Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Chemnitz, Düsseldorf, Erfurt, Halle, Maastricht, Paris, Schleswig, Wien und Wolfsburg

 

Frauen in der italienischen Kunst in Berlin

Mit dem Frauentag eröffnete in Berlin eine Ausstellung zur Rolle von Künstlerinnen in einer von Künstlern wie Michelangelo, Raffael oder da Vinci beherrschten Zeit. Für "Muse oder Macherin? Frauen in der italienischen Kunstwelt 1400-1800" präsentiert das Kupferstichkabinett der staatlichen Museen rund 90 Arbeiten bis zum 4 Juni.

"Die Kunstwelt vor 1800 ist eine Männerwelt", sagt Dagmar Korbacher, Direktorin des Kupferstichkabinetts und Kuratorin der Ausstellung. Aus Barock und Renaissance seien vielen Menschen kaum Künstlerinnen bekannt. Einen Grund dafür sieht Korbacher auch in der ebenfalls männlich dominierten Aufzeichnung von Kunstgeschichte. "Wir wollen Künstlerinnen, die auch bemerkenswerte Frauen waren, sichtbar machen."

Die Ausstellung präsentiert nun nicht nur Werke etwa von Rosalba Carriera, Artemisia Gentileschi, Elisabetta Sirani, Diana Mantovana, Isabella d'Este oder Christina von Schweden. Vielmehr zeigen Korbacher und ihr Team auch die unterschiedlichen Wege von Frauen in die Kunst auf. Und das in einer Zeit, als die Zugänge noch vornehmlich Männern vorbehalten waren.

So finden sich etwa auch Künstlerinnen wie Laura Piranesi (1754-1785), die als Tochter des Kupferstechers Giovanni Battista Piranesi (1720-1778) Zugang zu Kunst, Werkstatt, Materialien hatte. Auch die Rolle von Frauen für Künstler wird thematisiert. So zeigt eine Aktstudie von Federico Barocci (um 1533-1612), wie ein männlicher Akt als Vorlage für eine Madonnazeichnung dient. Zu dieser Zeit waren weibliche Aktmodelle noch nicht üblich. (dpa)

"Muse oder Macherin? Frauen in der italienischen Kunstwelt 1400-1800", Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, bis 4.Juni

© Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

Maria de’ Medici, Selbstbildnis?, 1587

 

Gentrifizierung und Widerstand in Berlin

Mit der Ausstellung "Wir bleiben! Gentrifizierung und Widerstand in Berlin" widmet sich das Stadtmuseum Berlin in seinen Räumen im Humboldt Forum der Geschichte der Wohnraumsituation in der Hauptstadt. Bis Ende Oktober des nächsten Jahres wird dafür eine der drei Freiflächen der Ausstellung "Berlin Global" genutzt, die von Initiativen, Organisationen und freien Gruppen bespielt werden.

"Verdrängung, Leerstand, Aufwertung: Gentrifizierung findet nicht nur in Berlin statt, aber hier mit besonderer Wucht und Geschwindigkeit", heißt es beim Stadtmuseum zur Ausstellung, die von Barbara Bernardi, Linda Paganelli und Vincent Voignier zusammengestellt wurde. Anhand von Interviews und einer Foto- und Videocollage zeigen sie die Folgen von Gentrifizierung für Bewohner, die Kulturlandschaft und den städtischen Raum. Dabei geht es um die Folgen des Verlusts von bezahlbarem Wohn- und Stadtraum oder die Verdrängung in städtische Randgebiete. (dpa)

"Wir bleiben! Gentrifizierung und Widerstand in Berlin", Stadtmuseum Berlin im Humboldt Forum, bis Ende Oktober 2024

Foto: Joerg Carstensen/dpa

Ausstellungsansicht zur Gentrifizierung Berlins im Humboldt Forum


Isaac Julien in Berlin

Wie eng sind Kapital und Kunstmarkt verwoben? Mit den Auswirkungen der Finanzkrise 2008 auf den internationalen Handel mit Kunst und das individuelle Leben von Künstlern befasst sich der Brite Isaac Julien in seinem Film "Playtime". Das Berliner Palais Populaire zeigt das 2013 entstandene Werk des Künstlers aus der Sammlung Wemhöner erstmals in Deutschland. Zusammen mit Fotos zu der rund einstündigen Arbeit ist "Isaac Julien: Playtime" bis zum 10. Juli zu sehen.

