Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Augsburg, Berlin, Luxemburg und Siegen


Herlinde Koelbl in Augsburg

Die für ihre Politikerporträts bekannte Fotografin Herlinde Koelbl hat für ihre neue Ausstellung Motive in der Natur gesucht. "Es ist ein ganz besonderes Projekt, denn erstmals habe ich keine Menschen fotografiert", sagte die 83-Jährige. Es sei aber "trotzdem ein echter Koelbl".

Die Ausstellung "Metamorphosen" ist jetzt im Augsburger "H2 - Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast" zu sehen. Nach Angaben des Museums werden 120 Farbfotografien präsentiert. Koelbl wurde mit dem Langzeit-Projekt "Spuren der Macht" bekannt. Sie hatte dafür in Abständen beispielsweise Gerhard Schröder oder Joschka Fischer porträtiert, um zu zeigen, wie sich die Protagonisten verändern. Später konzentrierte sie sich auf die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die ehemalige CDU-Chefin wurde von Koelbl insgesamt drei Jahrzehnte lang abgelichtet.

Zu ihrer aktuellen Schau sagt Koelbl, dass trotz der neuen Motive ein Thema, das sich durch ihre Arbeiten ziehe, geblieben sei - die Vergänglichkeit. "Nun liegt mein Fokus auf der Natur", meinte die Künstlerin. Dort bleibe nichts unverändert. "Im Vergehen lässt die Natur eine neue Schönheit und eine veränderte Wahrnehmung entstehen." Es bedürfe einer besonderen Achtsamkeit, dies zu erkennen. (dpa)

"Metamorphosen. Werden - Vergehen - Entstehen", H2 - Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast, Augsburg, bis 23. April 2023


Gülsün Karamustafa in Berlin

Gülsün Karamustafa beschäftigt sich mit Themen wie Migration, Staatsgewalt, Feminismus und Gender. Die heute in Istanbul und Berlin lebende Künstlerin präsentiert im Rahmen der "n.b.k. Billboards" an der Berliner Straßenkreuzung Friedrichstraße/Torstraße das Motiv eines leeren Kinosaals,das mit ihrer Faszination für die Kinosalons der 1910er-Jahre zusammenhängt. Dazu wird im Neuen Berliner Kunstverein der Film "Die Suffragette" präsentiert, mit dem der Stummfilmstar Asta Nielsen 1913 Furore machte.

"Gülsün Karamustafa. Irreversible Remnants", Neuer Berliner Kunstverein, bis 26. Februar


Max Liebermann in Berlin

Die Gemälde von Max Liebermann (1847–1935) zählen zu den wichtigsten Kunstwerken des Impressionismus in Deutschland. Eine Ausstellung in Berlin hat sich nun der zeichnerischen Entwicklung des Künstlers angenommen. Für "Liebermann zeichnet" hat die Stiftung Brandenburger Tor das Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen Berlin ins Max Liebermann Haus geholt. Von Freitag an bis zum 5. März lässt sich anhand von 90 Einzelblättern und zwei Skizzenbüchern aus den unterschiedlichen Schaffensphasen der zeichnerische Weg Liebermanns nachvollziehen.

Die Zeichnungen dienten Liebermann häufig als Vorstudien zu seinen bekannten Gemälden. Die Arbeiten zeigen Figurenstudien genauso wie bei diesem Künstler häufig zu findende Motive aus der Natur wie Landschaft oder Gärten. Auch viele Porträts sind im zeichnerischen Werk zu finden. Häufig verwendete Liebermann Grafitstifte für die Blätter, griff aber auch vermehrt zur Kreide.

Zur Ausstellung der Zeichnungen Max Liebermanns erinnert eine Dokumentation an das bewegte Leben des Malers und seiner Familie. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 zog sich der Jude Liebermann bis zu seinem Tod 1935 ins Private zurück. Seine Frau Martha Liebermann vergiftete sich acht Jahre später selbst vor einer Deportation ins Konzentrationslager Theresienstadt.

Zudem rekonstruiert eine Virtual-Reality-Installation das im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstörte Wohnhaus und Atelier des Künstlers in unmittelbarer Nachbarschaft des Brandenburger Tores. (dpa)

"Liebermann zeichnet", Max Liebermann Haus, Berlin, bis 5. März 2023


"100 Jahre Nosferatu" in Berlin

Im März 1922 wurde mit „Nosferatu. Eine Symphonie des Grauens“ ein Stummfilm uraufgeführt, der sich von späteren Horrorfilmen bis zur Fernsehserie „Die Simpsons“ tief in die Popkultur eingegraben hat. Den 100. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Murnaus unautorisierter Verfilmung des „Dracula“-Romans von Bram Stoker feiert die Berliner Sammlung Scharf-Gerstenberg nun etwas verspätet mit einer umfangreichen Schau über die kunsthistorischen Vorbilder der Filmikone (Francisco de Goya, Caspar David Friedrichoder Alfred Kubin) sowie über den Einfluss von "Nosferatu" auf die zeitgenössische Kunst und Alltagskultur.

"Phantom der Nacht. 100 Jahre 'Nosferatu'", Sammlung Scharf-Gerstenberg, Berlin, bis 23. April


Tacita Dean in Luxemburg

Die Kunst von Tacita Dean wirkt abseits von Tagespolitik, die Werke der 1965 geborenen Britin erfassen Zeit und Geschichte in langen Zusammenhängen. Zentraler Antrieb ihrer medial vielfältigen Kunst ist die lebendige Erinnerung, das wird auch in der großen Werkschau im Mudam Luxembourg deutlich, in der unter anderem der einstündige Film "Hundertfünfzig Jahre Malerei" zu sehen ist. Dort tauschen die greise Malerin Luchita Hurtado und ihre junge Kollegin Julie Mehretu Erinnerungen aus. In anderen Werken bezieht sich Dean auf Kunst- und Literaturgeschichte, darunter auf Dante Alighieris "Göttliche Komödie".

"Tacita Dean", Mudam Luxembourg, Luxemburg, bis 5. Februar 2023


Kunst riechen in Siegen

Das viel beschworene "Auge des Betrachters" ist in der Schau "Odor" des Museums für Gegenwartskunst Siegen ebenso wenig gefragt wie der Hörsinn. Die Ausstellung widmet sich der Macht der Gerüche. Präsentiert werden immaterielle Skulpturen, sowohl bestehende Werke als auch Neuproduktionen, die das Publikum mit den Fähigkeiten des Geruchssinns konfrontieren. Neun Kunstschaffende sind beteiligt, darunter Carsten Höller, Teresa Margolles, Pamela Rosenkranz und Sissel Tolaas.

"Odor. Immaterielle Skulpture", Museum für Gegenwartskunst Siegen, Siegen, bis 26. Februar