Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Foto: Deutsche Kinemathek – Fotoarchiv
Foto: Deutsche Kinemathek – Fotoarchiv
Filmstill aus "Menschen am Sonntag" (Robert Siodmak, Rochus Gliese, Edgar G. Ulmer, 1930), zu sehen in der Ausstellung "Kino der Moderne: Film in der Weimarer Republik" in Bonn

Eröffnungen, Festivals, Auktionen und Ausstellungen: Tipps für Berlin, Bonn, Dresden, Jena, Mainz, Paris, Schleswig, Speyer, Wien und Zürich
"One Fine Day Auktion" in Berlin

Vor fünf Jahren hat der Verein One Fine Day zum ersten Mal eine Benefizauktion veranstaltet. Die Erlöse kommen Kunst-, Theater- und Tanzworkshops mit Kindern in Kenia zugute. In Kooperation mit dem Auktionshaus Grisebach werden am Freitag Arbeiten unter anderem von Jorinde Voigt, Michael Sailstorfer, Jeewi Lee und Julian Rosefeldt versteigert.
"One Fine Day: Auktion", Grisebach, Berlin, 14. Dezember, 19 Uhr

"Local Histories" in Berlin
"The history of art and art’s condition at any time are pretty messy", schrieb der New Yorker Künstler und Architekt 1964 in einem Artikel, in dem es um die New Yorker Kunstszene ging. Der Hamburger Bahnhof in Berlin hat sich diesen Satz zum Anlass genommen, sich mit den Voraussetzungen und Umständen der Enstehung einer Sammlung an Werken zu beschäftigen, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden und ihre Zeit geprägt haben. In der Ausstellung "Local Histories" werden ab Samstag Werke aus der Christian Flick Collection und aus der Sammlung der Nationalgalerie gezeigt sowie Leihgaben. Zu sehen sind unter anderem Arbeiten von Cindy Sherman, Isa Genzken, Jenny Holzer, Barbara Kruger, Paul McCarthy und George Segal.
"Local Histories", Hamburger Bahnhof - Museum für Zeitgenössische Kunst, Berlin, 15. Dezember bis 29. September 2019
Eröffnung: Freitag, 14. Dezember, 19 Uhr

"Videoart at Midnight"-Festival in Berlin
Rasant haben sich Kino und Videokunst mit der Digitalisierung verändert. Unter dem Titel "Future Continuous Present(s) – 'Video Art' through Time" befasst sich ein international besetztes Symposium im Hamburger Bahnhof in Berlin mit Film, digitalen Techniken und zeitgenössischer Videokunst. Mitinitiator ist Videoart at Midnight (VAM), von Galerist Olaf Stüber und Sammler Ivo Wessel vor zehn Jahren gegründet. Einmal im Monat, jeweils freitags um Mitternacht, werden im Berliner Kino Babylon Filme einer Künstlerin oder eines Künstlers gezeigt. Er oder sie ist zum Screening anwesend, Performances, Konzerte, Diskussionen (oft) inklusive. Die 100. VAM-Nacht bestreitet Ed Atkins am 14. Dezember und läutet zugleich ein Videoart at Midnight Festival mit Werken früherer Gäste ein, darunter Julieta Aranda, Candice Breitz, Girardet/Müller, Hiwa K, Anri Sala, Wolfgang Tillmans, Ming Wong und Tobias Zielony. Das Festival wird von Ausstellungen flankiert, etwa einer raumgreifenden Skulptur von Raphaela Vogel in der Berlinischen Galerie.
"VAM-Artist #100: Ed Atkins", Babylon 14. Dezember, 24 Uhr
"Artist s' Films Days", Babylon Kino, Berlin, 15. & 16. Dezember

"Kino der Moderne: Film in der Weimarer Republik" in Bonn
Die Bundeskunsthalle beschäftigt sich in einer neuen Ausstellung mit dem Aufblühen des deutschen Kinos zur Zeit der Weimarer Republik. Der deutsche Film galt damals als künstlerisch führend und für kurze Zeit sogar als Konkurrenz zu Hollywood. Mode, Sport, Mobilität – das moderne Leben spiegelte sich in dem jungen Massenmedium. Wie die Ausstellung zeigt, sind viele der Themen bis heute relevant. "Wir haben immer das Gefühl, dass wir uns heute so abhetzen. Aber die 20er Jahre waren auch unglaublich beschleunigt", sagte Kuratorin Kristina Jaspers am Donnerstag. Viele Exponate – darunter Kleidung, Filmtechnik und Fotos – werden nach Angaben des Museums in Bonn erstmals öffentlich ausgestellt und stammen aus der Sammlung der Deutschen Kinemathek.  (dpa)
"Kino der Moderne: Film in der Weimarer Republik", Bundeskunsthalle, Bonn, bis 24. März 2019

