Change! Terra Incognita Stepanek&Maslin
Alice Stepanek und Steven Maslin zeigen Landschaftsmalerei vom traditionellen Fotorealismus bis hin zu hybriden Doppellandschaften als Erinnerungskonstrukt.
Wie ein Blatt im Wind fühlt man sich als Betrachter vor den Landschaften, die Alice Stepanek und Steven Maslin über drei Jahrzehnte in akribischster Ölmalerei erschufen. Es ist der Eindruck einer im unromantischen Sinn idealisierten Natur, in dem man sich unweigerlich verfängt: Nicht aufgrund der Schönheit eines überhöhten Ideals, sondern ganz im Gegenteil aufgrund der gezielten Brüche innerhalb der hyperrealistischen Darstellung von solchen Sinneseindrücken, die in der Alltagserinnerung eines jeden abgespeichert sein dürften. Es sind keine atemberaubenden Aussichten von Anhöhen, keine Blicke auf offensichtliche Naturschönheiten, sondern Portraits von gewöhnlichen Wäldern, Wiesen und Parks. Das Besondere liegt im Modus der Darstellung und viel mehr noch in den spezifischen Qualitäten der Ölmalerei begründet: Stepanek und Maslin erzählen rein bildlich von Szenen, die aus sich selbst heraus zu leuchten scheinen, von Tageslicht, das bis in die tiefsten Poren von Blattwerk und Borke dringt und von Nächten deren Dunkelheit so tief ist, als wäre sie einzig dazu da um die Konturen der Landschaft bis ins Unerträgliche zu verdichten.Dabei zeigen sich immer wieder Brüche und Stellen der Unschärfe in einzelnen Bereichen der Gemälde, die ein Element der Bewegung in die statische Darstellung bringen. Durch den Eindruck, als hätte sich die Aufmerksamkeit des Bildmediums ruckartig in eine andere Richtung bewegt oder als hätte man den Bruchteil einer Sekunde festgehalten in dem unser Auge einen Gegenstand fokussiert, während die Ränder der Wahrnehmung verschwimmen, werden die Bilder zur spezifischen Repräsentation eines erlebten Moments. So ergibt sich außerdem eine stark situative Qualität, die eben nicht in der Landschaft selbst schon angelegt ist, sondern sich erst im Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur ausbilden kann.
In diesem Sinn zeigt sich die Arbeit von Stepanek und Maslin als Botschafter für die Einzigartigkeit jeder vordergründig noch so unspektakulär erscheinenden Natur und gleichzeitig erinnert sie uns an das untrennbare Band zwischen ihr und uns Menschen. Im Rahmen unserer Ausstellungstrilogie Change! möchten wir mit diesem Beispiel zeigen, wie vielseitig die zeitgenössische Landschaftsmalerei sein kann und wie sie einen Beitrag leisten kann zur Debatte rund um das brüchige menschliche Verhältnis zur Umwelt in Zeiten des Klimawandels. Zum Anderen erweisen wir dem Künstlerpaar, das bereits vor mehreren Jahren die gemeinsame künstlerische Arbeit aufgegeben hat, mit einer letzten Einzelausstellung die verdiente Aufmerksamkeit und möchten unserer festen Überzeugung Nachdruck verleihen, dass diese Bilder auch dank ihrer mitwachsenden Aktualität langfristig einen festen Platz in der Kunstgeschichte verdienen.