Der 63 Jahre alte Julien, in Großbritannien jüngst zum Ritter geschlagen, wurde im vergangenen Jahr mit dem Goslarer Kaiserring ausgezeichnet. Der Künstler und Filmproduzent ist zudem Mitglied der Academy, die die Oscars vergibt. In seinen Arbeiten befasst er sich häufig mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen wie etwa Rassismus oder Migration.

"Kapital spielt eine sehr vieldeutige Rolle in der Kunstwelt", sagt Julien. Der in sieben Sequenzen erzählte Film "Playtime" ist für Julien nicht nur die Auseinandersetzung mit den Handelnden in einem kollabierenden Kapitalmarkt und den Folgen für eine Kunstwelt, die es sich in einem stetigen Finanzfluss bequem gemacht hat. In mehreren Szenen seines Werks spielt er auch auf "Tatis herrliche Zeiten" von 1967 an.

Der Film des französische Regisseurs Jacques Tati heißt im Original ebenfalls "Playtime". Seine Arbeit sei ähnlich ironisch zu verstehen wie Tatis Werk, sagt Julien. Auch Tati habe sich in mehreren Einstellungen mit der Beziehung von Arbeit und Kapital auseinandergesetzt. (dpa)

Isaac Julien "Playtime", Palais Populaire, Berlin, bis 10. Juli

©Isaac Julien, Courtesy: Sammlung Wemhöner

Ausschnitt aus Isaac Juliens Film "Playtime"

 

Open Sunday für Galerien in Berlin

Am Sonntag laden über 20 Galerien in Mitte, Kreuzberg, Tiergarten, Moabit und Charlottenburg zu einem Besuch ein. Von zwölf bis 18 Uhr bietet der Sunday Open die Möglichkeit, bis zu 24 Ausstellungen in unterschiedlichen Galerien Berlins durch einen Spaziergang zu erkunden.

Zu sehen sind unter anderem  Arbeiten der ukrainischen Künstlerin Martha Dyachenko bei  Dittrich & Schlechtriem und von Rosemarie Trockel, die in einer Gruppenausstellung der Galerie Klosterfelde Edition präsentiert werden. In der PSM Galery können Werke von Nazim Ünal Yilmaz und anderen Künstlerinnen und Künstlern gekauft werden, deren Erlös an die Erdbebenopfer der Türkei und Syrien gespendet wird.

Eine Liste mit allen Galerien, die sich am Sundy Open beteiligen, und ihren derzeitigen Ausstellungen findet sich online auf der Website von Index Berlin. Dort können die Galerien anhand einer Karte individuell zu einer Tour zusammengestellt werden. Eine Anmeldung braucht es nicht. (monopol)

Sunday Open, mehrere Galerien in Berlin Mitte, Kreuzberg, Tiergarten, Moabit und Charlottenburg, 12.März, zwölf bis 18Uhr

Photo by David Cabana Echaniz; Courtesy of The Artist and BUNGALOW/ChertLüdde, Berlin

Marleen Rothaus, "Care, Rage" in der Galerie Chert Lüdde

 

Kunst aus der Weimarer Republik in Chemnitz

Mit einer neuen Ausstellung spürt das Museum Gunzenhauser Kontinuitäten und Umbrüchen in Leben und Werk von Künstlern der Weimarer Republik bis nach dem Zweiten Weltkrieg nach. Exemplarisch wurden dazu Rudolf Bergander, Otto Dix, Lea Grundig, Wilhelm Rudolph, Gustav Schaffer und Martha Schrag ausgewählt. Einerseits haben sie die Realismusbewegungen der 1920er Jahre und die Neue Sachlichkeit geprägt. Andererseits hätten sie die Umbrüche des 20. Jahrhunderts unterschiedlich verarbeitet.

