Highlights des Kunstjahrs

Wohin 2021?

Im verlängerten Corona-Lockdown ist an Museumsbesuche gerade nicht zu denken. Wir schauen trotzdem in die Zukunft, denn es gibt viele Ausstellungen, auf die man sich im Kunstjahr 2021 freuen kann

 

Max Beckmann und De Chirico in Hamburg

Die große Ausstellung mit Werken von Max Beckmann (1884-1950) in der Kunsthalle Hamburg soll bis zum 14. März verlängert werden. Sie untersucht die oft widersprüchlichen Rollen von Weiblichkeit und Männlichkeit in seiner Kunst. Zum ersten Mal in Hamburg soll ab der Wiedereröffnung der Museen mit "Magische Wirklichkeit" eine Ausstellung über den italienischen Künstler Giorgio de Chirico (1888-1978) zu sehen sein, der als Begründer der Pittura Metafisica zu einem der wichtigsten Vorläufer des Surrealismus und der Neuen Sachlichkeit wurde.

Außerdem ist geplant: eine Ausstellung mit Werken des Berliner Künstlers Walter Gramatté (1897-1929), dessen Werk sich in den 1920er Jahren eigenständig zwischen Symbolismus, Expressionismus und Surrealismus bewegt und der sich häufig in Hamburg aufhielt; eine Schau mit Druckgrafiken, unter anderem von Andy Warhol (1928–1987) und mit Werken von Raffael (1483-1520), dem Superstar der Renaissance. Im Herbst widmet sich eine große Ausstellung der tschechischen Künstlerin Marie Čermínová (1902-1980).

"Max Beckmann: weiblich - männlich", Kunsthalle Hamburg, bis 14. März. "De Chirico", Kunsthalle Hamburg, ab Wiedereröffnung der Museen bis 25. April

 

Premieren-Schau im Pinault-Museum in Paris

Die Berliner Museumswelt ist zurzeit eine große Baustelle, da kann man schon etwas neidisch auf die französische Hauptstadt blicken: Im ersten Arrondissement von Paris, ganz in der Nähe des Centre Pompidou, soll (so die Corona-Bestimmungen es wollen) am 23. Januar das neue Museum von François Pinault eröffnen. Der französische Milliardär ließ die ehemalige Bourse de Commerce, einen klassizistischen Bau mit einer in Freskotechnik ausgemalten Kuppel, von seinem Hausarchitekten Tadao Andō umgestalten. Andō, der für Pinault schon den Palazzo Grassi und die Punta della Dogana in Venedig restauriert hat, baute einen neun Meter hohen Zylinder aus Beton mit 30 Meter Durchmesser in den Rundbau ein, der künftig als zentrale Ausstellungsfläche dienen soll. "Er markiert das Epizentrum des Gebäudes im Epizentrum des Kunst- und Kulturviertels von Paris, der Stadt, die selbst das kulturelle Epizentrum der Welt ist", so Tadao Andō nicht eben bescheiden, aber auch nicht ganz verkehrt.

François Pinaults Sammlung gehört mit mehr als 10.000 Werken zu den bedeutendsten für zeitgenössische Kunst. Welche Künstlerinnen oder Künstler er und der Generaldirektor seiner Sammlung, Jean-Jacques Aillagon, für die Eröffnungsschau ausgewählt haben, bleibt bis zur Eröffnung ein Geheimnis.

Bourse de Commerce - Pinault Collection, Paris, ab 23. Januar

Haupthalle des Pinault-Museums
Foto: Patrick Tourneboeuf/Tendance Floue/Pinault-Stiftung/dpa

Haupthalle des Pinault-Museums


Andy Warhol in Köln

Der Superstar der Pop Art ist mit seinen ikonischen Motiven wie Marilyn, Campells Suppendose oder Coca-Cola-Flaschen im kollektiven Gedächtnis fest verankert. 30 Jahre nach seiner letzten Retrospektive in Köln zeigt die Ausstellung "Andy Warhol Now" die Ikone als Künstler, dessen innovatives Schaffen gerade für eine junge Generation im Zeitalter von Migration und gesellschaftlicher Diversität neu entdeckt werden kann.

