Pannenserie bei Teslas Cybertruck

Vielleicht der größte Fail der Automobilgeschichte

Verspricht viel, hält wenig: Ein Tesla Cybertruck auf dem Gelände der Tesla Gigafactory in Austin, Texas
Foto: Eric Gay/AP/dpa

Verspricht viel, hält wenig: Ein Tesla Cybertruck auf dem Gelände der Tesla Gigafactory in Austin, Texas

Für seinen Tesla-Cybertruck hat Elon Musk schier Unglaubliches versprochen. Nun ist der Elektro-Panzer in den USA erhältlich und stellt sich als fehlerhaft und gefährlich heraus. Für Musks politische Ambitionen verheißt das nichts Gutes 

Als Elon Musk 2019 den monströsen Elektro-SUV Cybertruck der Öffentlichkeit vorstellte, machte er viele Versprechungen, die allesamt unglaublich klangen. Nur 40.000 Dollar sollte er kosten, eine Reichweite von über 800 Kilometern sollte er auf die Straße bringen und sich wie ein Panzer im Kreis drehen und auch diagonal fahren können. Sogar im Wasser sollte der Citypanzer wie ein Boot 100 Meter weit schippern. Nicht zuletzt versprach er eine Auslieferung im Jahr 2021 - und das Vehikel sollte sogar kugelsicher sein.

Hätte, hätte, Raststätte. Mit reichlich Verspätung ist der Cybertruck seit letztem Jahr in den USA erhältlich, und mittlerweile wird immer klarer: Nur sehr wenig von dem, was versprochen wurde, konnte am Fließband umgesetzt werden. Der Cybertruck ist so gesehen vielleicht sogar der größte Fail der Automobilgeschichte. Und das sagt auch einiges (man ist nicht überrascht) über den Tesla-Chef Elon Musk aus, der mittlerweile politische Ambitionen hegt und bei einem Wahlsieg von Donald Trump gerne einen höheren Posten einnehmen möchte. 

Will man heute einen Cybertruck bestellen, kostet er knapp unter 100.000 Dollar, die Reichweite liegt realistisch bei 500 Kilometern. Dafür plant Tesla einen optionalen Range Extender, der im nächsten Jahr für 16.000 Dollar erhältlich sein soll, um immerhin 760 Kilometer zu erreichen. Der Cybertruck kann auch keine Pirouetten drehen, das kann dafür mittlerweile die neue elektrische G-Klasse von Mercedes - wobei das auch nicht mehr als ein PR-taugliches Gimmick ist. 

Nicht ganz dicht und gemeingefährlich

Seit dem Verkaufsstart häufen sich die Pannenmeldungen. Bereits vier Rückruf-Aktionen gab es. Unter anderem können Gaspedale klemmen und so das über drei Tonnen schwere Fahrzeug unkontrolliert beschleunigen. Andere berichten, dass bei ihrem nagelneuen Cybertruck die Bremsen nicht funktionierten und sie somit Unfälle verursachten. 

Andere beschweren sich, dass die Autos nicht dicht sind, also nach Waschstraßen oder Regen feucht werden und die Elektronik ausfällt; ergo das Gegenteil eines schwimmenden Autos. Erst kürzlich ging ein Cybertruck in Texas, es ist nicht das erste Mal, in Flammen auf. Und ein Video, das derzeit die Runde macht, zeigt, wie ein Autodieb die mutmaßlich kugelsichere Seitenscheibe mit bloßen Händen abreißt, um in den Innenraum zu gelangen. Andere Videos zeigen, dass die automatisierte Frontklappe so kräftig und scharf ist, dass sie sogar Daumen abhacken könnte.


Offenbar versagt der Cybertruck auch bei den einfachsten Aufgaben, die ein Wagen dieser Kategorie bewerkstelligen sollte. Als ein Autoinfluencer mit seinem Tesla versucht, einen anderen Pick-up abzuschleppen, brach ihm gleich das gesamte Chassis auseinander

Die Liste ließe sich weiterführen, und das Gefährt ist gerade mal ein Jahr auf öffentlichen Straßen unterwegs. Eine Zulassung für hierzulande liegt noch nicht vor, und sieht man sich die Probleme an, die dieses Auto verursacht, sollte das auch so bleiben. Zumal der Cybertruck in unter drei Sekunden von 0 auf 100 beschleunigen kann und mit seinem Gewicht und scharfen Kanten für Passanten und Radfahrende bei Kollisionen zur Todesfalle werden könnte. Passive Sicherheit? Nein, "ich, ich, ich" ist die Message, die von Tesla kommuniziert wird - auch deshalb gibt es immer noch viele treue Fans, obwohl Vernunft und Praktikabilität so weit weg sind wie ferne Galaxien. 

Unglaubliche Sachen versprechen, Mangelhaftes abliefern, auch wenn Gefahr für Leib und Leben besteht – das zeigt, welche Konsequenzen Musks Verhalten mit sich bringt. Man versteht, wieso sich Donald Trump und der Milliardär so gut verstehen. Der Berliner Pannenflughafen BER wurde wenigstens unter Verschluss gehalten, bis er halbwegs funktionstüchtig war. Das scheint bei Autos in den USA anders zu sein. 

Kühlschrank auf Rädern

Die Häme ist derweil gewiss. Das Branchenmedium "Fast Company" fragt, wie der Cybertruck zum Gespött beziehungsweise Boxsack (punching bag) des ganzen Internets werden konnte. Es gibt unzählige Memes, die den Kühlschrank auf Rädern aufs Korn nehmen, oder seltsame TikTok-Trends. Aber das lässt sich natürlich aussitzen. 

Der Fall des kürzlich in Frankreich festgenommen Telegram-CEOs Pawel Durow, der allerdings für fünf Millionen Euro Kaution wieder frei ist, könnte auch den Druck auf Elon Musk erhöhen. Denn er glaubt offenbar, Immunität qua Kapital zu besitzen. Die EU-Kommission untersucht in mehreren Fällen Verstöße von X gegen den Digital Services Act (DSA), und auch wegen des Teilens illegaler Inhalte wird die Plattform von der Kommission kritisiert. Darunter fallen Hassrede und das Publizieren von Falschinformationen, unter anderem zum Gaza-Krieg. 

Im Falle von Durow sprechen einige von haltlosen Anschuldigungen. Aber es handelt sich um ein Signal, und manchmal können Signale etwas bewegen. Trotz aller spröder Bürokratie, sollte man sich manchmal glücklich schätzen, so unbeliebte Institutionen wie den TÜV und die EU zu haben.