausstellung mit Werken aus allen Phasen seiner Karriere zeigt auch seine eigene Entwicklung von frühen naturalistischen Darstellungen, die zunehmend den Weg zum Impressionismus aufzeigen. Neben einigen Arbeiten aus dem eigenen Bestand des Vereins kann die Ausstellung dafür auf etwa 30 Leihgaben setzen.(dpa)

"Wir feiern Liebermann", Liebermann-Villa am Wannsee, Berlin, bis 11. Januar 2021

 

Günther Uecker und Magdalena Abakanowicz in Dresden

Eine Doppelausstellung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) und des Nationalmuseums in Wroclaw (Breslau) verbindet für drei Monate den deutschen Maler Günther Uecker und die polnische Bildhauerin Magdalena Abakanowicz (1930-2017). Unter dem Titel "Czaz nasz - Unsere Zeit - Our time" sind von Freitag an im Dresdner Albertinum textile Skulpturen von ihr zu sehen und in Wroclaw hat Uecker eine seiner "Sandmühlen" aufgebaut. Beide Künstler, die sich auch persönlich kannten, einen das Geburtsjahr 1930 und die Beschäftigung mit ähnlichen Themen im Werk.

Dresden richte damit erstmals den Blick auf die "visionäre Künstlerin" Abakanowicz, deren Oeuvre in Wrocław mit über 50 Werken beheimatet ist, sagt SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann. "Sie ist eine von vielen, hierzulande kaum bekannten Künstlerinnen jenseits des ehemaligen Eisernen Vorhangs." Abakanowicz gilt als eine der bedeutendsten Bildhauerinnen des 20. Jahrhunderts. International bekannt wurde sie durch dreidimensionale organische und im Raum hängend installierte Objekte. Sie stellte in aller Welt aus, ihr Werk ist in bedeutenden Kunstmuseen präsent.

In Dresden sind für drei Monate ihre Gruppe "Die Menge" aus 26 anonymisierten kopflosen Figuren, die für gewaltfreien Massenprotest oder schleichende Zersetzung der Menschheit stehen, und ihr Werk "Käfig", in dem eine kopflose Figur gefangen ist, zu sehen. Versklavung und Unterdrückung des Menschen durch den Menschen ist auch ein Thema bei Uecker. Das Dresdner Kupferstich-Kabinett zeigt zu dessen 90. Geburtstag etwa 50 der mehr als 160 grafischen Arbeiten des Künstlers aus eigenem Bestand.

"Czaz nasz - Unsere Zeit - Our time" und "Uecker", Albertinum und Kupferstich-Kabinett, Dresden, bis 10. Januar 2021

Foto: dpa

Günther Uecker

 

Die private Kunstsammlung von Helmut und Loki Schmidt in Hamburg

Eine Ausstellung im Hamburger Ernst Barlach Haus präsentiert die private Sammlung von Helmut und Loki Schmidt. Rund 150 Gemälde, Plastiken und kunstgewerbliche Gegenstände aus dem berühmten Kanzler-Reihenhaus in Hamburg-Langenhorn sind bis zum 31. Januar 2021 in der Schau "Kanzlers Kunst" zu sehen. Der frühere Bundeskanzler (1974-1982) habe die Künste als Staats- und Privatmann geschätzt.

Im Zentrum stehen Ernst Barlach, Emil Nolde, Hamburger Maler und die Künstlerkolonie Worpswede. Erstmals würden die Werke außerhalb des Schmidt-Wohnhauses präsentiert, sagte Museumsleiter Karsten Müller. Damit könnten auch einem breiteren Publikum Einblicke in die kunstsinnige Lebenspartnerschaft der Schmidts geboten werden.

"Kanzlers Kunst", Ernst Barlach Haus, Hamburg, bis 31. Januar 2021

 

Die amerikanische Traumfabrik

Geklonte Marilyns, Campbell-Suppendosen und die weltbekannte Coca-Cola-Flasche: Schlüsselwerke von Andy Warhol, die derzeit im Kunstmuseum La Boverie im belgischen Lüttich zu sehen sind. Sie illustrieren nicht nur die 40-jährige Karriere der Galionsfigur der Pop Art. Warhol gehöre zu den meistausgestellten Künstlern weltweit, doch stehe hier Warhols Amerika im Mittelpunkt, das er in seiner grellen Bilderwelt zum Ausdruck bringe, erklärte der Direktor der Ausstellungsagentur Tempora, Benoît Remiche. 

