Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Das Ensemble "Mosaik", das unter anderem bei "MaerzMusik" auftreten wird
© Anja Weber

Das Ensemble "Mosaik", das unter anderem bei "MaerzMusik" auftreten wird

 

Rembrandt-Haus in Amsterdam

Nach umfassender Renovierung ist das einstige Amsterdamer Wohnhaus des berühmten holländischen Malers Rembrandt van Rijn (1606-1669) wieder zu besichtigen. Das "Rembrandthuis" wurde um fünf neue Säle erweitert, sagte die Direktorin des Museums, Milou Halbesma, bei der Präsentation des Gebäudes. "Wir sind etwa ein Drittel größer geworden und zeigen nun noch mehr vom persönlichen Leben des Malers und seiner Arbeitsweise."

Fünf Monate lang war das populäre Museum geschlossen. Es eröffnet nun mit einem Spitzenstück "Titus an seinem Schreibtisch". Etwa 400 Jahre, nachdem Rembrandt seinen einzigen Sohn gemalt hatte, kehrt das Gemälde für drei Monate zurück an den Ort, wo es entstand.

Rembrandt hatte das stattliche Herrenhaus an der Jodenbreestraat in Amsterdam im Alter von 32 Jahren gekauft und wohnte dort mit seiner Frau Saskia. Sie waren damals ein populäres Society-Paar in Amsterdam. Rembrandt war äußerst erfolgreich, hatte in dem Haus sein Atelier, seinen Handel und unterrichtete dort auch seine Schüler. Dort fand auch das Familienleben statt. Sein Sohn Titus wurde in dem Haus geboren, und dort starb auch Saskia im Alter von nur 29 Jahren.

Fast 20 Jahre wohnte der Maler in dem Haus, vermutlich weit über seine Verhältnisse. 1658 musste er es zwangsweise verkaufen, um seine Gläubiger zu bezahlen. Der einst so erfolgreiche Maler war pleite.

Für das Museum war das allerdings ein Glück. Denn es existiert die Inventar-Liste. Und an Hand dieser Liste waren alle Säle eingerichtet worden - die elegante Eingangshalle mit vielen Gemälden, das Familienzimmer mit Schrankbett und Wiege, Rembrandts Atelier mit vier großen Fenstern, durch die das Nordlicht fällt. Das Museum zeigt auch, wie im 17. Jahrhundert Farbe hergestellt wurde, und in einem neuen Studio, wie Rembrandt seine Radierungen anfertigte.

Zur Neueröffnung zeigt das "Rembrandthuis" auch 74 Zeichnungen von Rembrandt und Zeitgenossen aus der amerikanischen Peck-Sammlung. Die Sammlung ist zum ersten Mal in Europa zu sehen. (dpa)

Rembrandthuis, Amsterdam

Das Rembrandt-Haus in Amsterdam ist nun nach der Renvorierung wieder zu besichtigen
Foto: Eva Plevier/ANP/dpa

Das Rembrandt-Haus in Amsterdam ist nun nach der Renvorierung wieder zu besichtigen

 

"MaerzMusik" Festival in Berlin

Das Festival "MaerzMusik" in Berlin steht vor einer neuen Ausgabe. Von Freitag an bis zum 26. März hat die neue künstlerische Leiterin Kamila Metwaly gemeinsam mit dem Komponisten und Dirigenten Enno Poppe Konzerte und Performances für eines der wichtigsten Festivals für neue Musik im Haus der Berliner Festspiele und an zahlreichen anderen Spielorten der Stadt zusammengestellt. Zudem sind Ausstellungen und ein Diskursprogramm vorgesehen.

Eröffnet wird das Festival am Freitag mit der Musiktheaterproduktion "Hide to Show" des deutschen Komponisten Michael Beil durch das belgische Nadar Ensemble.

MaerzMusik wird seit 2002 in Berlin organisiert. Das Festival folgte damals auf die 1969 in Ost-Berlin gegründete Musik-Biennale für zeitgenössische Musik.

