Ausstellungshaus in der Krise

Grüne in Bayern fordern Neustart beim Münchner Haus der Kunst

Die Grünen im bayerischen Landtag wollen einen inhaltlichen und strukturellen Neuanfang beim Münchner Haus der Kunst 

Am Freitag präsentiere Sanne Kurz, kulturpolitische Sprecherin der Fraktion, "10 Thesen für den Neubeginn": "Wir wollen dem trudelnden und immer noch führungslosen Schiff, das orientierungslos im Kunstmeer treibt, wieder eine Richtung geben."

Die Kulturpolitikerin fordert unter anderem den Verzicht auf die geplanten Massenentlassungen, die komplette Sanierung des Gebäudes und die Aufwertung der künstlerischen Leitung, die ranggleich zur kaufmännischen Geschäftsführung gestellt werden soll. 

Das Haus der Kunst hat turbulente Zeiten hinter sich. Unter anderem waren im Sommer 2017 massive Geldprobleme bekanntgeworden. Die Geschäftsführung will Stellen von Museumsaufsichten, Kassenpersonal und Pförtnern an externe Dienstleister auszulagern. Außerdem wurden geplante Ausstellungen von Adrian Piper und Joan Jonas abgesagt – was in dem Thesenpapier als "kulturpolitischer Super-GAU" bezeichnet wird: Die Absage "hat eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, die verdiente Mitarbeiter*innen, internationale Partner*innen und renommierte Künstler*innen vor den Kopf gestoßen hat. Was folgte waren Ergebnisse von Männerfreundschaften – die Hintergründe der Kooperation zwischen dem Haus der Kunst und der Galerie Michael Werner sind bis heute diffus. Es ist beschämend, dass die Staatsregierung den Wunsch nach Vertraulichkeit bei Informationen zu Eigentumsverhältnissen an Leihgaben höher schätzt, als den transparenten Umgang mit Steuergeldern."

An diesem Wochenende eröffnet eine Ausstellung mit dem Maler Markus Lüpertz, nachdem im Winter eine Jörg-Immendorff-Schau zu sehen war. Jörg Heiser sah im Januar in der "Süddeutschen Zeitung" darin eine "Kontinuität mit Beigeschmack": "Werner vertritt 17 ausschließlich männliche Künstler, darunter Lüpertz und Immendorff." 

Die Stelle der künstlerischen Leitung am Haus der Kunst ist seit dem Ausscheiden von Okwui Enwezor im Sommer 2018 vakant. "Nach einjähriger Vakanz der künstlerischen Direktion des Hauses bedarf die Kulturpolitik der bayerischen Staatsregierung der kritischen Kommentierung", heißt es in dem Thesenpapier. "Dabei steht die Verantwortung der Aufsichtsratsmitglieder ebenso zur Debatte wie auch die strukturelle Organisation des Hauses." Sanne Kurz fordert, dass die Öffentlichkeit über die Leitungssuche auf dem Laufenden gehalten wird. 

Zur Verbesserung der finanziellen Situation der Institution fordert die Grünenpolitikerin die Einführung der Staatshaftung am Haus der Kunst und für alle anderen bayerischen Museen. "Die teuren Versicherungsprämien für Leihgaben reißen gewaltige Löcher in die Kunstetats. Wenn der Staat hier in die Haftung einsteigt, wird dieses Geld frei für den Betrieb des Hauses. Das schafft Raum für Kreativität."