Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Köln, Neuss, Potsdam, Saarbrücken und Wiesbaden

 

Schwimmen und Kunst in Berlin 

Tropez ist ein Raum für Kunst im Berliner Freibad im Humboldthain und gleichzeitig ein Kiosk. Den Sommer über wurde dort die Ausstellung "..." gezeigt. Nur noch bis Sonntag können sich Besucherinnen und Besucher die acht Kunstwerke der Künstlerinnen und Künstler Ana Alenso, Grit Burmeister & Franzi Kleinert, Samira Hodaei, Lungiswa Gqunta, Isa Melsheimer, Nadim Vardag und Shira Wachsmann anschauen. Die gezeigten Außenskulpturen und (Video-)Installationen reagieren auf unsere momentane Weltlage, die sprachlos macht, und übersetzen die Auswirkungen unterschiedlicher Krisen und sozialer Ungerechtigkeit in greifbare Bilder. 

Diesen Samstag findet anlässlich des letzten Öffnungs-Wochenendes der Ausstellung ein Konzert von 21 Downbeat, der Band des RambaZamba Theaters, statt. Bei ihrer kommenden Performance steht die Entertainment-Metropole der 20er-Jahre - der Sehnsuchtsort der Hedonisten - im Mittelpunkt. "Dafür geht die Band auf literarische Spurensuche, schmückt sich mit Irmgard Keuns feurigen Blumen, datet Alexander Döblins Hure Babylon, reist mit Bolle jüngst zu Pfingsten und sucht Kurt Tucholskys Sinn nach Liebe", so die Veranstalter. 

"...", Tropez im Sommerbad Humboldthain, Berlin, bis 4. September


Herlinde Koelbl in Berlin

Die Fotografin Herlinde Koelbl hat für ein neues Projekt Menschen mit psychischen Krankheiten porträtiert. Die 82-Jährige, bekannt etwa für ihre Langzeitstudien mit Angela Merkel, nahm für die Serie zur Ausstellung "Psychische Erkrankungen im Blick" gleichzeitig auch Fotos von nicht betroffenen Betreuern und medizinischem Personal auf.

"Man läuft in die optische Falle", sagte Koelbl in Berlin zur Eröffnung der ersten Station der Wanderausstellung. Die Krankheiten seien den 16 Porträtierten nicht anzusehen. Erst die begleitenden Texte, für die Koelbl nach den Aufnahmen Interviews führte, geben Aufschluss über Krankheiten von acht der Porträtierten. Der Düsseldorfer Psychiater Leonhard Schilbach, mit Koelbl Initiator des Projekts, bestätigte, niemand sei in der Lage zu erkennen, welche Personen erkrankt sein und welche nicht.

Die Deutsche Bahn will nach Angaben ihres Vorstandschefs Ricard Lutz mit der Ausstellung darauf aufmerksam machen, dass psychische Erkrankungen jeden treffen können. In Deutschland sei jeder vierte Erwachsene einmal in seinem Leben betroffen.

Die großformatigen Porträts sind bis zum 10. September im Berliner Hauptbahnhof zu sehen und sollen anschließend in den Hauptbahnhöfen von Frankfurt/Main (7. - 16. Oktober), Erfurt (19. - 27.Oktober), Nürnberg (30. November 9. November) und Dresden (12. - 21. November) gezeigt werden. (dpa)

"Psychische Erkrankungen im Blick", Berliner Hauptbahnhof, bis 10. September

 

Donatello in Berlin 

Der italienische Bildhauer Donatello (um 1386 – 1466) steht im Mittelpunkt einer umfassenden Ausstellung in der Gemäldegalerie Berlin. "Donatello. Erfinder der Renaissance" zeigt bis zum 8. Januar 2023 rund 90 Arbeiten, darunter zahlreiche Hauptwerke des Künstlers, in einer Kooperation der Staatlichen Museen Berlin mit der Fondazione Palazzo Strozzi und dem Musei del Bargello in Florenz sowie dem Londoner Victoria and Albert Museum. Einige Arbeiten sind dazu erstmals von ihren Standorten etwa in italienischen Kirchen auf Reisen geschickt worden. Nach der bereits abgeschlossenen Station in Florenz soll die Ausstellung noch in London präsentiert werden.

Aus Sicht von Dagmar Hirschfelder, Direktorin der Gemäldegalerie, spiegeln die Werke ein "neues Verständnis für die Welt". Dies gehe zurück auf einen offenen Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und einen frischen Blick auf das Individuum.

