Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Bregenz, Halle, Hamburg, Leipzig, Luxemburg, München, Münster, Oberwiederstedt, Potsdam, Saarbrücken und Solingen

Coronabedingt können bestimmte Ticket-, Hygiene- und Abstandsregelungen gelten. In den meisten Bundesländern entfällt inzwischen die Maskenpflicht in Innenräumen, Museen können diese jedoch in ihren Häusern weiter beibehalten. Vor dem Ausstellungsbesuch empfiehlt sich deshalb ein Blick auf die jeweilige Institutions-Website.


Bilder aus dem Ukraine-Krieg in Berlin

Zwei Fotografinnen der Agentur Ostkreuz, Johanna-Maria Fritz und Mila Teshaieva, sind seit Kriegsbeginn in der Ukraine. Ihre Bilder in der Ausstellung "Nach der Flucht" sollen zeigen, wovor die Menschen fliehen. Seit Anfang März porträtieren Ostkreuz-Fotografinnen und -Fotografen zudem diejenigen, die auf der Flucht sind. In kurzen Texten erzählen die Geflüchteten außerdem ihre persönlichen Geschichten.

Während der Ausstellung wollen die Beteiligten weiterhin die Begegnung mit Menschen aus der Ukraine suchen. Die Ausstellung soll so weiter wachsen, immer neue Bilder und Geschichten sollen hinzukommen. Kulturschaffende aus der Ukraine kuratieren das Veranstaltungsprogramm, das die Ausstellung begleitet.

"Nach der Flucht", Zionskirche Berlin, bis 6. Juni 


Viktor Ullmann in Berlin

Das Jüdische Museum Berlin zeigt aktuell das "Viktor Ullmann Projekt", eine aufwendige Neu­aufnahme des Klavier­konzerts Opus 25 von Viktor Ullmann in 3D-Sound. Das Werk wurde mit Film­aufnahmen in die Virtual-Reality-Medienkunst-Installation "Innerland" übertragen. In dem Museum wird sie zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrations­lagers Theresien­stadt am Sonntag, den 8. Mai nun erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Der Hintergrund: Ein Projektteam rund um das Siemens Arts Program sowie den Medien­künstler Alexander Stublić und die Pianistin Annika Treutler hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Musik des von den National­sozialisten verfemten und heute wenig bekannten Komponisten Viktor Ullmann bekannter zu machen und dazu neue audiovisuelle Möglichkeiten der Konzert­aufnahme auszuloten.

Ullmann wurde 1942 aufgrund der jüdischen Herkunft seiner Eltern ins Konzentrations­lager Theresien­stadt deportiert, wo er einen großen Teil seiner Werke schuf. 1944 wurde er in Auschwitz-Birkenau ermordet.

"Viktor Ullmann Projekt", Jüdisches Museum Berlin, ab 8. Mai 2022, 17 Uhr

Jens Ziehe, Jüdisches Museum Berlin
Außenansicht Jüdisches Museum Berlin, Libeskind-Bau


Kunst und Oper in Berlin

Unmittelbar neben der Staatsoper gelegen zeigt das Palais Populaire Werke, die sich um das Thema Oper drehen. Die Ausstellung "Opera Opera. Allegro ma non troppo." entstand in Kooperation mit dem Maxxi, dem römischen Nationalmuseum der Künste des XXI. Jahrhunderts.

30 internationale Künstlerinnen und Künstler sind an der Schau beteiligt. Sie soll eine Hommage an die Oper sein – aus der Perspektive der zeitgenössischen bildenden Kunst und Architektur.

Das Palais Populaire sieht die Ausstellung als "offenes Gesamtkunstwerk". Sie sei ein "fruchtbarer Ort für künstlerische und interdisziplinäre Begegnungen, die sich mit dem Theater und der Darstellung des Selbst und der Welt auseinandersetzen".

"Opera Opera. Allegro ma non troppo.", Palais Populaire, bis 22. August 2022


Dora Budor in Bregenz

Die 1984 in Zagreb geborene Künstlerin Dora Budor sieht Gebäude und Institutionen als Systeme, die nicht nur von ihrer eigenen Infrastruktur, sondern auch von Genderaspekten geprägt sind. In ihrer Soloschau im Kunsthaus Bregenz verfolgt sie eine Strategie des sogenannten "selektiven Auseinandernehmens".