Warhol eingehüllt in eine amerikanische Flagge: Mit den drei Siebdruckporträts von Christopher Makos, Fotograf und Freund des Künstlers, wird umgehend der Ton der Ausstellung mit dem Titel "Warhol. The American Dream Factory" angegeben: Warhol. Die amerikanische Traumfabrik.

Die Flasche Coca-Cola und seine Campbell-Suppendosen-Bilder gehören zu seinen berühmtesten Werken. Doch Warhol porträtierte nicht nur Konsumprodukte. Auch seine Technik der Serialisierung entspricht der Logik der Massenproduktion, ebenso wie der Name seines Ateliers, Treffpunkt von Künstlern, Promis und Außenseitern: The Factory. In die Stimmung dieses einzigartigen Arbeitsorts wird der Besucher durch eine teilweise Nachahmung und Videos getaucht.

Hinter dem leicht zugänglichen Werk von Warhol verberge sich ein tiefgreifender Blick, der den Betrachter zum Nachdenken anrege über Amerika, dessen Größen, Ikonen und Schattenseiten, wie Remiche ergänzte. Und wie die über 100 Werke, die bis zum 28. Februar zu sehen sind, illustrieren.

"Warhol. The American Dream Factory", La Boverie, Lüttich, bis 28. Februar 2021

 

Albrecht Altdorfe in Paris 

Der Pariser Louvre präsentiert die erste Ausstellung des deutschen Malers Albrecht Altdorfer in Frankreich. Der Künstler (um 1480-1538) gehört neben Albrecht Dürer und Lucas Cranach dem Älteren zu den bedeutendsten Renaissance-Künstlern Deutschlands, in Frankreich ist er jedoch weitgehend unbekannt. Mit dieser Werkschau wolle man eine Lücke schließen, sagte Séverine Lepage, eine der Kuratorinnen.

Über 200 Druckgrafiken und Gemälde konnten vereint werden, darunter Arbeiten einiger seiner Zeitgenossen wie Wolf Huber, der zusammen mit Altdorfer als bedeutender Vertreter der sogenannte Donauschule gilt. Dieser Stilrichtung ging es vor allem um Expressivität und Ausdruckssteigerung, die sie durch knallige Farben, Verzerrungen und Licht erzielten. Beispielhaft dafür stehen in der bis zum 4. Januar dauernden Ausstellung die Werke "Christus verabschiedet sich von seiner Mutter" und "Das Martyrium des Heiligen Florian". 

Altdorfer hat als einer der ersten die Landschaftsdarstellung als eigenes Genre kultiviert. Bäume und Felsen, die bei ihm oft über den Bildrahmen hinausragen, sind mit derselben expressiven Geste gemalt, wie die Werke "Landschaft mit Brücke" und "Donaulandschaft mit Schloss Wörth bei Regensburg" illustrieren. Über das Leben des Malers, der als angesehener Regensburger Bürger unter Kaiser Maximilian I. arbeitete, ist nur wenig bekannt. Die Louvre-Schau ist in enger Zusammenarbeit mit der Albertina in Wien entstanden.

"Albrecht Altdorfer. Maître de la Renaissance allemande", musée du Louvre, Paris, bis 4. Januar 2021

 

Ella Bergmann-Michel und Magda Langenstraß-Uhlig am Bauhaus in Weimar

Das Bauhaus-Museum Weimar stellt in einer neuen Sonderschau ab diesem Samstag "Weggefährtinnen der Moderne" vor. Die Ausstellung präsentiert Werke der Avantgarde-Künstlerinnen Magda Langenstraß-Uhlig (1888–1965) und Ella Bergmann-Michel (1895–1971). Bis zum 4. Januar 2021 werden rund 60 Objekte gezeigt. Zu sehen sind neben grafischen Arbeiten und Malerei auch Filme sowie biografische Zeugnisse der beiden Frauen. Die künstlerischen Karrieren der beiden hatten bereits an der Großherzoglich Sächsischen Hochschule für Bildende Künste - der Vorgängerinstitution des Weimarer Bauhauses - begonnen. Sie gehörten damit zu den ersten Frauen, die an einer deutschen Kunsthochschule eingeschrieben waren, heißt es.

Die Klassik Stiftung will auch künftig Werke und Biografien von Frauen am Bauhaus in den Fokus rücken. So sei für Herbst 2021 bereits eine Überblicksschau zu Biografien von "vergessenen Bauhäuslerinnen" geplant.

"Weggefährtinnen der Moderne", Bauhaus-Museum, Weimar, 3. Oktober bis 4. Januar 2021