MILEN TILL I MASTER CARDS
Die Ausstellung „Master Cards“ des deutsch-französischen Künstlers Milen Till ist eine Verneigung vor großer Kunst und kleinen Postkarten.
Milen Till als Konzeptkünstler zu bezeichnen, würde zu kurz greifen. Man muss in ihm vielmehr einen humorvoll-versessenen Archäologen der zeitgenössischen Kunst sehen.
In seinen vielschichtigen Arbeiten setzt er sich zumeist mit ikonographischen Werken berühmter Künstler*innen auseinander. Er greift ihre wesentlichen Merkmale auf, verfremdet sie, kontextualisiert sie, stellt verblüffende Zusammenhänge her und gibt ihnen eine neue Bedeutung. Dabei führt er den Betrachter manchmal bewußt in die Irre, manchmal genau zum Kern der verfremdeten Kunstikonen. Was ihm aber stets gelingt: Er ironisiert und würdigt die Werke seiner Vorbilder gleichermaßen. Er lenkt unseren Blick auf die Bedeutungsschwere der bildenden Kunst und verleiht ihr gleichzeitig eine sympathische, überraschende, augenzwinkernde Leichtigkeit.
In seiner Ausstellung „Master Cards“ widmet Till sich der Verdauung, Verarbeitung, Verfremdung und Verfeinerung der zeitgenössischen Kunstgeschichte nun anhand von Postkarten aus Museumsshops. Rund 20.000 Ansichtskarten weltbekannter Kunstwerke hat er in den letzten fünf Jahren bei Besuchen in Museen rund um den Globus zusammengekauft. Malereien von Yves Klein, Jasper Johns, Gerhard Richter und Sigmar Polke befinden sich darunter ebenso wie Skulpturen von Marcel Duchamp und Alexander Calder.
Mit akribischer Chuzpe setzt er die zehntausenden Kunst-Postkarten zu raumfüllenden Installationen, überbordenden Wandarbeiten oder kleinen, sensiblen Randnotizen zusammen. Verknüpft werden sie mit performativen, interaktiven Aktionen, darüberhinaus wird jede Arbeit der Ausstellung selbst als Postkarte gedruckt. Die ursprüngliche Kunstwerk-Postkarte wird so mittels Tillscher Verfremdungstechnik auf Postkartenformat zurückgeführt und kann vom Besucher verschickt werden. Über all dem schwebt die Frage, ob Kunst nicht ein einziges, großes Kartenhaus ist.