"Andy Warhol Now"Museum Ludwig, Köln, sobald die Museen wieder öffnen, bis 18. April

 


Hito Steyerl in Paris

Auf Hito Steyerl schaut die Kunstwelt. Ihre Arbeiten werden auf der Documenta, bei den Skulptur Projekten Münster und der Biennale in Venedig gezeigt. 2017 kürte das internationale Kunstmagazin "Art Review" sie zur einflussreichsten Person der Kunstwelt, Ende November 2020 landete sie auf Platz zwei der Monopol-Top-100. In unserer Kritiker-Umfrage zu den besten Ausstellungen des vergangenen Jahres wurde ihre Schau "I Will Survive" im K21 in Düsseldorf am öftesten genannt. Nun zieht diese ins Centre Pompidou in Paris weiter. Es geht um künstliche Intelligenz und öffentliche Kunst in einer von finanziellen Interessen beeinflussten Kulturbranche.

"Hito Steyerl", Centre Pompidou, Paris, 3. Februar bis 7. Juni

 

Sklaverei gesehen durch die Kunst in Amsterdam

Ein historisches Thema, zu dessen Aufarbeitung auch die Kunst beiträgt: Die Ausstellung "Slavery" konzentriert sich auf die Sklaverei in der niederländischen Kolonialzeit vom 17. bis zum 19. Jahrhundert und beleuchtet die Länder und Regionen, in denen die Niederlande aktiv in Sklaverei und Sklavenhandel involviert waren.Die Ausstellung erzählt zehn wahre Geschichten aus dem Leben Versklavter, über Sklavenhalter und über Menschen, die sich aus der Sklaverei befreiten.

"Slavery", Rijksmuseum, Amsterdam, 12. Februar bis 30. Mai


 

Yayoi Kusama in Berlin

Die japanische Künstlerin Yayoi Kusama ist eine Ausnahmeerscheinung, die sich in der Kunstwelt New Yorks in den 60er-Jahren mit ihren ausgefallenen Installationen und Aktionen nach oben kämpfte. Dann geriet sie in Vergessenheit, bis sie in den vergangenen zehn Jahren auf dem Kunstmarkt und in den internationalen Museen gleichermaßen die verdiente Aufmerksamkeit bekam. Die vom Gropiusbau konzipierte Ausstellung ist die erste Retrospektive in Deutschland und geht weiter nach Tel Aviv.

"Kusama" Gropiusbau Berlin, 19. März bis 1. August, Tel Aviv Museum of Art: 2. November bis 23. April 2022

Yayoi Kusama "Infinity Mirror Room-Phalli's Field", 1965
© Yayoi Kusama, courtesy Ota Fine Arts, Victoria Miro & David Zwirner

Yayoi Kusama "Infinity Mirror Room-Phalli's Field", 1965

 

Sophie Taeuber-Arp in Basel

Die Schweizerin Sophie Taeuber-Arp (1889–1943) war eine Pionierin der Abstraktion, die mit scheinbar spielender Leichtigkeit die Grenzen zwischen Kunst und Leben auflöste. Sie gehörte den Avantgarde-Zirkeln von Zürich und Paris an. Ihre Experimentierfreude und ihre kunsthandwerkliche Ausbildung und Lehrtätigkeit verschmolzen zu einer gelebten, angewandten Abstraktion, die sich durch nahezu alle Lebensbereiche zog. Bei ihrem tragischen Unfalltod 1943 umfasste ihr Œuvre Textilien wie Kissen und Tischdecken, Perlarbeiten, ein Marionettentheater, Kostüme, Wandmalerei, Möbel, Architektur, Grafikdesign, Malerei, Zeichnung, Skulptur und Reliefs.

"Sophie Taeuber-Arp", Kunstmuseum Basel, 20. März bis 20. Juni, Tate Modern: 15. Juli bis 17. Oktober, MoMA New York: 21. November bis 12. März 2022

 

Beuys und seine Ideen in Düsseldorf 

Im Zentrum der großen Düsseldorfer Schau zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys stehen sein kosmopolitisches Denken und seine zentrale und radikale Idee des erweiterten Kunstbegriffs: "Jeder Mensch ist ein Künstler". Aus heutiger Sicht befragen und erweitern die Kuratoren Eugen Blume, Isabell Malz und Catherine Nichols seine Thesen.

Mehr zum Programm des Beuys-Jahres lesen Sie hier.