"Medea muckt auf" in Dresden
Frauenporträts und Irokesenkappe: Eine Dresdner Ausstellung mit dem Titel "Medea muckt auf" gibt Einblick ins Schaffen von im Sozialismus gereiften Künstlerinnen. Sie versammelt Werke, die in Tradition und Interpretation starker Frauengestalten wie Medea, Penthesilea oder Kassandra entstanden, bis zu Radikalität und Provokation, wie die Direktorin des Albertinums, Hilke Wagner, am Freitag vor der Vernissage in der Kunsthalle im Lipsiusbau sagte. Die deutschen Museen hätten anders als bedeutende Häuser der Welt ein großes Defizit an dieser osteuropäischen Kunst. "Wir wollen diese Positionen in Erinnerung rufen, und auch dafür sorgen, dass sie Eingang in die Sammlungen finden." Ganz pragmatisch gehe es darum, "Sichtbarkeit in der Kunstgeschichte herzustellen", sagte Kuratorin Susanne Altmann unter Verweis auf die unterrepräsentierten Künstlerinnen. "In großen Strecken fehlt uns genau die Hälfte." Die Schau mache "das Unsichtbare sichtbar". Es gehe um die Beschäftigung mit weiblicher Identität. So sind Fotografien von Evelyn Richter zu sehen, die ab den 1950er Jahren Lehrlinge in DDR-Kombinaten porträtierte, oder die Bilder der Polin Zofia Rydet, die jahrzehntelang über Land reiste und Frauen auf der Schwelle ihres Hauses fotografierte. "Es geht um diese Stärke, Selbstbewusstsein und Selbstermächtigung von Frauen in der Gesellschaft", sagte Altmann. Andere Arbeiten sind politisch, wie zwei Fotos der tschechischen Malerin Zorka Ságlová, die die Auflehnung der unterdrückten Minderheit gegen den Kommunismus nach dem Prager Frühling 1968 widerspiegelt. (dpa)
"Medea muckt auf. Radikale Künstlerinnen hinter dem Eisernen Vorhang", Kunsthalle im Lipsiusbau, Dresden, bis 31. März 2019

"Venedig, Florenz, Neapel – 1877" in Jena
Die Kanäle Venedigs, die Kathedrale in Florenz, der Blick auf den Golf von Neapel: Mit historischen Fotografien nimmt die Ausstellung "Venedig, Florenz, Neapel – 1877" in der Kunstsammlung Jena die Besucher mit auf eine Zeitreise durch Italien. Ab Samstag bis zum 14. April sind rund 150 Aufnahmen dreier Fotografen zu sehen, wie die Kunstsammlung am Freitag mitteilte. Die Schau umfasst Bilder von Carlo Naya, Fratelli Alinari und dem in Frankfurt am Main geborenen Giorgio Sommer. Dieser fotografierte seinerzeit auch den Ausbruch des Vulkans Vesuv. Daneben werden weitere Dokumente aus der Zeit um 1876/77 gezeigt. Die Ausstellung beschäftigt sich auch mit dem Phänomen der Italiensehnsucht, die besonders in früheren Zeiten Bildungsbürger und Künstler auch aus Deutschland in das Land im Süden Europas lockte. (dpa)
"Venedig, Florenz, Neapel – 1877", Kunstsammlung Jena, bis 14. April

Lara Favaretto in Mainz
Lara Favaretto steht im Erbe der Arte Povera, trägt den Gedanken der italienischen Kunstrichtung, die in den 60er-Jahren entstanden ist, jedoch weiter. In ihren Arbeiten stellt sie immer wieder die Frage, welche Gegenstände und Materialien wir im Alltag brauchen und nutzen. Zugleich spielt sie mit der Kombination verschiedener Stoffe unterschiedlicher Wertigkeit. Dabei verbindet sie in ihren Arbeiten oft "arme", einfache Materialien aus dem Alltag wie Holz oder Beton mit wertvolleren, wie Seide oder Gold. Ihre Formsprache bleibt dabei recht minimalistisch, bespielsweise, wenn sie ihre Hände in fast getrockneten Zement drückt und so den Arbeitsprozess sowie die in das Material eingeschriebene Zeit sichtbar macht. Die Frage, wovon man wieviel im Alltag aber auch sie selbst für ihre Arbeiten braucht, ist titelgebend: In ihrer Ausstellung "Need or No Need" in der Kunsthalle Mainz spielt Lara Favaretto mit der Wahrnehmung von "zu viel" und "noch nicht genug", nimmt weg und fügt hinzu und setzt den Betrachtern so immer neue Stolpersteine ins Blickfeld.
"Lara Favaretto: Need or No Need", Kunsthalle Mainz, bis 17. Februar 2019