Während einige der Künstler von den Nationalsozialisten verfolgt und geächtet wurden, hätten andere Anknüpfungspunkte zum NS-Regime gefunden. Die in der Zeit des Nationalsozialismus geschaffenen Bilder spiegelten die unterschiedlichen Verhaltensweisen und Handlungsspielräume der Künstler eindringlich wider, hieß es.

Die Ausstellung "Lebenswege. Künstler:innen zwischen den Systemen" wird am Samstagabend eröffnet und ist bis 2. Juli zu sehen. Gezeigt werden unter anderem Dix' "Düstere Landschaft" von 1940, Berganders "Unsere Trümmerfrauen" (1955), Schaffers Ölgemälde "Die Mutter" (1926) sowie Grundigs Bleistiftzeichnung "Sitzendes Mädchen" aus dem Jahr 1929. Grundig, 1906 in Dresden geboren, war die einzige der sechs Künstler, die während der Nazi-Diktatur Deutschland verließ. Als Jüdin floh sie ins Exil und kehrte 1949 nach Deutschland zurück. Später wurde sie Präsidentin des Verbandes Bildender Künstler der DDR. (dpa)

"Lebenswege. Künstler:innen zwischen den Systemen", Museum Gunzenhauser, Chemnitz, 12.März bis 2.Juli

@VG Bild-Kunst, Bonn 2023

Rudolf Bergander, Unsere Trümmerfrauen, 1955, Kunstsammlungen Chemnitz

 

Jenny Holzer in Düsseldorf

Auf Wänden, Bänken und Leuchttafeln - die kurzen gesellschaftskritischen Slogans von Jenny Holzer sind überall auf der Welt zu finden. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf zeigt von Samstag bis 6. August die nach Angaben des Museums größte Überblicksausstellung der US-amerikanischen Konzeptkünstlerin in Deutschland.

Holzer (72) präsentiert ihre lakonischen Sprüche auf T-Shirts, Plakaten oder als LED-Laufbänder. Seit ihren New Yorker Straßenplakaten aus den späten 70er Jahren bis zu ihren großformatigen Lichtprojektionen kritisiert Holzer mit wortgewandtem Humor Geschlechterrollen, Armut, Krieg und Populismus. Auch im Bundestag sind ihre digitalen Leuchtschriftbänder zu sehen.

Im Ständehaus K21 sind Poster, Gemälde, Spruchbänder und Holzers Arbeiten auf Steinbänken zu sehen. Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine wird auch die neue LED-Wandarbeit "UKRAINE" (2023) präsentiert. Darin verarbeitet Holzer Auszüge aus Berichten der Vereinten Nationen über Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine. (dpa)

Jenny Holzer, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K21, bis 6.August

© 2023 Jenny Holzer, VG Bild-Kunst, Bonn, Foto: John Marchael

LED von Jenny Holzer im K21

 

Gudrun Kemsa in Erfurt

Mit großformatigen Fotografien von Gudrun Kemsa holt die Kunsthalle großstädtisches Flair nach Erfurt. "Wir fotografieren alle in Städten", sagt der Direktor der städtischen Kunstmuseen Kai-Uwe Schierz. Kemsa gelinge es aber, die speziellen Lichtverhältnisse der Städte wie New York, London und Paris einzufangen. Bei ihr wirkten die aufgenommenen Menschen wie anonyme Schauspieler vor Alltagskulissen. Sie zeigten gewissermaßen das Gegenteil der Beschaulichkeit Erfurts, so Schierz.

