Heiner Meyer - Enjoy the Exhibition
Fein säuberlich erschaffene, schier symmetrisch vermessene Gesichter, ein Teint von der Haptik des Porzellans, der Porsche in Höchstform, frisch aus der Manufaktur, und Stars und Sternchen, made in Hollywood – das Potpourri des Heiner Meyer lässt keine Wünsche offen, keine Sehnsucht unbefriedigt, zumindest die einer zum Konsum, dem Lifestyle und dem Prestige hin orientierten, dieser sich unterwerfenden, einer stark davon abhängigen Gesellschaft. Die so meisterhaft gepinselten Wunderwerke des Bielefelder Künstlers sind weltweit bekannt, in Deutschland eh, in der GALERIE NOAH im Augsburger Glaspalast bereits das vierte Mal zu bewundern. Einmal mehr reihen sich perfekt bis perfide komponierte Ölgemälde, moderne, allegorische Genres, aneinander, virtuos ausgeführt, wecken Begehrlichkeiten nach Luxus, Schönheit und Status satt, und führen raffiniert, ja, beinahe unbemerkt ad absurdum, in die Irre, spielen einen Streich: Suggestiv funktioniert wie spricht die Sprache der Labels offenkundig auch über Öl auf Leinwand, entdeckt der reflektierte Rezipient sehr wohl dasselbe aufkommende Gefühl beim Betrachten dieser Bildwerke wie das beim Flanieren über die Münchner Maximilianstrasse oder den Berliner Ku`damm. Gut und schön, soweit.
Indes, Verfremdungseffekte - Bert Brecht lässt grüßen – sind nicht von der Hand zu weisen, stören, verstören das Arkadien von Beautyness, ein erträumtes Label-Land. Hier macht die Abstraktion im wahrsten Sinne einen Strich durch die geschönte Rechnung, dort rast der Sportwagen mitten hinein ins Museum, und andern Ortes verhockt ein Vogel à la Alfred Hitchcock kess auf dem Kopf einer Dame, vor Banksy in Barock. Symbol für Vergänglichkeit? Ein jähes Ende? Den Untergang der Oberschicht? Zugenommen zu haben scheint der so genannte V-Effekt in den neuen Arbeiten von Heiner Meyer - begrüßenswert, Indiz für einen echten Künstler, der mit der Zeit geht, stets bemüht, sein Repertoire zu erweitern. In „Enjoy the Exhibition“ im Kuppelsaal der Galerie Noah sogar steht die gemalte, förmlich gespiegelte Betrachterin im Museum, oder in einer Galerie, scheint sich zu verzehren, nach Kunst, nach Malerei, womöglich hochpreisig - sehr gerne.