Die (Stoff)Arbeiten der in Berlin lebenden Künstlerin Nadine Schemmann (*1977) sind die Wiedergabe von Begegnungen, Gesprächen und Momenten. Die Bestandteile, aus denen sich eine Begegnung zusammensetzt – die Geräusche, Gefühle, und Farben führt sie in Skulpturen und Bildern wieder zusammen. Zunächst färbt oder bleicht sie dafür Stoffe, die sie dann zur gewünschten Größe zusammennäht. Manchmal, aber nicht immer, entstehen dabei Stoffkanten, die Schemmanns Arbeitsfläche bereits strukturieren, Begrenzungen setzen, aber auch die kommenden Begegnungen, der Farbe auf dem Leinenstoff, ankündigen. Denn auf diesen bearbeiteten Leinwänden kippt Schemmann, oftmals auf dem Boden liegend, Tusche, verdünnte Ölfarbe und Chlorbleiche aus. Aus der sich ausbreitenden Farbe und der Bleiche ergeben sich meistens zwei, oft aber auch noch mehr, Sphären, die über das Gewebe aufeinander zulaufen. Manchmal nähern sie sich nur an, manchmal umgarnen sie einander und ab und zu verlaufen sie, bis man nicht mehr erkennt, wo die eine Farbe beginnt und die andere aufhört. Die Stoffe werden nicht immer auf Rahmen gespannt. Oft hängen sie frei im Raum. So ergänzen sich die gelösten und die gespannten Zustände. Dadurch wird der Moment einer Begegnung nicht konserviert, sondern verändert sich, bewegt sich, atmet; auch nach Fertigstellung der Arbeit. Dabei kristallisiert sich der kaum fassbare Moment einer Begegnung heraus. Dieser Moment, in dem es immer um Nähe, Distanz, Grenzen und ihre Überschreitung geht.
Nadine Schemmanns Arbeiten waren zuletzt im STUDIO BERLIN (Boros Foundation) im Berghain, im Skulpturenpark Schlossgut Schwante und im Kunsthaus Lempertz Berlin zu sehen. Dies ist erste Einzelausstellung in der Galerie.