Kurator Neville Rowley hat Donatellos Figuren, Reliefs und Flachreliefs für die Ausstellung überwiegend auf Augenhöhe der Besucherinnen und Besucher installieren lassen. An ihren angestammten Orten sind sie meist deutlich höher platziert. So sind die Feinheiten der Gesichtszüge von Madonnen und Heiligen oder die Schattenwürfe in den Arbeiten eindrücklich sichtbar.

Rowley machte zudem deutlich, dass Donatello nicht als der einzige, wohl aber einer der Erfinder der vom 15. bis ins 17. Jahrhundert reichenden Kunstepoche der Renaissance zu betrachten ist. Zu beobachten sind in der Ausstellung auch seine stilistischen Entwicklungen und Wandlungen sowie die Experimentierfreudigkeit beim Umgang mit Materialien. So arbeitete Donatello nicht nur mit Marmor, Bronze und Holz, sondern etwa auch mit Glas, Wachs oder Terrakotta.

Den Einfluss Donatellos auf andere Künstler seine Zeit sowie seine Inspirationsquellen lassen sich anhand von Gemälden etwa von Masaccio, Fra Filippo Lippi oder Andrea Mantegna nachvollziehen. (dpa)

"Donatello: Erfinder der Renaissance", Gemäldegalerie, Berlin, bis. 8. Januar 2023

Musik und Klang in Berlin

Bei der Ausstellung "Something in the Air" der Haubrok Foundation in der Fahrbereitschaft in Berlin Lichtenberg geht es diesmal um Musik und Klang. Konzerte und Performances werden ergänzt durch Soundarbeiten aus der Sammlung Haubrok  von Martin Creed, Isa Genzken, Rodney Graham, Pierre Huyghe, Emily Jacir, Anri Sala und anderen. Beim Sommerfest der Fahrbereitschaft am 17. September ist dann unter anderem das Ensemble KNM zu erleben, eine auf Neue Musik spezialisierte Gruppe aus Berlin.

"Something in the Air", Haubrok Foundation, Fahrbereitschaft, bis 10. Oktober, Sommerfest: 17. September

 

Berlin Photo Week 2022 eröffnet

Mit Ausstellungen, Konferenzen und Workshops hat am Freitag die diesjährige Photo Week in Berlin begonnen. Das Treffen von und für Fotografinnen und Fotografen, Expertinnen und Experten sowie Unternehmen und Entwicklern der Branche läuft bis zum 9. September. Gefeiert wird auch das 75-jährige Jubiläum von Magnum Photos - der traditionsreichen Fotoagentur.

Erstmals gezeigt wird die Serie "Russian propaganda: war is peace" der in Moskau lebenden deutsche Fotografin Nanna Heitmann. Sie thematisiert darin die russische Propaganda zum Angriffskrieg gegen die Ukraine. Zu sehen sind die Realität von Alltagsszenen ebenso wie das Nebeneinander von zivilem und militärischen Leben.

Zu sehen sind auch Bilder des mexikanischen Fotografen Yael Martínez, der die Auswirkungen in Regionen der organisierten Kriminalität auf das Leben von Menschen dokumentiert, die in einfachsten Umständen leben.

Berlin Photo Week, Arena Berlin, bis 4. September


Till Brönner improvisiert in Neuer Nationalgalerie 

Der Jazz-Trompeter Till Brönner lässt sich von der Glashalle in Berlins Neuer Nationalgalerie zu Improvisationen anregen. Der Musiker spielt am Sonntag im ikonschen Museumsbau von Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969) als Teil von "Ein Tag im Grünen". Mit der Veranstaltung wollen sich Anlieger des Kulturforums wie Philharmonie, Staatliches Institut für Musikforschung, Neue Nationalgalerie, Staatsbibliothek, Kunstgewerbemuseum, Kunstbibliothek, Kupferstichkabinett, Gemäldegalerie und St. Matthäus-Kirche mit ihren Gärten und Vorhöfen als "aktives und überraschend grünes urbanes Zentrum" präsentieren.

Von 12 bis 22 Uhr ist kostenfrei ein musikalisches, kulinarisches und künstlerisches Programm geplant. Vorgesehen sind etwa Kurzführungen, Gespräche mit Kuratorinnen und Kuratoren oder Workshops zu Landschafts- und Gartendarstellungen in Werken der verschiedenen Sammlungen, es wird gelesen und musiziert.