Fernand Khnopff in Paris
Ein Gepard mit Frauenkopf, der zärtlich einen Jüngling umfasst: Das Bild von Fernand Khnopff (1858-1921) ist weltbekannt. Zusammen mit etwa 150 Werken des belgischen Hauptvertreters des Symbolismus ist das Meisterwerk ab Dienstag in Paris im Petit Palais zu sehen. Die bis zum 17. März dauernde Ausstellung ist die erste, die Khnopff in Frankreich seit etwa 40 Jahren gewidmet wird. Die Werke des Malers seien sehr fragil, sagte der Direktor Christophe Leribault. Man sei deshalb sehr glücklich, diese Retrospektive zeigen zu können. Präsentiert werden die zentralen Themen, die das Werk des Künstlers prägen: schwermütige Landschaften, Porträts von Kindern, deren Gesichter, die von Erwachsenen sind, introvertierte Frauengestalten und Traumwelten, auf denen der weiße Hypnoskopf auftaucht, der Gott des Schlafes. Die Ausstellung "Fernand Khnopff. Der Meister der Geheimnisse" ist in Zusammenarbeit mit den Königlichen Museen der Schönen Künste in Belgien entstanden. Die Schau versucht, die Atmosphäre der Villa Khnopffs in Brüssel nachzuempfinden, der Besucher betritt die Werkschau durch das nachgebildete Eingangstor des schlossähnlichen Hauses. Den Prachtbau hatte Khnopff als einen "Tempel des Ichs" entworfen. Die Villa habe seine Persönlichkeit widergespiegelt, erklärte Leribault. Khnopff war ebenso mysteriös wie seine Werke, deren Frauengestalten den Besucher wie in Hypnose anstarren, wie auf "I lock my door upon myself" aus der Neuen Pinakothek in München. Der Maler wuchs in wohlbehüteten Verhältnissen auf und lebte lange bei seiner Mutter. Zu seiner Schwester Marguerite hatte er ein besonderes Verhältnis. Sie war sein Lieblingsmodell. (dpa)
"Meister der Geheimnisse", Petit Palais, Paris, bis 17. März 2019

Per Kirkeby in Schleswig
Unter dem Titel "Aus der Natur" ist von Freitag an auf Schloss Gottorf eine Ausstellung mit Werken des dänischen Künstlers Per Kirkeby zu sehen. Die Schau sei eigentlich zu Ehren des 80. Geburtstages des skandinavischen Ausnahmetalents gedacht gewesen, sagte Museumsdirektorin Kirsten Baumann bei der Pressevorbesichtigung am Donnerstag in Schleswig. Doch mitten in den Vorbereitungen erreichte das Museum am 9. Mai 2018 die Nachricht vom Tod Kirkebys. So werde die Präsentation gleichsam eine Rückschau auf Kirkebys Werk, ohne eine Retrospektive zu sein, sagte Baumann. Zu sehen sind unter anderem neun großformatige Zeichnungen, von denen einige erstmals öffentlich gezeigt werden, Skulpturen, Gedichte, Gouachen und eine Auswahl an Masonit-Tafeln. Die Schau entstand in Zusammenarbeit mit der Galerie Michael Werner, die Kirkeby seit den 1970er Jahren vertreten hat. (dpa)
"Per Kirkeby. Aus der Natur", Museum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf, Schleswig, bis 24. März 2019

Marilyn Monroe in Speyer
Das Historische Museum der Pfalz in Speyer zeigt in einer großen Ausstellung sowohl berühmte als auch weniger bekannte Seiten von US-Schauspielerin Marilyn Monroe (1926-1962). Die Schau präsentiert in rund 20 Themenfeldern das Leben und Werk der Filmlegende – von den schwierigen Kindertagen über den Glamour von Hollywood bis zum mysteriösen Tod. Den Organisatoren zufolge werden zahlreiche der rund 400 Gegenstände erstmals öffentlich gezeigt. In der Ausstellung "Marilyn Monroe. Die Unbekannte" sind sowohl Reliquien aus der Glanzzeit von Marilyn Monroe zu sehen, zum Beispiel Schuhe oder ein Satinmorgenmantel, als auch weniger bekannte Dokumente wie ein Tagesplaner von 1961. Vieles stammt aus dem Besitz des Mannheimer Sammlers Ted Stampfer. Die Ausstellung erzählt auch, wie die Monroe ihre eigene Filmgesellschaft gründete und für die schwarze Sängerin Ella Fitzgerald einen Auftritt erkämpfte. (dpa)
"Marilyn Monroe. Die Unbekannte", Historisches Museum, Speyer, 16. Dezember bis 16. Juni 2019

