SARAH MORRIS. AS SLOW AS POSSIBLES
Der Espace Louis Vuitton München freut sich, mit As Slow as Possibles eine neue, der US amerikanischen Künstlerin Sarah Morris gewidmete Ausstellung präsentieren zu dürfen. Im Rahmen des „Hors-les-murs“-Programms der Fondation Louis Vuitton, das in den Espaces Louis Vuitton in Tokio, München, Venedig, Peking, Seoul und Osaka realisiert wird, zeigt die Ausstellung Werke aus dem Sammlungsbestand und erfüllt damit die Mission der Fondation Louis Vuitton, ein breiteres Publikum durch internationale Projekte zu erreichen.
Sarah Morris studierte an der Universität Cambridge (UK), um anschließend 1989 am „Independent Study Program“ des Whitney Museums, New York (USA), teilzunehmen. Ihre ersten Gemälde, die in den 1990er Jahren entstanden, sind großformatige Reproduktionen von Wörtern, die sie Zeitungsschlagzeilen oder Zeitschriftencovern entliehen hat. Diese Kompositionen in Acrylfarbe mit robuster, markanter Farbgebung lassen an die Slogans einer Barbara Kruger oder an die Schlagwörter eines Ed Rusha denken. Sie zeugen von einer „Pop“-Sensibilität, die deutlich macht, dass die junge Künstlerin mehrere Jahre lang im Atelier von Jeff Koons gearbeitet hat. Dieselbe Technik nutzt sie beim Kreieren von geometrischen Kompositionen in kräftig-leuchtenden Farben, die zwar abstrakt wirken, dafür aber Titel tragen, die sich auf spezifische Großstädte, Architektur oder andere Stätten und Sehenswürdigkeiten beziehen. Wesentlich an der visuellen Sprache der Künstlerin ist die von den Op Art- und Néo-Géo-Bewegungen entlehnte Raster- oder Gitterform, die sie ebenso sehr für deren formelle wie für deren historische, soziologische und politische Eigenschaften einsetzt. Vielmehr als sich in bloßer Abstraktion zu erschöpfen, stellen diese Bilder die Interpretation einer globalen Landschaft dar: als Raster, aus dem es kein Entrinnen gibt, als Ausdruck unserer zeitgenössischen „psychogeografischen“ Lebenswelt.
Parallel zu ihrer Malerei schafft Morris Filme, die eine entscheidende Rolle in ihrer visuellen Weltannäherung spielen. Sie bilden nämlich die intellektuelle und optische Kulisse ihres Schaffens – die Künstlerin bezeichnet sie als „Bezugspunkt“. Ihre Filme fasst Morris als „visuelle Manifeste“ auf, mittels derer sie Städtebilder entwirft, die mit den historischen Fotos von Paul Strand oder den Filmen von Walter Ruttmann vergleichbar sind. Die in der jetzigen Ausstellung präsentierte Arbeit Capital (2000) widmet sich Washington D.C., während andere Werke New York, Las Vegas, Miami, Los Angeles oder Peking porträtieren. Hauptgegenstand dieser filmischen Recherchen ist dabei der Kapitalismus als ein wirtschaftliches und politisches System, das bestimmte Formen hervorbringt. Aus jedem Film heraus entsteht eine Serie von Gemälden, die gemäß den subjektiven Prinzipien der Äquivalenzen nonfigurativ wirken. Von dieser Vorgehensweise gestattet sich die Künstlerin einige wenige Ausnahmen. Zu diesen gehören die ebenfalls in der Ausstellung gezeigten filmischen Arbeiten Points on a Line (2010) und Strange Magic (2014).
Die formale Strenge, die Bildeinstellungen, die Farbgebung sowie die visuelle Dynamik der Filme werden durch die Musik des Künstlers Liam Gillick noch gesteigert. Dazu Morris selbst: „Die Bilder meiner Filme spielen stets mit den Ideen des Spektakels, der Handelsware, der politischen Macht und der Macht überhaupt. Die Bilder machen Gebrauch von – und spielen mit – einem Vokabular der Propaganda, sodass die Musik gewissermaßen eng mit dem Bild verbunden wird. Die Musik hat Liam Gillick komponiert, wie für alle meine Filme. Jedoch ist die Musik nicht auf die Bilder zugeschnitten. Was Liam kreiert, sind musikalische Einheiten: eine Serie von autonomen Modalitäten, die unabhängig vom Produzieren der Bilder zustande kommen. Auch die Improvisation kommt auf verschiedenen Ebenen ins Spiel. In einigen Fällen operiert die Musik gegen das Bild, in anderen Fällen geht sie mit dem Bild einher. Das hängt von mir ab. Es funktioniert wie bei den Modalitäten in der Psychologie. Es ist eine Art Alchemie. Meine Filme haben ein Momentum des ‚Zitierens‘ als seien sie exzerpierte Sequenzen aus einem politischen Unbewusstsein der Formen. In einer gewissen Weise sind die Bilder bereits vertraut, selbst wenn man sie vorher nie gesehen hat“.