Den Zumthor-Bau untersucht Budor mit einer Reihe von Interventionen. Sie rückt versteckte Abläufe in den Fokus und verschiebt äußere Strukturen ins Innere. Viele der Materialien stammen vom Ausstellungsort. So nutzt Budor geschreddertes Papier aus dem KUB-Verwaltungsgebäude oder Kaffeesatz aus dem Museumscafé.

Dora Budor: "Continent", Kunsthaus Bregenz, bis 26. Juni


Museumsnacht in Halle und Leipzig

Zur gemeinsamen Museumsnacht in Halle und Leipzig wollen zahlreiche Museen am 7. Mai zwischen 18 und 24 Uhr ihre Türen offen halten. Insgesamt seien 81 Museen, Galerien und Sammlungen dabei, teilte ein Sprecher der Stadtverwaltung Halle mit.

"Die gemeinsame Museumsnacht Halle – Leipzig ist bereits seit 2009 ein kultureller Höhepunkt, eine städte- und länderübergreifende Möglichkeit, auf diese besondere Weise Kultur zugänglich (...) zu machen", sagt Judith Marquardt, Beigeordnete für Kultur und Sport in Halle. In den vergangenen zwei Pandemiejahren war die Veranstaltung ausgefallen.

Die Bandbreite reicht laut Stadtverwaltung von großen Kunst- bis zu kleinen Spezialmuseen. Thematisch seien von Geschichte über Musik bis hin zu Natur und Technik viele Interessengebiete vertreten. Die Veranstalter wollen Führungen, Konzerte, Kreativangebote, Filme und Performances anbieten. Viele Einrichtungen kündigten ein spezielles Programm für Kinder und Jugendliche an. (dpa)

Museumsnacht in Halle und Leipzig, 7. Mai, 18 bis 24 Uhr

 

Tagebücher des Krieges in Hamburg

Werke der ukrainischen Künstlerin Angela Kushchyk sind unter dem Titel "Tagebücher des Krieges im Herzen Europas" in einer Hamburger Open Air-Ausstellung zu sehen. Die 17 Exponate werden zunächst bis zum 10. Mai vor dem US-Generalkonsulat am Alsterufer präsentiert.

Die Zeichnungen wurden von der Künstlerin während ständiger Luftangriffe auf die ukrainische Hauptstadt Kiew geschaffen, als sie sich in dunklen Kellern vor russischen Raketen verstecken musste, wie die Organisatoren mitteilten. Die Plakate mit Titeln wie "Gestohlene Kindheit" oder "Luftalarm" zeigen einen Blick auf die Lage in der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffsgriff.

Die Freiluft-Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt des US-Generalkonsulats und des Generalkonsulats der Ukraine in Kooperation mit dem Festival "Ukrainian Days in Hamburg". (dpa)

"Tagebücher des Krieges", vor US-Konsulat Hamburg, bis 10. Mai

Foto: Ulrich Perrey/dpa

Radfahrer betrachten während der Eröffnung der Ausstellung "Tagebücher des Krieges im Herzen Europas" die Werke, die am Zaun des US-Generalkonsulat am Hamburger Alsterufer präsentiert werden


Danh Vo in Luxemburg

Seit einigen Jahren beschäftigt sich Danh Vo mit dem Schaffen des amerikanisch-japanischen Künstlers Isamu Noguchi (1904–1988), eines bedeutenden Bildhauers des 20. Jahrhunderts. In einer neuen Installation im Mudam Luxembourg entspinnt sich ein persönlicher Dialog zwischen dem in Vietnam geborenen dänischen Performance- und Konzeptkünstler und der historischen Position.

Im Henry J. and Erna D. Leir Pavilion des Museums hat Danh Vo mit "a cloud and flowers" einen Garten geschaffen, zu dem neben einer Auswahl von Isamu Noguchis berühmten "Akari"-Lampen eine aus Steinen und Pflanzen bestehende Installation von Vo selbst gehört.

Isamu Noguchi / Danh Vo: "A cloud and flowers", Mudam Luxembourg, bis 19. September


Pastellmalerei in München

Kostbare Pastellbilder aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind ab Samstag in der Alten Pinakothek in München zu sehen. Im Mittelpunkt steht der eigene Bestand der Alten Pinakothek, in dem Namen wie Jean-Étienne Liotard, Joseph Vivien, Maurice Quentin de La Tour und Rosalba Carriera mit einzelnen Werken vertreten sind.

Die Technik war nach Angaben der Pinakothek vor allem in Frankreich beliebt und wurde wegen der Lebendigkeit ihrer Darstellung gern für Porträts verwendet. Zu sehen sind Bildnisse berühmter Leute, darunter Kurfürst Maximilian II. Emanuel von Bayern (1662 - 1726), Louis Dauphin von Frankreich (1661 - 1711) oder die russische Kaiserin Katharina II. (1729 - 1796).

