Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, London und Oldenburg


Akinbode Akinbiyi in Berlin

Wenn Akinbode Akinbiyi Metropolen wie Lagos, Johannesburg, Bamako oder seinen Wohnort Berlin durchstreift, dann ist das wie ein Tanz oder ein Schlendern. Der britisch-nigerianische Fotograf bewegt sich mit viel Zeit und Einfühlungsvermögen durch sein Umfeld. In seinen analogen Schwarz-Weiß-Bildern hält er mit der Mittelformatkamera Rolleiflex beiläufige Momente fest. Mit seinem Blick für die Wichtigkeit des Kleinen schafft er eine größere Erzählung über die rasante Entwicklung der Städte. Dabei tauchen unerwartete Parallelen auf: Die verschiedenen Orte unterscheiden sich gerade in ihrer Eigenschaft als Diaspora für viele Zugezogene oft weniger als gedacht.

Egal wo, das Zusammenleben von Millionen Menschen ist immer von vielen Kontrasten, Gleich­zeitigkeit und Brüchen geprägt. Akinbiyi, der auf der Documenta 14 in Kassel und Athen ausstellte, beschäftigt sich nicht nur als Fotograf mit kulturellen Zusammenhängen der Städte, er arbeitet auch als Autor und Kurator. Außerdem ist er als Mentor für Fotografie im afrikanischen Raum tätig – mit der rasanten urbanen Entwicklung boomt auch die dortige Kreativszene.

"Akinbode Akinbiyi: Six Songs, Swirling Gracefully in the Taut Air" Gropius Bau Berlin, bis 17. Mai


Alexander Iskin in Berlin

Einzugsparty bei Jan-Philipp Sexauer: Der Maler Alexander Iskin wird für zwei Monate in die Galerie in Weißensee wohnen, um sich auf seine Ausstellung im Mönchehaus Museum in Goslar vorzubereiten. Das Besondere: Eine Live-Übertragung der gesamten Zeit per Webcam. Iskin arbeitet kontinuierlich an der Verschmelzung von analoger und digitaler Welt. Nach der Eröffnung wird die zum Atelier umfunktionierte Halle für die Öffentlichkeit geschlossen. Zutritt erhalten nur Personen, die Iskin Essen oder Getränke bringen.

Alexander Iskin: Arturbating", Sexauer Berlin, Eröffnung Freitag, 7. Februar, 18 Uhr

Courtesy Sexauer
Courtesy Sexauer


Kunst im alten Bärenzwinger in Berlin 

Bis vor fünf Jahren war hier "Schnute" als letzter echter Berliner Bär untergebracht, nun dient der ehemalige Bärenzwinger im Köllnischen Park als Ausstellungsort. Mit Nschotschi Haslinger, Sathit Sattarasart, Anna Virnich und Jasmin Werner sind unter dem Titel "Musée sentimental de l'ours de Berlin (Sentimentales Museum Berliner Bär)" bis zum 3. Mai Arbeiten von vier aktuellen Künstlerinnen und Künstlern zu sehen. Das ehemalige Bärengehege der Berliner Stadtbären steht seit September 2017 für ortsspezifische zeitgenössische Kunst in Berlin-Mitte bereit.

Haslinger setzt sich mit der Geschichte des Zwingers auseinander, Sattarasart hat zwei Sockel entwickelt. Virnich reagiert mit Leder, Wachs und Duft auf die nicht mehr anwesenden Bären. Werner thematisiert mit zwei Installationen die Geschichte um die Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses. (dpa)

"Musée sentimental de l'ours de Berlin", Bärenzwinger, Berlin, bis 3. Mai 

 

Gerhard Richter in Dresden

Selbst das Altpapier, das Gerhard Richter produziert, ist noch viel wert. Man darf es nicht einfach aus der Tonne fischen und zum Verkauf anbieten, wie ein Mann erfahren musste, der auch beim Gerhard Richter Archiv vorstellig wurde, um das Gefundene zu Geld zu machen. Eine vom genannten Archiv initiierte Ausstellung in Richters Geburtsstadt konzentriert sich nun auf rund 70 neue Zeichnungen, die der Künstler zwischen 2017 und 2019 schuf. Wie in Richters malerischem Werk pendeln die im Albertinum präsentierten Zeichnungen zwischen figurativer Dar­stellung und völliger Abstraktion.