Zur Künstlerin
Sarah Morris wurde 1967 in Sevenoaks (UK) geboren. Sie lebt und arbeitet in London und New York City (USA). Die international renommierte Malerin und Filmemacherin erhielt 2001 das Joan Mitchell Fellowship und gewann 2020 den Aurelie Nemours Prize.
Während ihrer Ausbildung in den 1980er Jahren studierte Sarah Morris u.a. Politik- und Sozialwissenschaft an der Universität Cambridge (UK) und nahm anschließend 1989-90 an dem renommierten „Independent Study Program“ des Whitney Museum of American Art in New York City teil. 1997 verabschiedete sie sich von der figurativ-gegenständlichen Kunst zugunsten der Abstraktion mit der Serie Midtown sowie mit dem gleichnamigen, im folgenden Jahr in New York gedrehten Film. Die Inspiration für ihre charakteristischen gemalten Rasterformen bezog sie von den glitzernden Glasfassaden der Bauten, die ihre bildlichen Arbeiten dominieren, während ihre Filme Stadt für Stadt die Organe der politischen wie wirtschaftlichen Macht kartografieren. Im Jahr 2005 schuf sie als Pendant zu ihrem Film Los Angeles (2004) das raumgreifende In-situ-Freskogemälde Endeavor für die Eingangshalle des Palais de Tokyo in Paris.
In den letzten Jahren sind Arbeiten der Künstlerin weltweit in folgenden Institutionen ausgestellt worden: im Ullens Center for Contemporary Art, Peking, China (2018); in der Kunsthalle Wien, Österreich (2016); im Museum Leuven, Belgien (2015); in der Fondation Louis Vuitton, Paris, Frankreich (2014); sowie in der Kunsthalle Bremen, Deutschland (2013). Es folgen Ausstellungen in den Deichtorhallen Hamburg, Deutschland, und im Nakanoshima Museum of Art in Osaka, Japan (Herbst 2023). Im Jahr 2024 werden Arbeiten von Sarah Morris im Kunstmuseum Bern, Schweiz, sowie im Kunstmuseum Stuttgart, Deutschland, zu sehen sein. Werke von Sarah Morris gehören zu den Beständen von zahlreichen prestigeträchtigen öffentlichen Sammlungen, darunter: British Council und Tate Modern, London; Musée d‘art moderne de Paris, Frankreich; Museum of Contemporary Art San Diego, Kalifornien, Solomon R. Guggenheim Museum und MoMA in New York City, USA; Museum für Moderne Kunst in Frankfurt, Hamburger Bahnhof, Sammlung DaimlerChrysler und Hoffman Collection in Berlin, Goetz Collection in München, Deutschland; sowie Stedelijk Museum in Amsterdam, Niederlande.
Zur Fondation Louis Vuitton
Als dem öffentlichen Interesse verpflichtete Institution widmet sich die Fondation Louis Vuitton ausschließlich der Gegenwartskunst und zeitgenössischen KünstlerInnen sowie den Strömungen des 20. Jahrhunderts, die diese maßgeblich beeinflusst haben. Die Sammlung und die von ihr organisierten Ausstellungen folgen der Zielsetzung, Kunst einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das beeindruckende, vom kanadisch-US-amerikanischen Architekten Frank Gehry entworfene Museumsgebäude verkörpert das zukunftsweisende künstlerische Statement der Fondation und gilt bereits als emblematisches Beispiel der Architektur des 21. Jahrhunderts. Seit der Eröffnung im Oktober 2014 durfte die Fondation bereits mehr als neun Millionen BesucherInnen aus Frankreich und aller Welt begrüßen.
Zum Leitbild der Fondation Louis Vuitton gehört die Realisierung internationaler Projekte sowohl am Standort Paris selbst als auch in Partnerschaft mit öffentlichen und privaten Institutionen, inklusive anderer Stiftungen und Museen, wie u.a. mit dem Moskauer Puschkin-Museum und der Eremitage in Sankt Petersburg (Ikonen der Moderne – Die Schtschukin-Sammlung, 2016, und Die Sammlung Morozov, 2021), dem MoMA, New York (Modern sein: Das MoMA in Paris) oder dem Courtauld Institute of Art, London (Die Sammlung Courtauld – Eine Vision für den Impressionismus). Die künstlerische Leitung entwickelte zudem das “Hors-les-murs”-Programm, das speziell für die der Fondation assoziierten Kunsträume – die Espaces Louis Vuitton in Tokio, Venedig, München, Peking, Seoul und Osaka – konzipiert ist, die sich ausschließlich der Sammlung widmen. Ihre Ausstellungen sind der Öffentlichkeit bei freiem Eintritt zugänglich und ihre Programmatik ist Bestandteil des Kulturengagements des Hauses.
Espace Louis Vuitton München
Maximilianstrasse 2a, 80539 München
T +49 89 55 89 38 100, info_espace.de@louisvuitton.com
Öffnungszeiten: Montag–Freitag, 12–19 Uhr; Samstag, 10–19 Uhr
Freier Eintritt
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