"Ich laufe den Lichtflecken hinterher", erklärte die Künstlerin ihre Herangehensweise. Sie suche die Ruhe in dem regen Treiben der Metropole und sei es gewohnt, mit einem Panorama-Blick auf die Motive zu schauen. Autos sind nicht zu sehen - obwohl diese den Stress und die Geschäftigkeit der Städte mitbestimmen. Oft fängt Kemsa so Passanten vor namhaften Bekleidungsgeschäften oder Hotelfassaden ein. Schierz spricht von den "Stein und Glas gewordenen Verheißungen" der Großstadt.

Kemsas Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet und sind international zu sehen. Sie erhielt etwa das Villa-Massimo-Stipendium der Deutschen Akademie Rom. Die 1961 geborene Künstlerin wuchs im hessischen Bad Hersfeld auf. Sie lebt inzwischen in Düsseldorf, wo sie Bildhauerei studierte. Das spiegle sich auch in ihren Fotoarbeiten wider, so Schierz. Diese zeugten von bildhauerischer Plastizität und einem Spiel aus Relief, Schatten und Flächen.

Die Ausstellung sei das letzte Projekt, das wegen der Corona-Pandemie ausgefallen war und verschoben werden musste, sagte Schierz. "Urban Desire. Fotografien und Videoinstallationen von Gudrun Kemsa" wird am Samstagabend eröffnet. (dpa)

"Urban Desire. Fotografien und Videoinstallationen von Gudrun Kemsa", Kunsthalle Erfurt, 12. März bis 7. Mai

Foto: Martin Schutt/dpa

Ausstellungsansicht einer Fotografie von Gudrun Kemsa in der Kunsthalle Erfurt

 

Feministische Plakat-Ausstellung in Halle

Anlässlich des Internationalen Frauentages zeigt das Landesverwaltungsamt in Halle eine Ausstellung mit historischen Plakaten, die den Aktionstag im Allgemeinen und das Frauenwahlrecht im Speziellen thematisieren. Die Schau "Mit Kühnheit und Zuversicht" wird bis 14. April präsentiert. Erarbeitet wurden den Angaben zufolge 27 Tafeln mit historischen Plakaten, die den Zeitraum von 1906 bis in die Gegenwart abbilden. Begleittexte, die die Abbildungen beschreiben und den gestalterischen Hintergrund einordnen, komplettieren die Ausstellung.

Der Internationale Frauentag am 8. März wurde erstmals 1911 gefeiert. An dem Tag sollen die bisherigen Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung gefeiert und auf die noch immer bestehende Ungleichbehandlung von Männern und Frauen aufmerksam gemacht werden. Ideengeberin sei die Politikerin Clara Zetkin (1857-1933) gewesen, die im August 1910 auf einer Konferenz in Kopenhagen die Einführung eines solchen Tages vorgeschlagen haben soll. (dpa)

"Mit Kühnheit und Zuversicht", Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt, Halle, bis 14.April

Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt

Ein Plakat der aktuellen Ausstellung im Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt

 

Kunstmesse Tefaf in Maastricht

Objekte aus 7000 Jahren Kulturgeschichte gibt es bei der Tefaf in Maastricht zu sehen, der international bedeutsamsten Messe für Antiquitäten, Kunst und Design – wobei moderne und zeitgenössische Kunst immer wichtiger werden: Mittlerweile macht dieses Segment rund die Hälfte der Messe aus. Zu den Highlights der diesjährigen Ausgabe gehören so unterschiedliche Objekte wie ein bemaltes Keramik-Kamel aus der Tang-Dynastie, eine seltene Bibel von 1416, eine Fabergé-Brosche, eine Skulptur von Anish Kapoor und ein Selbstporträt von Lotte Laserstein. 270 Anbieter aus 20 Ländern werden erwartet.

Tefaf Maastricht, bis 19.März

Foto: Courtesy of Van de Weghe Fine Art

Unter anderem auf der Messe zu sehen: Ferdinand Leger "La femme au Perroquet", 1952

 

Paul Smith gestaltet Picasso-Schau in Paris

Streifen mal blau, mal gelb, bunte Tapeten und dazwischen immer wieder Meisterwerke von Pablo Picasso. So bunt hat selten eine Picasso-Ausstellung ausgesehen. Zum 50. Todestag des spanischen Meisters hat der britische Stardesigner Paul Smith die Hommage-Werkschau im Pariser Picasso-Museum gestaltet. Man wolle Picasso in einem neuen Licht zeigen und ein anderes Publikum anlocken, sagt der 76-Jährige. Ausstellungen in weißen Räumen zu präsentieren sei streng und seriös. Die junge Generation sei visuell. 