Zum ersten Mal werden die Pastellgemälde der Alten Pinakothek mit denen aus der Staatsgalerie im Neuen Schloss Schleißheim gemeinsam zu sehen sein. Hinzu kommen selten gezeigte, teils anonyme Werke aus dem Depot sowie ausgewählte Leihgaben. (dpa/monopol)

"Viva le Pastel! Pastellmalerei von Vivien bis La Tour", Alte Pinakothek, bis 23. Oktober 2022



Annelise Kretschmer in Münster

Annelise Kretschmer (1903-1987) gilt als eine der bedeutenden deutschen Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster zeigt ihr Schaffen in der Ausstellung "Der Augenblick".

Im Dezember 2019 hatte das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) den Nachlass der Künstlerin erworben. Dieser besteht den Angaben des Museum zufolge aus 2600 Fotografien als Originalvergrößerungen sowie etwa 13.000 Negativen.

Der Ausstellungstitel "Der Augenblick" soll das Gespür Kretschmers beim Einfangen der Emotionen ihrer Gegenüber aufgreifen. "Dadurch gelangen ihr eindringliche Porträtaufnahmen, die als das herausragende Charakteristikum ihres Schaffens gelten", sagt die Kuratorin der Ausstellung, Tanja Pirsig-Marshall. Auch ihre frühen Modefotografien seien eher dem Porträt verpflichtet als der Werbung. "Kretschmer zeigte ihre Protagonistinnen dabei selbstbewusst und unabhängig - dem zeitgenössischen Typus der 'Neuen Frau' der 1920er Jahre entsprechend." Neben den Porträtfotografien werden in der Ausstellung zudem Stadt- und Reisebilder gezeigt.

"Der Augenblick. Die Fotografin Annelise Kretschmer", LWL-Museum für Kunst und Kultur, bis 14. August


Novalis-Museum in Oberwiederstedt wieder geöffnet

Das Museum im Geburtshaus des Dichters Novalis in Oberwiederstedt (Landkreis Mansfeld-Südharz) hat nach der Sanierung wieder geöffnet. Anlass ist der 250. Geburtstag des Literaten ("Hymnen an die Nacht"). Novalis gilt als bedeutender Vertreter der Frühromantik.

Unter dem Motto "Wie verkörperte Worte. Bild-Netze und Netz-Werke der Romantik" sind in einer Sonderschau unter anderem Gemälde und Schriften zu sehen. Heutige medial erstellte Bild- und Tonbeiträge gehören dazu. Unter den Exponaten sind zum Beispiel Leihgaben von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Klassik Stiftung Weimar und der Bergakademie Freiberg.

Zu den Kostbarkeiten unter den Ausstellungsstücken gehört auch ein kleines Kreuz. Es wurde aus dem Haar der früh verstorbenen Braut des Dichters, Sophie von Kühn, geflochten, wie Museumsdirektor Steffen Schmidt in Oberwiederstedt erklärt. In dem Ort kam 1772 Friedrich von Hardenberg zur Welt, der unter dem Pseudonym Novalis mit seinen Werken in die Weltliteratur einging. Zudem war er Jurist, Naturwissenschaftler und im Bergbau tätig. "Wir möchten die Vielschichtigkeit seiner Persönlichkeit zeigen, auch viele junge Menschen ansprechen", sagte Schmidt. Er leitet zudem die in Oberwiederstedt ansässige Forschungsstätte für Frühromantik. (dpa)

"Wie verkörperte Worte. Bild-Netze und Netz-Werke der Romantik", Novalis-Museum, bis 31. Dezember 2022

Foto: Heiko Rebsch/dpa

Ausstellungsgestalter Axel Göhre an einer Originaltür aus dem Schloss Oberwiederstedt


Politikerbilder in Potsdam

Ein Fotografenpaar hat elf Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten aus acht Ländern acht Jahre lang begleitet - die Bilder dazu sind ab Mittwoch auf einer Ausstellung in Potsdam zu sehen. Sachsen ist gleich zwei Mal vertreten - mit Stanislaw Tillich, der von 2008 bis 2017 Regierungschef im Freistaat war, und seinem Nachfolger und aktuellen Amtsinhaber Michael Kretschmer (beide CDU). Die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung zeigt in der Schau "Landesfürst*In. Mensch und Amt" vom 4. Mai bis zum 14. Oktober 42 Schwarz-Weiß-Fotos.

