Sophie Hirsch lädt im Kunstraum Dornbirn zu einer Begegnung mit uns selbst ein. Beim Betreten blicken wir in unser Innerstes. Von circa sechs Meter Höhe hängt ein riesiges plastisches Bild aus zwei Teilen. Es scheint, als blickten wir in bewegungsarm verklebte Faszien oder von Fett durchzogenem Fleisch in Großaufnahme: cremefarbenes, glänzendes Silikon, von Hand geformt, parasitär verbunden mit einem satt roten Stoff, jeweils drei auf vier Meter. Die Schichten sind punktuell durchstoßen von Ösen, welche stählernen Rundketten und Zugfedern den Weg bahnen. Der erste Eindruck ist gewaltsam und faszinierend zugleich: Es entfaltet sich eine intime Bandbreite an Emotionen von schockierend und brutal, wunderschön und abstoßend, unwiderstehlich und anziehend.
Der Titel „Child’s Play“ verstärkt diese individuelle Ambivalenzerfahrung. Hirsch seziert das Verhältnis von Psyche und Physis auf eine hochästhetische Art, welche die inneren Dissonanzen des Menschseins als systemisch und kulturell bedingt, der Sozialisation entsprungen und vor allem fluid herausstellt. In ihren Gebilden zitiert sie Funktionsmechanismen von Körpererfahrung und Selbstfürsorge. In den Lehren von Joseph Pilates findet die Künstlerin sowohl ein diskursives Feld als auch zitierbare Formen. Hartschaumrollen zur Massage der Faszien werden dekorative Elemente, Massagebälle sind mit Beton gefüllt und halten nur mehr einander. Der Verlust der ursprünglichen Funktion reduziert sie auf eine Zitatfunktion. Sie werden Sinnbilder, konterkariert von der Fleischlichkeit der Silikonarbeiten.
„Child’s Play“ im Kunstraum Dornbirn markiert einen wichtigen Schritt in Hirschs künstlerischer Entwicklung. Sie erörtert die Themen ihrer Arbeit erstmalig jenseits der Größe von Wandarbeiten, möbelartigen Objekten oder Installationen, die physisch von einer Person handhabbar sind. Speziell für den Ort hat die Künstlerin eine Installation entwickelt, welche auf modularen Gerüsten als skulpturales Material, Display, Halterung und Raumskizze basiert.