"Das jüngste Blatt datiert vom 1. Januar 2020", sagte Archivleiter Dietmar Elger am Freitag. Damit sei ein Großteil dessen, was der 87-Jährige in den vergangenen drei Jahren geschaffen habe, zu sehen. Richter ist einer der wichtigsten Gegenwartskünstler. Laut Elger, der eng mit ihm zusammenarbeitet, hat Richter 2017 vorläufig aufgehört mit der Ölmalerei und zeichne.

Die kleinformatigen abstrakten Kompositionen seien mit Tagesdaten versehen, die nicht der Entstehungszeit entsprechen, und in Werkblöcke gegliedert, sagte Elger. Auch das Sonderformat unterscheide sie von früheren abstrakten Graphitzeichnungen in Standardformaten. "Die markanteste Neuerung ist der Einsatz von Farbstiften und Fettkreiden, die den jeweiligen Kunstwerken eine zusätzliche Dimension und Komplexität verleihen."

"Gerhard Richter: Neue Zeichnungen 2017-2019", Albertinum Dresden, 8. Februar bis 3. Mai


Peter Lindbergh in Düsseldorf

Knapp ein halbes Jahr ist seit dem Tod des hoch­verehrten deutschen Fotografen Peter Lindbergh vergangen. Bis zuletzt arbeitete der rastlose Künstler an neuen Projekten, unter anderem kuratierte er seine erste Ausstellung: "Untold Stories" im Kunstpalast Düsseldorf. Die Geschichten, die Lindbergh noch loswerden wollte, entfalten sich nun posthum in 140 Fotografien, die von den 1980er-Jahren bis 2019 entstanden sind. Viele davon wurden noch nie in einer Aus­stellung gezeigt. Treu bleibt sich Lindbergh aber im steten Neuverhandeln des Genres Modefotografie. Mit seiner Kamera wollte er Schönheit einfangen, aber seine Models nie einfach in Kostüme und Posen zwingen. "Untold Stories" zeigt experimentelle Bilder, die sein Gespür für Dramatik und Eleganz in Erinnerung rufen.

"Peter Lindbergh: Untold Stories", Kunstpalast Düsseldorf, bis 1. Juni

Peter Lindbergh "Querelle Jansen", 2012
© Peter Lindbergh, Courtesy Peter Lindbergh, Paris

Peter Lindbergh "Querelle Jansen", 2012

 


Gerhard Hoehme in Düsseldorf

Die Düsseldorfer Kunstakademie ehrt den Abstraktionskünstler Gerhard Hoehme. Zu seinem 100. Geburtstag eröffnet die Akademie in ihrer Galerie im Zentrum der Stadt eine Retrospektive. Hier hatte Hoehme (1920 - 1989) 24 Jahre als Professor für Freie Malerei gelehrt.

Der Künstler war einer der wichtigsten Vertreter des Informel und einer der ersten Konzeptkünstler im Nachkriegsdeutschland. Für seine Arbeiten benutzte er ungewöhnliche Bildformate und Werkstoffe wie Draht, Holz oder bunte Plastikschnüre, die aus seinen Bildern herausragen. Er malte Bilder, bei denen er die Farbe dick auftrug, um sie dann wieder abzukratzen und entwarf Glasfenster für eine Kirche. Die Ausstellung ist bis zum 26. April in der Galerie zu sehen.