Ob Dietmar Woidke (Brandenburg, SPD) beim Besuch der Fontanestadt Neuruppin, Malu Dreyer (Rheinland-Pfalz, SPD) im Bürgergespräch in Landau oder Daniel Günther (Schleswig-Holstein, CDU) beim Metal-Festival in Wacken: Alexandra und Bernd Kohlmeier haben Momente im Arbeitsleben der Regierungschefinnen und Regierungschefs eingefangen, die viele Facetten zeigen wollen. Die Bilder fangen die Regierungschefs in Momenten ihres Arbeitsalltags ein - doch ihr Blick wirkt manchmal fast unbeobachtet. Das wollten die Fotografen erreichen. "Im Mittelpunkt war der Mensch", sagte Bernd Kohlmeier. Es sei auch um Verletzlichkeit gegangen, um das Zeigen von Gefühlen.

Die beiden Fotografen wollten alle 16 Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten fotografisch begleiten, doch das erwies sich als schwierig: Mehrere Staatskanzleien gaben den beiden einen Korb - zum Beispiel Bayern, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. "Sowohl Herr Seehofer als auch Herr Söder haben abgesagt", sagte Angelika Kohlmeier. Das gelte etwa auch für Olaf Scholz - damals noch Erster Bürgermeister von Hamburg. In NRW hätten Hannelore Kraft (SPD) und dann Armin Laschet (CDU) abgesagt. (dpa)

"Landesfürst*In. Mensch und Amt", Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung, bis 14. Oktober


Helga Griffiths in Saarbrücken

In den interaktiven Kunstwerken von Helgas Griffiths sollen aktuelle Erkenntnisse aus Wissenschaft, Technologie und Kunst aufeinandertreffen. Nun zeigt die Moderne Galerie des Saarlandmuseums ausgewählte Werke der Künstlerin in der Ausstellung "Sensing the Unseen".

Die Arbeiten sollen den menschlichen Körper, seine Umwelt und die inneren Prozessen der Erde verknüpfen und gegenüberstellen. Griffiths arbeitet in ihren multimedialen Rauminstallationen sowohl mit Licht und Video-Bildern als auch mit Klang. Dabei konzentriert sich die Künstlerin auf die Bedeutung von Düften: Sie sollen an der Schnittstelle zwischen Mensch und Umwelt eine besondere Rolle spielen.

Neben älteren Arbeiten zeigt Helga Griffiths auch neue, speziell auf die Bergbaugeschichte des Saarlandes bezogene Werke.

Helga Griffiths: "Sensing the Unseen", Saarlandmuseum - Moderne Galerie, bis 14. August

© Michael Riedel, Foto: Hans-Christian Schink © Hans-Christian Schink
Moderne Galerie


Documenta-Aufarbeitung in Solingen

Wenige Wochen vor dem Start der 15. Auflage der Documenta wirft eine Ausstellung in Solingen einen kritischen Blick auf die Geschichte der weltweit wichtigsten Schau für zeitgenössische Kunst. In einem Gemeinschaftsprojekt haben das Documenta-Archiv Kassel und das Zentrum für verfolgte Künste in Solingen die Auswahl der Künstler für die erste Documenta 1955 aufgearbeitet.

Anhand von zwei Ausstellungen in Kassel - der Vierten Großen Kunstausstellung 1929 und der ersten documenta 1955 - wird die Rolle der Documenta bei der Kanonisierung von Kunst beleuchtet. "1929/1955 - Die erste Documenta 1955 und das Vergessen einer Künstler:innengeneration" heißt die Ausstellung mit 60 Werken, die bis zum 11. September zunächst in Solingen zu sehen ist und 2023 in Kassel gezeigt wird.

Das Solinger Zentrum beherbergt rund 1500 Werke von Künstlern, die im Nationalsozialismus verfemt und verfolgt wurden. Etwa 30 Künstler der Sammlung waren 1929 in der viel beachteten Kasseler Avantgarde-Schau vertreten. Nur drei von ihnen schafften es 1955 auf die Documenta-Liste: Josef Albers, Christian Rohlfs und Xaver Fuhr. Die meisten anderen damals aufstrebenden Künstler sind nicht in den etablierten Kunstkanon eingegangen. (dpa)

"1929/1955 - Die erste Documenta 1955 und das Vergessen einer Künstler:innengeneration", Zentrum für verfolgte Künste, bis 11. September 2022