Ein Tag im Grünen, Kulturforum Berlin, 4. September 

 

 

"DC Open" in Düsseldorf und Köln 

Am ersten Wochenende im September erwacht das Rheinland traditionell aus seinem Sommerdösen, schüttelt sich und widmet sich wieder der Kunst – und zwar diesseits wie jenseits des Altbieräquators. Zum Galerienwochenende DC Open eröffnen auch viele Kunstinstitutionen ihre Herbstausstellungen. Der Blick ins Programm ist vielversprechend. Die Kunsthalle Düsseldorf eröffnet eine Ausstellung der neuerdings international gefeierten 82-jährigen österreichischen Malerin Martha Jungwirth. In der Langen Foundation in Neuss erforscht Jungstar Julian Charrière die Kraft der Elemente. Und in der Julia Stoschek Collection findet ein ganzes Festival für zeitbasierte Medienkunst statt. Die 55 Galerien und die wachsende Szene der Off-Spaces bieten Gelegenheiten für Entdeckungen, in Düsseldorf wie in Köln. 

"DC Open", verschieden Standorte, Düsseldorf und Köln, 2. bis 4. September 2022


Ukrainische Fotografie in Hamburg

Der Einmarsch der russischen Truppen am 24. Februar hat das Leben der Menschen in der Ukraine von heute auf morgen verändert. Eine Ausstellung mit dem Titel "The new Abnormal" im Phoxxi, dem temporären Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg, zeigt vom 3. September bis zum 6. November Werke zwölf ukrainischer Fotografinnen und Fotografen. Die Kooperation mit dem Odesa Photo Days Festival will einen Eindruck vom gegenwärtigen Leben im Angesicht des Krieges vermitteln, wie die Deichtorhallen mitteilten.

"Die ukrainische Bevölkerung musste verschiedene Phasen der Transformation durchlaufen – Schock, Leugnung, Angst, Akzeptanz und Anpassung. Anliegen der Ausstellung ist es, eine neue Form des Lebens während des Krieges zu zeigen", hieß es. Diese neue Form des Lebens beinhalte die Anpassungsprozesse im sozialen und öffentlichen Raum, die Veränderung der gewohnten Verhaltensregeln und Alltagsroutinen, sowie die Kombination von Gefühlszuständen wie Angst, Wut und Freude.

Aufgrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine musste das internationale Festival für zeitgenössische Fotografie Odesa Photo Days 2022 abgesagt werden. Es war 2015 als Reaktion auf Russlands Annexion der Krim im Osten der Ukraine gegründet worden. (dpa)

"The new Abnormal", Deichtorhallen, Hamburg, 3. September bis 6. November

 

Julian Charrière in Neuss 

Der französisch-schweizerische Künstler Julian Charrière befasst sich mit drängenden ökologischen Problemen und betreibt Feldforschungen an markanten Orten wie Vulkanen oder radioaktiven Stätten. Inmitten der aktuellen Klima- und Energiekrise kreist sein Projekt "Controlled Burn" um die dunkle Energie von Materialien, die als Kraftstoff dienen, sei es Kohle oder Sonnenlicht. Die Langen Foundation präsentiert die Videoarbeit zusammen mit weiteren Hauptwerken von Charrière in seiner bislang umfangreichsten Soloschau.

"Controlled Burn", Langen Foundation, Neuss, 4. September bis 6. August 2023

 

Baselitz trifft Schinkel in neuer Ausstellung in Potsdam

Mehrere neue Arbeiten des weltweit bekannten Künstlers Georg Baselitz sind in Potsdam zu sehen - und das an einem historischen Ort. Mitten im Unesco-Welterbe, im Pomonatempel des Architekten Karl Friedrich Schinkel nahe dem Belvedere-Schloss, zeigt der Förderverein Pfingstberg bis zum 31. Oktober neun Papier-Zeichnungen von Baselitz unter dem Motto "Schinkel nach Athen tragen". Dabei handelt es sich vor allem um Tierzeichnungen in roter Tusche - zum Beispiel Pferde, Hirsche und Rehe -, einige davon stehen auf dem Kopf.

Der Chefredakteur des Kunstmagazins "Blau", Cornelius Tittel, ist der Kurator der Schau. Er sagte, das Besondere an der Ausstellung, sei der Ort, der für Kunst auf diesem Niveau völlig unbeschrieben sei. Dazu komme, dass Georg Baselitz Rahmen von Schinkel sammle und Arbeiten in der Ausstellung in Rahmen gezeigt würden, die von Schinkel entworfen worden seien.

Der 84-jährige Baselitz gilt als einer der weltweit wichtigsten Künstler. Der Maler und Bildhauer, der in Deutschbaselitz in Sachsen geboren wurde, stellt sich gegen Konventionen.

Der Pomonatempel aus dem Jahr 1801 ist das Erstlingswerk von Schinkel als Architekt. Für den Teepavillon stand die Nordfassade des Erechtheions auf der Akropolis von Athen Modell. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel der Tempel zunächst, wurde aber von 1992 bis 1993 rekonstruiert. Dort finden wechselnde Kunstausstellungen statt.