Smith, der für seine Verdienste um die britische Modewelt im Jahr 2000 zum Ritter geschlagen wurde und sich seitdem auch Sir Paul Smith nennen darf, ist für seine farbenfrohe Mode bekannt. In sein buntes Universum hat er nun über 150 Werke des spanischen Meisters getaucht: Das stark vereinfachte Porträt von Picassos junger Geliebten Marie-Thérèse Walter hängt vor gelben Streifen und Picassos Selbstbildnis in einem lilafarbenen Raum zusammen mit Studien zu seinem Hauptwerk "Les Demoiselles d'Avignon".  

Smith hat weltweit Geschäfte eröffnet und seine Kollektionen in über 70 Ländern vertrieben, auch Motorrädern und Fahrradtrikots verlieh er sein Design. Es ist das erste Mal, dass er eine Kunstschau gestaltet. Er sei überrascht gewesen, wie einfach das gewesen sei, wahrscheinlich deshalb, weil er seit über 50 Jahren mit Farben spiele. 

Für Cécile Debray, Direktorin des Pariser Picasso-Museums und Co-Kuratorin der Werkschau, gehört die Zusammenarbeit mit Smith zu einem neuen Konzept, mit dem sich das Museum einem neuen Publikum öffnen will. Dazu gehören auch Sonderschauen zeitgenössischer Künstler, mit denen das Werk Picassos konfrontiert wird, wie die von Faith Ringgold "Black is beautiful". (dpa)

"La Collection prend des couleurs" (Die Sammlung wird bunt) ist eine der weltweit zahlreichen Ausstellungen zu Picassos 50. Todestag am 8. April.

"La Collection prend des couleurs", Picasso-Museum, Paris, bis 27.August

Foto: Sabine Glaubitz/dpa

Designer Paul Smith vor Werken der Picasso-Ausstellung, die er gestaltet hat

 

Christo und Jeanne-Claude in Schleswig

Verpackte Wandleuchter und Magazine, großformatige Skizzen, Modelle und Fotos: Anhand von rund 80 Werken zeigt die Schau auf Schloss Gottorf in Schleswig "Christo und Jeanne-Claude. Paris. New York. Grenzenlos" vom 10. März an die künstlerische Entwicklung des Paares seit Mitte der 1950er-Jahre bis zu Christos Tod im Mai 2020. Ein von Christo verpackter VW-Käfer aus dem Jahr 1961 ist das größte Exponat der Ausstellung.

Gezeigt werden bis zum 3. September in der Reithalle und im Kreuzstall die wichtigsten Projekte des Künstlerpaares – vom Eisernen Vorhang in Paris 1962 bis zur noch nicht verwirklichten Mastaba in Abu Dhabi. Die Schau beginnt mit Christos Frühwerk und ersten künstlerischen Arbeiten in Paris. Das Frühwerk wird im Kontext mit Arbeiten internationaler Weggefährten wie Arman und Yves Klein präsentiert.

Christo (1935-2020) und Jeanne-Claude (1935-2009) begeisterten mit ihren Großprojekten Millionen Menschen weltweit. Ein Höhepunkt war die Verhüllung des Berliner Reichstags 1995. (dpa)

"Christo und Jeanne Claude. Paris. New York. Grenzenlos", Schloss Gottorf, Schleswig, bis 3.September

©Christo and Jeanne-Claude Foundation / VG Bild-Kunst Bonn, 2022 Foto: Wolfgang Volz

Christo, Verhüllter VW-Käfer von 1961

Ukrainische Kunst in Stuttgart

Der Krieg in der Ukraine wird ein Jahr nach dem Angriff russischer Truppen auch immer häufiger Thema in den baden-württembergischen Museen. Nach Ausstellungen unter anderem im Karlsruher ZKM und in Bühl widmet sich ihm nun auch das Kunstmuseum Stuttgart. Unter dem Titel "From 1914 till Ukraine" werden bis zum 23. Juli Arbeiten von zehn zeitgenössischen ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern gezeigt, die sich mit dem Krieg und den Erlebnissen seit dem Februar des vergangenen Jahres auseinandersetzen.