"Gerhard Hoehme - Retrospektive", Akademie-Galerie, Düsseldorf, bis 26. April

 

Richard Jackson in Frankfurt

Radikale Erweiterung der Malerei von der Leinwand zur Rauminstallation zeigt die Frankfurter Kunsthalle Schirn mit einer Ausstellung des kalifornischen Künstlers Richard Jackson. Unter dem Titel "Unexpected, unexplained, unaccepted" sind fünf der insgesamt zwölf existierenden "Rooms" von Richard Jackson zu sehen, die auf dem Prinzip der "automatisierten Malerei" basieren - das heißt, Maschinen verspritzen per Knopfdruck Farbe, um ein dreidimensionales Gemälde zu schaffen. Zum ersten Mal überhaupt in Deutschland zu sehen ist etwa die Installation "War Room". Entenfiguren in Militärmontur mit rosa Brüsten als Augen haben sich dabei rings um einen vieleckigen Globus mit Farbe bespritzt.

Öltürme auf der Globusoberfläche symbolisieren die Verbindung von Krieg und wirtschaftlichen Interessen, nur über Frankreich ragt ein Modell des Eiffelturms. "Dining Room" zeigt eine ebenso knallbunte wie eskalierende Familienszene, bei der der Familienvater buchstäblich die Hosen herunterlässt. Zu einem Schlachtfeld in Rot, Blau und Gelb gerät das Entbindungszimmer, in das die Besucher durch ein Fenster blicken können. (dpa)

Richard Jackson: "Unexpected, unexplained, unaccepted", Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main, bis 3. Mai

Die Rauminstallation "The Dining Room (Esszimmer, 2006/07)" des US-amerikanischen Künstlers Richard Jackson wird in der Schirn Kunsthalle präsentiert
Foto: dpa

Die Rauminstallation "The Dining Room (Esszimmer, 2006/07)" des US-amerikanischen Künstlers Richard Jackson wird in der Schirn Kunsthalle präsentiert


Trauer in Hamburg

Von den Miniatur-Särgen Kudjoe Affutus aus Ghana bis zu Andy Warhols ikonischem Porträt "Jackie" von 1964: Eine große Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle widmet sich von Freitag an bis zum 14. Juni dem Thema "Trauern". Zu sehen sind Werke von 30 Künstlern der Gegenwart, die sich mit den Themen Verlust, Trauer und Wandel beschäftigen. Speziell für die Ausstellung entstandene Werke werden um Leihgaben internationaler Museen und Sammlungen ergänzt.

Von besonderer Aktualität ist die Werkserie von bearbeiteten Fotografien aus dem Syrien-Krieg von Khaled Barakeh, die das Bildmotiv der Pietà (italienisch für Frömmigkeit, Mitleid) aufgreift. Eine speziell für die Ausstellung entstandene Klanginstallation der schottischen Turner-Prize-Trägerin Susan Philipsz lässt die alte Tradition des Wehklagens (engl. keening) aufleben. Der Japaner Seiichi Furuya webt persönliche Verlusterfahrung – den Selbstmord seiner Frau - und den Abgesang auf die politische Gesellschaftsstruktur der DDR ineinander.

"Trauern. Von Verlust und Veränderung", Hamburger Kunsthalle, 8. Februar bis 14. Juni

 Anne Collier "Woman Crying (Comic) #8", 2019
Courtesy of the artist; Anton Kern Gallery, New York; Galerie Neu, Berlin; Gladstone Gallery, Brussels; and The Modern Institute / Toby Webster Ltd., Glasgow © Anne Collier

Anne Collier "Woman Crying (Comic) #8", 2019


Mika Rottenberg in Hannover

Cyborgs, irre Farben und absurde Ideen beherrschen die Installationen und Videoarbeiten von Mika Rottenberg. In den visuellen, oft erotisch aufgeladenen Erzählungen der argentinischen Künstlerin sind Mensch und Maschine verwoben. In skurrilen Fabriken werden seltsame Güter hergestellt, manchmal ausgeniest, wie die Teller mit Nudelgerichten in dem Video „NoNoseKnows“ (2015). Rottenberg, die neue Trägerin des Kurt-Schwitters-Preises, bezeichnet ihre fantastischen Allegorien als „Social Surrealism“. Eine Werkauswahl, darunter der neue Film „Spaghetti Blockchain“, wird im Sprengel Museum Hannover gezeigt.

