Reflexion

Die eigene Wahrnehmung beobachten
Zurückwerfen und Zurückwenden – ein physikalischer und ein psychologischer Vorgang finden im Wort Reflexion zusammen. So, wie zurückgeworfenes Licht und das, sich auf das eigene Denken und Bewusstsein Zurückwenden der Betrachtenden, in der Kunst von Jakob Kupfer zusammenfinden.
Jakob Kupfers Lichtbilder sind Momentaufnahmen des Lichts im Raum zwischen uns und den Dingen. Sie machen das Licht auf dem Weg vom reflektierenden Objekt zum wahrnehmenden Subjekt sichtbar. Die vielgestaltigen Farb- und Lichtspuren bilden Resonanzräume, in denen wir erleben können, was mit unserer Wahrnehmung geschieht, sobald wir uns auf den reinen Lichtfluss ohne erklärende Konturen einlassen. Gegenstandslos umgehen sie unseren Filter der Rationalität und machen so den Blick frei auf unsere eigenen Emotionen, Bilder und Wahrheiten und auf das Wahrnehmen selbst.
Die aus Lichtfluss und -brechung, Durchlässigkeit und Veränderung geformten Lichtobjekte verändern sich mal auf der Zeitachse, mal mit dem Standpunkt der Betrachtenden und interagieren mit den wechselnden Lichtsituationen des jeweiligen Ortes. An die Stelle des fixierten Augenblicks tritt ein sich wandelndes Bild und das Mitteilen einer Aussage wird durch die Aufforderung zur Konstruktion einer eigenen Wahrnehmung ersetzt.
Für die Aufzeichnung der ECHOS verwendet Jakob Kupfer eines der ältesten Verfahren des lichtbildnerischen Gestaltens: die 1842 entwickelte Cyanotypie. Anders als bei klassischen Cyanotypien handelt es sich bei den ECHOS aber weder um Abzüge von Negativen, noch um Fotogramme aufgelegter Formen, sondern um mit Sonnenlicht und Zeit direkt auf das Papier gemalte Unikate. Was nach dem Entwickeln auf dem Papier bleibt, ist ein Echo des Lichts und des verstrichenen Moments in Berliner Blau.
Observing one's own perception.
Throwing back and turning back – a physical and a psychological process come together in the word reflection. Just as reflected light and the viewer's turning back to his own thinking and consciousness come together in Jakob Kupfer's art.
Jakob Kupfer's light pictures are snapshots of light in the space between us and things. They make the light visible on its way from the reflecting object to the perceiving subject. The multiform traces of colour and light form resonance spaces in which we can experience what happens to our perception as soon as we let ourselves in on the pure flow of light without explanatory contours. Nonrepresentational, they bypass our filter of rationality and thus open the view to our own emotions, images and truths and to perception itself.
The light objects formed from the flow and refraction of light, permeability and transformation change sometimes on the time axis, sometimes with the viewer's point of view and interact with the changing light situations of the respective location. The fixed moment is replaced by a changing image and the communication of a statement is replaced by the invitation to construct one's own perception.
For the recording of the ECHOS, Jakob Kupfer uses one of the oldest methods of photographic design: the cyanotype, developed in 1842. Unlike classical cyanotypes, however, the ECHOS are neither prints from negatives nor photograms of applied forms, but unique works painted directly onto the paper with sunlight and time. What remains on the paper after it has been developed is an echo of the light and the moment that has passed in Berliner Blau.