Die Videos, Fotografien, Malereien und Aufzeichnungen stellt das "Museum des Jahres" Werken des Malers Otto Dix (1891-1969) gegenüber, der seine Erfahrungen an der Front im Ersten und als Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg verarbeitet hat. Dix im Gefangenenlager, als kämpfender Soldat, Dix umgeben von Kratern, Schützengräben und Ruinen. "In dieser Gegenüberstellung gerät ein Jahrhundert europäischer Kriegserfahrungen in den Blick", erklärte das Museum.

Aber der Krieg zeigt stets dieselben Gesichter und so ähneln die kraterdurchpflügten Felder im zerstörten ukrainischen Dorf Moshchun in Katya Buchatskas "This World is Recording (Still)" (2022) den Schlachtfeldern vor 100 Jahren. Andrii Sahaidakovskyi gestaltet in "False Sky" (2017) einen bemalten Teppich zum bedrohlich dunklen Nachthimmel beim Bombenangriff um. Eindrucksvoll auch eine gemeinsame Klangarbeit mehrerer Künstler, die mit Tonaufnahmen von einem einzigen Tag in der Ukraine Geräusche von einem Friedhof, einer Warnsirene und vom Ausheben eines Schützengrabens dokumentieren. (dpa)

"From 1914 till Ukraine", Kunstmuseum Stuttgart, bis 23.Juli

Foto: Christoph Schmidt/dpa

Ausstellungsansicht, Kriegsbilder aus der Ukraine in Stuttgart

 

Georg Baselitz in Wien

Die "Nylonparade" von 2022 ist eines der jüngsten Werke von Georg Baselitz. In einer Art Collage hat der 85-Jährige mehrere Nylonstrümpfe in einem riesigen Gemälde verarbeitet. Das Motiv ist bis zum 25. Juni Teil der Schau "Baselitz Nackte Meister" im Kunsthistorischen Museum (KHM) in Wien. Mehr als 70 Werke von Baselitz, der als einer der weltweit teuersten und wichtigsten zeitgenössischen Künstler gilt, sollen in ein visuelles Gespräch mit rund 40 Alten Meistern der Sammlung des Museums treten.

Noch nie habe das KHM, das die Kunstschätze der Habsburger verwahrt, einem modernen Künstler so viel Raum gegeben. Die Auswahl von Werken, in denen es ausschließlich um Nacktheit geht, habe Baselitz selbst getroffen, sagt Co-Kurator Andreas Zimmermann.

Mal sind es Gesten, mal Farben, mal die Komposition, die das Moderne und das Alte in Beziehung setzen. Paolo Fiammingos "Amori" (1585/1589), ein Motiv voll harmonischer Paare, steht im krassen Gegensatz zum Einsamkeit ausstrahlenden Bild "Edvards Freundin mit Kasel" (1998) von Baselitz. Die "Schwarze Elke" von 1973 hängt neben dem Rubens-Gemälde "Das Pelzchen" (1636/1638), das die Frau des flämischen Meisters darstellt. Beide Bilder sollen ganz unmittelbar die äußerste Vertrautheit beider Künstler mit ihren Partnerinnen demonstrieren, heißt es dazu. Baselitz und seine Frau Elke gelten seit mehr als 60 Jahren als unzertrennlich.