"Kurt-Schwitters-Preis 2019: Mika Rottenberg", Sprengel Museum Hannover, 8. Februar bis 10. Mai

Eröffnung Freitag, 7. Februar, 19 Uhr

Mika Rottenberg "Spaghetti Blockchain", 2019. Videostill
Courtesy the artist and Hauser & Wirth © Mika Rottenberg

Mika Rottenberg "Spaghetti Blockchain", 2019. Videostill


Radikale Körper in London

Das Medium Malerei ist lebendig wie eh und je. Ausstellungen wie "Jetzt!" in Bonn, Chemnitz und Wiesbaden haben darüber hinaus gezeigt, dass eine junge Künstlergeneration thematisch kaum Grenzen kennt. Die Gruppenschau "Radical Figures" in der White­chapel Gallery hat nun mit dem Körper ein Sujet ausfindig gemacht, das viele Werke im neuen Jahrtausend verbindet. Die zehn Künstlerinnen und Künstler in London kombinieren außer­dem Körper mit sozialen An­liegen: Michael Armitage, Cecily Brown, Nicole Eisenman, Sanya Kantarovsky, Tala Madani, Ryan Mosley, Christina Quarles, Daniel Richter, Dana Schutz und Tschabalala Self.

"Radical Figures: Painting in the New Millennium", Whitechapel Gallery London, bis 10. Mai

Dana Schutz "Imagine You and Me", 2018
© Dana Schutz. Courtesy the artist, Petzel Gallery, NY and Thomas Dane Gallery

Dana Schutz "Imagine You and Me", 2018

 


Heidi Specker in Oldenburg

Mit der heimatlichen Provinz verbindet viele Großstadt-Zugezogene eine vertrackte Hassliebe. Das macht die Rückkehr ins Hinterland zu einer emotionalen Angelegenheit – aber auch zur idealen Gelegenheit, all den Eigenheiten und Brauchtümern, mit wohlwollenderem Blick zu begegnen. Wie das funktioniert, zeigt die Fotoserie der Wahlberlinerin Heidi Specker. In einer neuen Serie hat die Fotografin die schlichte Schönheit ihres Heimatorts Damme eingefangen: den jugendlichen Einheitslook aus Turnschuhen und Röhrenjeans beim Tanzkurs, die schlichte Folklore der Karnevalswimpel. Zu sehen sind die Arbeiten ab diesem Wochenende im Kunstverein der nächstgelegenen Stadt Oldenburg.

"Heidi Specker: Damme", Oldenburger Kunstverein, 7. Februar bis 19. April

Eröffnung Freitag, 7. Februar, 19.30 Uhr

"Heidi Specker: Damme", Ausstellungsansicht
Courtesy Oldenburger Kunstverein

"Heidi Specker: Damme", Ausstellungsansicht


Visionäres Design in Weil am Rhein

Mit der Ausstellung "Home Stories. 100 Jahre, 20 visionäre Interieurs" will das Vitra Design Museum eine neue Debatte über das private Interieur, seine Geschichte und seine Zukunftsperspektiven führen. 20 stilbildende Interieurs, darunter Entwürfe von Architekten wie Adolf Loos, Finn Juhl, Lina Bo Bardi oder Assem­­ble, stehen jeweils für die großen Umbrüche in der Geschichte des Wohnens. Evolutionssprünge, die heute unsere Wohnwelten alle wie selbstverständlich beherrschen: von den ersten offenen Grundrissen in den 1920er-Jahren über die neue Lockerheit in den 1960ern bis hin zur Auflösung der Grenzen zwischen Arbeiten und Wohnen und Lösungen für den knapp werdenden Wohnraum. Klassiker wie Pantons Wohnlandschaft könnten etwa zu mehr Wohnhumor erziehen.

"Home Stories", Vitra Design Museum, Weil am Rhein, 8. Februar bis 23. August

Eröffnung und Opening Talk "How to live?" Freitag, 7. Februar, 18 Uhr

Verner Panton, Phantasy Landscape im Rahmen der Ausstellung Visiona 2, Köln, Deutschland, 1970
© Verner Panton Design AG, Basel

Verner Panton, Phantasy Landscape im Rahmen der Ausstellung Visiona 2, Köln, Deutschland, 1970