"Jeder Mensch ist ein Künstler", K20, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, 27. März bis 15. August

Joseph Beuys, Scheveningen, 1976
Foto: Caroline Tisdall

Joseph Beuys, Scheveningen, 1976


Anne Imhof in Paris

Das großzügige Ausstellungsformat des Palais de Tokyo mit "Carte Blanche" für Gegenwartskünstler bringt jährlich spektakuläre Inszenierungen über das ganze Museum verteilt hervor. Die Gewinnerin des Goldenen Löwen von Venedig 2017, Anne Imhof, bespielt das Palais de Tokyo mit ihren Performern.

"Carte Blanche: Anne Imhof, Natures Mortes", Palais de Tokyo, Paris, ab April

 

 

 

Foto: dpa
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Anne Imhof am Mittwoch bei der Eröffnung des deutschen Pavillons auf der Venedig-Biennale


Georgia O'Keeffe in Madrid

Georgia O'Keeffe war eine der bedeutendsten Vertreterinnen der Moderne in den USA und schuf einen persönlichen Stil, der von Publikum und Kritikern als Ausdruck der neuen einheimischen US-amerikanischen Kunst identifiziert wurde. In den 1920er-Jahren fand sie in einer besonderen Kombination aus Symbolismus, Abstraktion und Interesse an der Fotografie ihren Stil.

Georgie O'Keeffe, Museo Thyssen-Bornemiza, Madrid, 20. April bis 8. August, Centre Pompidou, Paris: 8. September bis 6. Dezember, Fondation Beyeler, Basel: 23. Januar 2022 bis 22. Mai 2022

 

Architekturbiennale in Venedig

Die kommende Biennale wird mit den Umständen der Gegenwart als Material umgehen müssen. Unter der Leitung von Hashim Sarkis stellt sie die Frage "How will we live together?" Den Deutschen Pavillon bespielen als Kuratoren Arno Brandlhuber, Olaf Grawert, Nikolaus Hirsch und Christopher Roth. Mit ihrer Vorschau aus der erfundenen Perspektive des Jahres 2038 wollten sie Antworten auf aktuelle Fragen geben. In Filmen werde die Geschichte einer Welt erzählt, in der noch einmal alles gut gegangen ist. 

17. Architekturbiennale, Venedig, 22. Mai bis 21. November

Christopher Roth (r), Filmemacher und Mitinitiator von 2038, spricht via Skype mit Suhail Malik, Philosoph und Teil des Teams 2038
Foto: dpa

Christopher Roth (r), Filmemacher und Mitinitiator von 2038, spricht via Skype mit Suhail Malik, Philosoph und Teil des Teams 2038

 

Jasper Johns in New York und Philadelphia

Das Whitney und das Philadelphia Museum of Art präsentieren gleichzeitig die größte Retrospektive in Johns' sieben Jahrzehnte währender Karriere und bietet einen neuen Blick auf die lebende Legende. Die Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Drucke - von seinen ikonischen Flaggen bis hin zu weniger bekannten und neueren Werken – stammen teilweise aus Johns' persönlicher Sammlung und werden zum ersten Mal öffentlich gezeigt.

"Jasper Johns", Whitney Museum, New York, und Philadelphia Museum of Art, 29. September bis 13. Februar 2022

 

Rembrandt in Frankfurt

Das Städel Museum erzählt den Werdegang des Alten Meister als Geschichte eines geplanten Aufstiegs. Der Städel-Bestand an Werken Rembrandts, darunter die "Blendung Simsons" (1636), wird mit herausragenden Leihgaben internationaler Sammlungen, zum Beispiel aus dem Amsterdamer Rijksmuseum und dem Museo del Prado in Madrid zusammen gezeigt und in Dialog mit den Meisterwerken der älteren und jüngeren Künstler seiner Zeit gebracht, darunter Nicolas Eliasz. Pickenoy und Bartholomeus van der Helst oder die Rembrandt-Schüler Govaert Flinck und Ferdinand Bol. So zeigt sich, wie die Auseinandersetzung mit seinen Konkurrenten seine künstlerische Entwicklung und seine unternehmerischen Ambitionen prägte.

"Nennt mich Rembrandt!", Städel Museum, Frankfurt am Main, 6. Oktober bis 30. Januar 2022