"Die Nachbarschaft führt zu einer Art Revitalisierung der Alten Meister, die teils auch einmal jung und gefährlich waren", sagt Zimmermann. Grundsätzlich interessiere Baselitz alles, was ungewöhnlich und gegen den Strich gebürstet sei. "Die Symmetrie ist einer der absoluten Anti-Begriffe bei ihm", so Zimmermann. Die Schau zeigt Bilder des in Deutschland, Österreich und Italien lebenden Künstlers ab dem Jahr 1972. Man habe bewusst diese Zeit als Startpunkt gewählt, weil sie von großer Freiheit gekennzeichnet gewesen sei.

Baselitz, dessen Anspruch es ist, sich immer wieder neu zu erfinden, arbeitet seit rund 30 Jahren mit meist großen Leinwänden, die auf dem Boden liegen. Zum Malen rutschte er oft auf den Knien über die Bilder. Entstanden seien mal Fingermalereien, mal Motive mit heftigen Pinselhieben, mal federleichte Bilder, so Zimmermann. (dpa)

"Baselitz: Nackte Meister", Kunsthistorisches Museum Wien, bis 25.Juni

© KHM-Museumsverband

Georg Baselitz' Bilder treten in der Ausstellung über Kopf in Dialog mit den Alten Meistern.

 

Piet Mondrian in Wolfsburg

Schluss mit Sekundärfarben! Schleicht euch, Diagonalen! Schon 1911 hatte Pieter Cornelis Mondriaan seinen Namen vereinfacht, sodass die Lettern das Anagramm "I paint modern" ergaben. 1920 definierte Piet Mondrian (1872–1944) in einem kunsttheoretischen Essay den "Neoplastizismus", dessen visuelle Ausprägung heute jedes Kind kennt. Ein Raster aus schwarzen Linien wird mit den Primärfarben Rot, Gelb und Blau gefüllt, in einigen Rechtecken bleibt das Weiß der Grundierung stehen. Sein Ziel, die "Neue Gestaltung" auf alle Gestaltungsformen bis hin zur Architektur auszudehnen, ja sogar eine neue, friedlich ausbalancierte Gesellschaft zu inspirieren, hat der große Niederländer nicht erreicht. Und doch ist sein Einfluss auf die Kunst und Kultur des 20. und 21. Jahrhunderts immens, wie die Schau "Re-Inventing Piet. Mondrian und die Folgen" im Kunstmuseum Wolfsburg zeigt.

Ausgehend von einer Auswahl abstrakter Mondrian-Werke in einem zentralen Rundbau im Museum, werden Verbindungslinien zu zahlreichen Variationen seiner Kunst gezogen. Vor Werbung, Design und Mode haben Mondrians Patterns nicht haltgemacht, das belegen etwa die mit Rastern und Primärfarben versehenen Cocktailkleider des französischen Couturiers Yves Saint Laurent aus den 1960ern. Im Feld der bildenden Kunst arbeitet die von Andreas Beitin und Elena Engelbrechter kuratierte Ausstellung Mondrians Einflüsse zu Kunstschaffenden seiner Zeit heraus, so sind Werke von Theo van Doesburg, Sophie Taeuber-Arp oder Marlow Moss zu sehen.

Nach seiner Emigration in die USA 1940 teilte Mondrian mit Lee Krasner die Leidenschaften für Jazz und Rhythmus in der Malerei. In jüngster Zeit haben sich Kunstschaffende wie Sylvie Fleury, Remy Jungerman, Sarah Morris oder Mathieu Mercier von Mondrian anregen lassen. Dessen 1914/15 entstandene Serie von Zeichnungen "Pier and Ocean" hat François Morellet und Tadashi Kawamata zu einem gleichnamigen Environment aus Neonröhren über einem hölzernen Steg angeregt: Willkommen im Mondrian-Archipel.

"Re-Inventing Piet. Mondrian und die Folgen", Kunstmuseum Wolfsburg, 11.März bis 16.Juli

Ndidi Emefiele "Splash", 2017

Ein Bild der Ausstellung, das Piet Mondrian und sein Rastermuster bei genauem Hingucken zitiert.