"Georg Baselitz - Schinkel nach Athen tragen",  Pomonatempel, Potsdam, bis 31. Oktober

 

Kunst im Speicher in Potsdam 

Lange stand der Getreidespeicher zwischen Bergholz-Rehbrücke und Potsdam leer. In den kommenden zehn Tagen bespielen 40 internationale Künstlerinnen und Künstler die brutalistische Architektur mit ortsspezifische Positionen aus den Bereichen Soundart, Malerei, Objekt, Installation und Video. Viele der Werke nutzen die vorhandenen Ressourcen des Speichers.

Der Bau in Potsdam war einst ein Zeichen des Fortschritts, und das Thema Korn ist im Moment wieder in aller Munde. Angesichts des Krieges in der Ukraine herrscht in mehreren Ländern eine Getreideknappheit. Die Ausstellung "Speichern" fragt, wie Bewahren in unserer heutigen Gesellschaft relevant ist und inwiefern Archive Wirklichkeit und Geschichtsbildung bestimmen und gestalten. "Die Arbeiten verhandeln Ansätze zu sozialen Fragen, Dekolonisation, Feminismus und Ökologie, jenseits des Fortschrittsbegriffs", so die Veranstalter. 

"Speichern", Getreidespeicher in Bergholz-Rehbrücke, Potsdam, 3. bis 11. September 


Fabienne Verdier in Saarbrücken

Die Moderne Galerie des Saarlandmuseums zeigt Werke der französischen Malerin Fabienne Verdier: Von diesem Samstag an sind in der Ausstellung "Im Auge des Kosmos - Fabienne Verdier" 70 Arbeiten auf Papier und zwei großformatige Gemälde von ihr zu sehen. Es ist die erste Einzelausstellung der französischen Künstlerin (60) in Deutschland und die erste museale Präsentation ihres zeichnerischen Werks.

"Dass es uns in Saarbrücken gelungen ist, diese großartige, in Frankreich gefeierte Künstlerin zu zeigen und nun auch dem deutschsprachigen Publikum bekannt zu machen, erfüllt uns mit großer Freude", teilte die Vorständin der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, Andrea Jahn, mit. Die Ausstellung ist bis zum 26. Februar 2023 terminiert.

Verdier erhielt den Angaben zufolge als erste ausländische Studentin ein Stipendium für die Kunsthochschule von Sichuan in Chongqing in China. Einer der letzten noch lebenden Meister der klassischen chinesischen Malerei konnte sie mit einer Ausnahmegenehmigung unterrichten.

Seit ihrer Rückkehr nach Frankreich in 1992 habe Verdier ihren individuellen Stil entwickelt: eine Verbindung östlicher Kunsttradition mit den Errungenschaften der gestischen abstrakten Malerei Europas und der USA seit 1945, hieß es.

Immer wieder habe sie sich in künstlerischen Projekten mit neuen Themen auseinandergesetzt. So sei sie etwa in 2019 mit einem "mobilen Wanderatelier" auf den Spuren Paul Cézannes mit Packern und Eseln in der Provence unterwegs gewesen.

Auch ihre Mal- und Zeichenmittel habe sie weiter entwickelt: So male sie ihre großformatigen Bilder mit Pinseln, die bis zu 30 Pferdeschwänze umfassen. Und seit 2012 mache sie auch ihren eigenen Körper immer wieder zum Malwerkzeug. (dpa)

"Im Auge des Kosmos - Fabienne Verdier", Moderne Galerie, Saarbrücken, 3. September bis 26. Februar 2023

Theaterfestival in Wiesbaden

Beim Kunst- und Theaterfestival Wiesbaden Biennale stehen bis zum 11. September mehr als 50 Veranstaltungen auf dem Programm. Darunter unter anderem die Tanzproduktion "The Köln Concert" des Choreographen Trajal Harrell, die Opern-Performance "Sun&Sea" sowie ein Auftritt der feministischen Frauen-Aktivistengruppe Lastesis aus Chile. Auch das Kollektiv The Nest ist dabei, das in diesem Jahr auf der Kasseler Kunstausstellung documenta zu sehen ist.

Es werden nach Angaben der Organisatoren 17 internationale, transdisziplinäre Produktionen präsentiert.

Der neue Kurator Kilian Engels hatte angekündigt, die Wiesbaden Biennale werde vielfältiger, diverser, gesellschaftspolitischer und frei von klassischen Formaten. "Wir zeigen keine Stücke, es gibt keine literarischen Vorlagen, wir haben kein klassisches Theater mehr", hatte er in einem Interview der dpa gesagt. Stattdessen werde es bildende Kunst, Tanz und Filmproduktionen geben; teils auch zum Mitmachen. (dpa/monopol)

"Wiesbaden Biennale", Wiesbaden, bis 11. September