Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Bremen, Düsseldorf, Kassel, Magdeburg, Nordrhein-Westfalen, Seebüll und Wuppertal

 

Teresa Burga in Bremen 

Zu Lebzeiten hatte Theresa Burga keinen kommerziellen Erfolg, mittlerweile gilt sie als eine der wichtigsten Wegbereiterinnen der Konzeptkunst und der Pop Art in Lateinamerika. Die Weserburg in Bremen widmet der peruanischen Künstlerin nun eine Ausstellung.

Noch bis zum 6. November können Besucherinnen und Besucher sich das farbstarke zeichnerische Spätwerk der Künstlerin anschauen. Die Schau fokussiert sich nicht auf die großformatigen Installationen, mit denen Burga bekannt geworden ist, sondern auf ihre Zeichnungen - ein Medium, durch das sie sich ihr Leben lang ausgedrückte, das bisher aber erst wenig Aufmerksamkeit bekommen hat. Viele Werke werden somit zum ersten Mal öffentlich gezeigt.

Auch einige ihrer frühen Installation, die aus großen, mit bunten Motiven bemalten Holzwürfeln bestehen, sind in der Ausstellung zu sehen. Es  wird ein Bogen zwischen den späteren Schaffensphasen und dem Ausgangspunkt der Künstlerin in den 1960er-Jahren gespannt. 

"Teresa Burga. Die Seiltänzerin", Weserburg Museum für moderne Kunst, Bremen, bis 6. November 

 

Aufbau für die Ukraine in Düsseldorf 

Im Laufe des Augusts entsteht im Düsseldorfer Volksgarten das "Theater of Hopes and Expectations", ein Projekt des ukrainischen Künstlerkollektivs Prykarpattian Theater. 

Damit läuten die Beteiligten eine Ära des Wiederaufbaus ein. Die temporäre Struktur wird noch während ihrer Fertigstellung eröffnet. Die Öffentlichkeit ist eingeladen, mitzuhelfen - dies soll als Zeichen der Solidarität gegenüber der ukrainischen Bevölkerung begriffen werden, die langsam anfängt, Häuser und Wohnungen wieder aufzubauen. Die Architektur des Theaters verweist laut des Projekts auf eine "neoklassische 'sozialistische'‘ oder 'stalinistische' Architektur, die zur Zeit der Sowjetunion errichtet wurde und in einer zynischen Wendung der Geschichte zum Ziel von Angriffen der russischen Streitkräfte in unseren Tagen wird".

Das Theater wird am Freitag, 12. August, vom Düsseldorfer Oberbürgermeister Keller, der Konsulin der Ukraine Iryna Shum, sowie Heike van den Valentyn von der Kunstkommission Düsseldorf eröffnet. Danach findet ein Programm mit ukrainischen Künstlerinnen, Denkern und Performerinnen statt. Die Künstler Yarema Malashchuk und Roman Khimei, die 2018 den "Special Prize" des Kiewer PinchukArtCenters erhalten haben, werden außerdem einen Dokumentarfilm drehen. 

"Theater of Hopes and Expectations"Volksgarten, Düsseldorf

 

Kunst-Fest auf der Documenta in Kassel 

Dieses Wochenende findet auf der Documenta Fifteen in Kassel zum zweiten Mal das Meydan-Fest statt. Besucherinnen und Besucher erwartet ein vielseitiges Programm in der ganzen Stadt: Es gibt Konzerte (unter anderem mit der Rapperin Ebow), einen Flohmarkt, Lumbung-Filme, Gespräche und viel Kulinarisches. Teil des Meydan ist außerdem ein Treffen und Workshop mit Composting Knowledge, einem experimentellen Netzwerk für Wissensproduktion, das vom Ruruhaus in Kassel initiiert wurde. Das Projekt findet in Zusammenarbeit mit dem Kulturzentrum Schlachthof in Kassel statt. 

"Meydan" bezeichnet auf Urdu, Fārsi und Arabisch einen öffentlichen Treffpunkt, beispielsweise einen Platz oder Park. Ziel des Programms ist es, in verschiedenen Formen gesellschaftlich zusammenzukommen. Ausstellungstickets werden keine benötigt. 

"Meydan #2", Nordstadtpark, Gloria-Kino, Kulturzentrum Schlachthof & Boreal, Kassel, 12. bis 14. August

 

Queere Vorbilder in Magdeburg

Queere Persönlichkeiten, die die europäische Gesellschaft und Kultur seit der Antike geprägt haben, stehen im Mittelpunkt einer Ausstellung in Magdeburg. Nach der Vernissage ist "We are part of culture" bis 30. September in den Räumen des Einewelt Hauses zu sehen. Gezeigt werden Porträts nationaler und internationaler Künstlerinnen und Künstler, die speziell für die Schau geschaffen wurden. Dabei sei es laut Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt vor allem darum gegangen, Vorbilder und Identifikationsfiguren abzubilden, um für einen offenen Umgang mit queeren Identitäten zu werben.   

