Davide La Rocca | WELCOME BACK

Die Welt scheint aus den Händen ihrer Bewohner zu gleiten – nicht erst seit Kurzem, sondern als wiederkehrendes Muster der Geschichte. In Zeiten des Umbruchs haben Künstler oft als Seismografen gewirkt, als Wächter und Propheten. Jedes Kunstwerk trägt eine Haltung in sich – selbst die abstraktesten Bilder, denn sie spiegeln eine Idee von der Welt. Die Sublimierung der Vision in einen kontemplativen Akt ist ein politischer Akt.
In meinen Werken stelle ich den Menschen in den Mittelpunkt – als widersprüchliches Wesen: selbstbewusst, anmaßend, aber zugleich zerbrechlich und der Wahrheit ausgeliefert. Jeder spielt seine vorbestimmte Rolle in diesem Theater des Lebens, das sich auf einem winzigen Planeten inmitten des Universums entfaltet. Doch können wir unser Schicksal wirklich selbst wählen?
Ein weiteres zentrales Thema meiner Arbeit ist die Beziehung zwischen Kunst und Technologie. Moderne Technik hat meine Kunst auf vielfältige Weise beeinflusst. Einerseits macht sie mich freier, andererseits bin ich von ihr abhängig. Kann ich meine Werke ohne digitale Werkzeuge erschaffen? Nein. Doch wenn ich sie nutze, stellt sich die Frage: Bestimme ich die Technik, oder bestimmt sie mich?
Die Wiederaneignung des Bildmediums im klassischen Sinne war für mich ein echter Paradigmenwechsel, vergleichbar mit einer religiösen Konversion.
Früher drängte sich das digitale System in meine Kunst ein, überdeckte Inhalte und machte sie austauschbar – wie die unzähligen Bilder, die täglich durch soziale Medien fluten. Die Rückbesinnung auf das klassische Bildmedium war für mich daher ein radikaler Schritt.
Heute geht es mir nicht darum, Technologie zu verdammen – ich nutze sie weiterhin. Aber ich hinterfrage ihren Einfluss auf meine Ideen. Ich habe nicht die Absicht, die Uhr zurückzudrehen, aber ich möchte sie auch nicht vorwärtsbewegen. Der größte Konflikt besteht darin, den technologischen Fortschritt nicht einfach als gegeben hinzunehmen, sondern bewusst mit ihm umzugehen. Denn die Zeit des Menschen und seine Fähigkeit zu wählen sind nicht verhandelbar.
Text: Davide La Rocca
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The world seems to be slipping out of the hands of its inhabitants - not just recently, but as a recurring pattern in history. In times of upheaval, artists have often acted as seismographs, as watchmen and prophets. Every work of art carries an attitude - even the most abstract images, because they reflect an idea of the world. The sublimation of vision into a contemplative act is a political act.
In my works, I place the human being at the centre - as a contradictory being: self-confident, arrogant, but at the same time fragile and at the mercy of the truth. Everyone plays their predetermined role in this theatre of life that unfolds on a tiny planet in the middle of the universe. But can we really choose our own destiny?
Another central theme of my work is the relationship between art and technology. Modern technology has influenced my art in many ways. On the one hand, it makes me freer; on the other, I am dependent on it. Can I create my works without digital tools? No. But when I use them, the question arises: do I determine the technology or does it determine me?
Reappropriating the image medium in the classic sense was a real paradigm shift for me, comparable to a religious conversion. The digital system used to intrude into my art, covering up content and making it interchangeable - like the countless images that flood through social media every day. Returning to the classic image medium was therefore a radical step for me.
Today, it's not about condemning technology - I continue to use it. But I question its influence on my ideas. I have no intention of turning back the clock, but I don't want to move it forwards either. The biggest conflict is not to simply take technological progress for granted, but to deal with it consciously. Because people's time and their ability to choose are non-negotiable.
Text: Davide La Rocca