Annette Kelm in Wien
Wer heute künstlerische Fotografie betreibt, muss sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass jedes neue Bild in einem Meer anderer Bilder schwimmt. Jeder fotografiert, jeder scrollt sich täglich durch Bildermassen. Wie rechtfertigt sich in diesem Kontext das eine Bild, das im Rahmen an der Wand hängt? Wie entsteht eine Differenz zum Alltagsbild? Die Fotografie der 1975 in Stuttgart geborenen Annette Kelm produziert diese Differenz gleichzeitig mühelos und auf schwer zu beschreibende Weise. Vielleicht ist ihre schärfste Waffe die Seltsamkeit – ihre Bilder geben Rätsel auf, sie deuten eine Erzählung an und verweigern sie gleichzeitig. Und betrachtet man das Bild "Tomato Target", das Jasper Johns’ berühmte "Target Paintings" zitiert und Kelms Ausstellung in der Kunsthalle Wien den Titel gibt, muss man noch einen Aspekt mit einbezieh­en: extrem trockenen Humor.
Man hat Kelms Bilder, die zu einem großen Teil im Studio entstehen, als Stillleben bezeichnet. Auch wenn sie Porträts macht, wie beispielsweise von Dirk von Lowtzow oder kürzlich von Kurator Kasper König, werden die Menschen zu ästhetischen Formen, gleichzeitig lebendig und abstrakt. "Widerspenstig", diese Vokabel findet Kunsthallen-Chef Nicolaus Schafhausen für ihre Bilder. Die von ihm kuratierte Ausstellung legt einen Fokus auf jüngere Arbeiten und Werke, die vordergründig von Design oder Architektur handeln oder Konstellationen von Alltagsdingen zeigen und dabei auf K0mplexeres verweisen. Was zum Beispiel sagt uns der makellos glatte 500-Euro-­Schein, der mit einem Haushaltsgummi auf einer Platte festklemmt, die von einem 70er-Jahre-Rautenmuster geschmückt wird? Angesichts der verlockenden Banknote bekommt das Konzept des visuellen Begehrens eine ganz neue Bedeutung. Und die Berliner Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau erscheint wie ein bonbonbuntes Designobjekt. Die Welt ist komisch, sagen diese Bilder – aber es lohnt sich, scharf zu stellen und hinzuschauen.
"Annette Kelm: Tomato Target", Kunsthalle Wien, bis 24. März 2019

Kokoschka in Zürich
Seine stürmische Liebe zur Komponisten-Witwe Alma Mahler hat der österreichische Expressionist Oskar Kokoschka vor gut 100 Jahren in einer intensiven Schaffensphase verarbeitet. Unter anderem malte er ihr ein vier Meter breites Fresco, das Jahrzehnte lange über dem Kamin in ihrem Haus in Breitenstein hing. Es wurde in den 90er Jahren an einen Privatsammler verkauft und ist erst einmal in der Öffentlichkeit zu sehen gewesen. Das Züricher Kunsthaus hat es an Land gezogen für eine Kokoschka-Retrospektive. Es zeigt ein Liebespaar zwischen Himmel und Hölle - ganz so, wie beide die letztlich von Alma beendete Beziehung seinerzeit erlebten. Kokoschka hat eine lange Schweizer Geschichte. Er war vor den Nationalsozialisten erst in die damalige Tschechoslowakei, dann nach England geflüchtet, zog 1953 aber an den Genfersee und lebte dort bis zu seinem Tod 1980. Viele Werke sind in der Schweiz zu Hause. Das Museum hat mehr als 100 Gemälde sowie Arbeiten auf Papier, Fotografien und Briefe zusammengetragen, um Kokoschkas "Motive und Motivation" nachzuspüren, so Kuratorin Cathérine Hug. Meister wie Georg Baselitz und Herbert Brandl nannten den Maler, der in Zeiten der Abstraktion mit seiner gegenständlichen Malerei vielen als "antimodern" galt, als Inspiration. Als zentrale Werke zeigt die Ausstellung zwei je rund acht Meter breite und über zwei Meter hohe dreiteilige Gemälde: "Die Prometheus-Saga" (1950) und "Thermopylae" (1954), die bislang nur ein einziges Mal, 1962 in London, gemeinsam ausgestellt wurden. Beide seien "ein Appell an die Menschen, sich als Brüder und Schwestern in Frieden und Freiheit zu vereinen", so die Kuratorin. Betrachter könnten den Schaffensprozess sehen, der Kokoschka von Zeitgenossen unterschied. (dpa)
"Oskar Kokoschka. Expressionist, Migrant, Europäer", Kunsthaus Zürich, bis 10. März 2019