Medienbericht

Haus der Kunst erwägt Massenentlassung

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Das Haus der Kunst in München

Der Betriebsrat spricht von einem Skandal: Offenbar könnten am Münchener Haus der Kunst zwei Drittel der Stellen gestrichen oder ausgelagert werden 

Das Münchner Haus der Kunst steht erneut in den Schlagzeilen. Laut eines Berichts der "Süddeutschen Zeitung" erwägt die Geschäftsführung die Streichung von rund zwei Dritteln der Stellen, beziehungsweise deren Auslagerungen in externe Gesellschaften. Es soll sich um 48 hausinterne Arbeitsplätze handeln, die gestrichen werden könnten, darunter die Posten von Pförtnern, Kassenkräften und Aufsichten. Wie die "Süddeutsche Zeitung" schreibt, spricht der Betriebsrat von "Massenentlassungen", die er als "skandalös" empfinde - seien doch einige der betroffenen Mitarbeiter bereits seit 15 oder 20 Jahren am Haus der Kunst beschäftigt. Auch der ehemalige Direktor Chris Dercon, der heute das Grand Palais in Paris leitet, verfolgt die Pläne nach eigener Aussage "mit großer Sorge".

Der Geschäftsführer des Ausstellungshauses, Bernhard Spies, bestätigte, dass es diese Überlegungen zur Vergabe der Posten an externe Dienstleister gebe. Grund sei die nach wie vor angespannte wirtschaftliche Lage. Zwar habe sich die Situation verbessert, doch seien auch zukünftig Maßnahmen zur Kosteneinsparung nötig, insbesondere weil für die anstehende Sanierung des Hauses nun eine Teilschließung statt einer Komplettschließung angestrebt werde.

In den vergangenen Jahren stand das renommierte Haus der Kunst mehrfach kurz vor der Insolvenz. Im April 2018 war Bernhard Spies dem damaligen künstlerischen Leiter Okwui Enwezor als kaufmännischer Geschäftsführer gleichberechtigt an die Seite gestellt worden. Zuvor war der Chef der Personalabteilung wegen seiner Beziehungen zu Scientology entlassen worden. Ihm wurden außerdem sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Okwui Enwezor hatte im Juni 2018 aus gesundheitlichen gründen seinen Posten aufgegeben und ist Anfang dieses Jahres verstorben. Ein neuer künstlerischer Leiter ist bisher nicht ernannt. Aus Kostengründen hat das Haus der Kunst unter Bernhard Spies bereits zwei große geplante Einzelausstellungen abgesagt: die Schauen von Adrian Piper und Joan Jonas.