Die Präsentation ist Teil der Magdeburger CSD-Aktionswochen, die sich noch bis 21. August für Gleichberechtigung und Toleranz und gegen Diskriminierung und Ungleichbehandlung einsetzen. Auch Aquarelle der Magdeburger Künstlergruppe "Wesensart" sind in die Ausstellung eingeflossen. (dpa)

"We are part of culture", Einewelt Haus, Magdeburg, bis 30. September 

 

Ruhrtriennale in Nordrhein-Westfalen 

Das größte Kunstfestival Nordrhein Westfalens feiert bis zum 18. September Kunst an verschiedenen ehemaligen Industriehallen, Maschinenhäusern, Kokereien und Halden in den Städten Bochum, Duisburg, Essen und Gladbeck. Geplant sind 36 Produktionen und Projekte, darunter sieben Eigen- und Koproduktionen, fünf Uraufführungen, eine europäische und fünf deutsche Erstaufführungen. Insgesamt beteiligt das Festival mehr als 500 Kunstschaffende aus über 30 Ländern, darunter Künstler wie, Julian Rosefeldt, der seine neue multidisziplinäre Film-Installation "Euphoria" zeigt.

"Begegnung, Austausch, die Weitung von Perspektiven, all das ist uns wichtiger denn je für die diesjährige Ausgabe der Ruhrtriennale", so Theaterregisseurin Barbara Frey, die auch im nächsten Jahr noch Intendantin des Festivals sein wird. "Die künstlerische Öffnung von Räumen der ehemaligen Industriearchitektur, die Kraft von Wandel, Entgrenzung und Transzendenz sowie dringliche Fragen nach dem gegenwärtigen Zustand von Gesellschaft, daran ist uns gemeinsam mit einer Vielzahl unterschiedlichster Kunstschaffender gelegen“.

"Ruhrtriennale", verschiedene Standorte in Nordrhein-Westfalen, bis 18. September 

 


Emil Nolde in Seebüll 

Das Nolde-Haus in Seebüll ist nach gut zweijähriger Sanierung wieder für Besucher geöffnet. Es ähnelt nun deutlich mehr dem ursprünglichen Zustand. Gäste könnten das ehemalige Wohn- und Atelierhaus des Künstlers Emil Nolde (1867-1956) von Dienstag an bis zum 31. Oktober als "Architektur pur" erleben, sagte der Direktor der Nolde-Stiftung, Christian Ring, in Neukirchen-Seebüll. Das heißt: Werke des Malers sind noch nicht wieder in dem Gebäude zu sehen, sondern seit März im Besucherforum untergebracht.

Im kommenden Jahr soll dann auch die Jahresausstellung wieder im Nolde-Haus zu sehen sein. In diesem Jahr beherbergt das Gebäude eine umfassende Dokumentation zur Sanierung und Modernisierung mit Bildern aus den verschiedenen Bauphasen.

Der markante Klinkerbau war ab 1927 in mehreren Schritten nach den Plänen Noldes errichtet worden. Nach seinem Tod 1956 wurde das Wohn- und Atelierhaus wie vom Künstler gewünscht zum Museum umgebaut. Weit mehr als vier Millionen Besucher besichtigten in den folgenden Jahrzehnten das Haus, in dem jährlich wechselnden Ausstellungen Noldes Werk zeigen. Für einen derart großen Besucherstrom war das Haus nicht konstruiert - ihm waren allmählich die Jahre anzumerken.

Das Hamburger Architekturbüro Kirsch Bremer hat für die Sanierung die ursprüngliche Entwurfsidee von Ada und Emil Nolde für das Wohn- und Atelierhaus sicht- und spürbarer gemacht. So wurde die von Nolde 1927 skizzierte Wegführung durch den Garten - die Warft hinauf zum Ankunftsbereich auf der Ostseite - wieder aufgenommen. Der zweigeschossige Rücksprung in der Ost-Fassade wurde rekonstruiert und dort der neue Eingang zum Museum geschaffen.

Die Besucher kommen nun in der Wohnung der Noldes an. Erstmals sind alle erhaltenen Wohnräume in ihrer ursprünglichen Farbenpracht einsehbar. Im Obergeschoss wird der Blick auf den Garten wieder sichtbar - im Sinne Ada und Emil Noldes, die innen und außen miteinander verwoben haben, wie Ring betonte.

Architektur im Nolde-Haus, Seebüll, bis 31. Oktober

 

Anish Kapoor in Wuppertal

Eine riesige begehbare Skulptur des international gefeierten Künstlers Anish Kapoor macht Station in Wuppertal. Die rote kubusförmige Architekturskulptur mit Seitenlängen von 7,30 Metern ist Teil einer Ausstellung im Skulpturenpark Waldfrieden. Der Park wird von dem renommierten Bildhauer Tony Cragg geführt. Bis zum 1. Januar 2023 sind dort auch einige weitere Werke Kapoors (68) zu sehen.

Die aus dem Jahr 2015 stammende Skulptur "Sectional Body Preparing for Monadic Singularity" wurde auch schon in Versailles gezeigt und steht beispielhaft für Kapoors monumentalen Werke. Das Publikum könne eintauchen in eine "umfassende Farb- und Raumerfahrung, in der die Grenzen zwischen Innen und Außen verschwimmen", teilte das Ausstellungshaus mit.

Die aktuellen Werke Kapoors bewegen sich an der Grenze zwischen Malerei und Skulptur. Farbe wird in erstarrter Form präsentiert: von Gazegewebe umhüllt, in schalenförmigen Gefäßen aufgefangen oder von Stahlkonstruktionen herabhängend.

Der im indischen Mumbai geborene Kapoor lebt seit den 1970er-Jahren in London. Er gehört zu den höchstdekorierten Künstlern der Gegenwart. Schon 2021 hatte er eine Begegnung mit Wuppertal. Kapoors Werk "Shooting into the Corner" lieferte das Bühnenbild für eine Inszenierung des Tanztheaters Pina Bausch. (dpa)

"Anish Kapoor. Skulpturen", Skulpturenpark Waldfrieden, Wuppertal, 16. August bis 1. Januar 2023