In diesem Jahr sind künstlerische Beiträge und Themen angekündigt wie Arbeiten mit erweiterter Stimme, Musiktheater, Performances, periphere Hörpraktiken oder ungehörte Musik. Auf dem Programm stehen Werken etwa von Laura Bowler, Claire Chase, Lucia Dlugoszewski, Juliet Fraser, Nandita Kumar, Elaine Mitchener, Pauline Oliveros, Alex Paxton, Mathias Spahlinger oder Jakob Ullmann. Erwartet werden dafür Ensembles wie Asamisimasa (Norwegen), Ensemble Mosaik, Ensemble KNM, Musikfabrik und Phønix16 (alle Berlin), Riot Ensemble (Großbritannien) oder Spółdzielnia Muzyczna (Polen). (dpa)

"MaerzMusik", Haus der Berliner Festspiele, bis 26.März

Das Ensemble "Mosaik", das unter anderem bei "MaerzMusik" auftreten wird
© Anja Weber

Das Ensemble "Mosaik", das unter anderem bei "MaerzMusik" auftreten wird

 

Zwei Grafikaustellungen in Chemnitz

Zum 100. Jubiläum greift die Grafische Sammlung der Stadt Chemnitz tief in ihren Fundus und stellt mit gleich zwei neuen Ausstellungen ihre Bandbreite unter Beweis. Von einem "Frühling der Grafik" schwärmt der Generaldirektor der Kunstsammlungen, Frédéric Bußmann. Mit dem Ausstellungsdoppel kommen Liebhaber romantischer Landschaftsdarstellungen ebenso auf ihre Kosten wie Fans westeuropäischer Nachkriegskunst und Pop-Art. Denn durch eine umfangreiche Schenkung konnte die Grafische Sammlung zuletzt Lücken bei künstlerischen Positionen des 20. Jahrhunderts schließen.

"Sehnsucht Landschaft" schickt Besucher auf eine Tour zu idyllischen Wäldern und imposanten Gebirgsformationen, wie sie Künstler Ende des 18. und im 19. Jahrhundert in Zeichnungen und Aquarellen festgehalten haben. Zuvor sei die Landschaft nur eine Folie für historische und mythologische Darstellungen gewesen, erläutert die Leiterin der Grafischen Sammlung, Kerstin Drechsel. "Erst im 19. Jahrhundert hat sie sich von dieser dienenden Funktion befreit." Dabei wurde Natur zugleich zur Projektion menschlicher Empfindungen.

Neben alten Schlössern und wild anmutenden Gebirgs- und Flusslandschaften werden in der Schau auch Zeichnungen antiker Stätten als Sehnsuchtsorte gezeigt, etwa "Die Akropolis" von Ernst Willers aus dem Jahr 1858 oder Michael Gottlob Wentzels "Blick auf das Forum Romanum". Ausgewählte Arbeiten zeitgenössischer Künstler und Künstlerinnen wie Nora Mona Bach und Clemens Tremmel runden die Ausstellung mit Arbeiten zum heutigen Blick auf die Natur ab.

In der zweiten Ausstellung "Metablau und Gestautes Grün" präsentiert die Grafische Sammlung einige ihrer jüngsten Neuzugänge. 2020 erhielt sie die Grafiksammlung des Ehepaares Brigitte und Hans Robert Thomas aus Weiden in der Oberpfalz als Schenkung: rund 2000 Arbeiten von etwa 200 westeuropäischen und amerikanischen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Ausgewählt für die Schau wurden etwa Andy Warhols handkolorierte Serie "Flowers", Farblithografien von Joan Miró von 1972 sowie Arbeiten von Antoni Tàpies, Ernst Wilhelm Nay, Günter Fruhtrunk, Roy Lichtenstein, Pablo Picasso und Georges Braque.

Das Grafikkabinett wurde 1923 in Chemnitz eröffnet. In ihm wurden Bestände des Kunstvereins Kunsthütte und der städtischen Sammlung vereint. Ankäufe und Schenkungen haben den Fundus stetig vergrößert - heute beherbergt die Sammlung den Angaben nach etwa 28 000 Zeichnungen, Aquarelle, Druckgrafiken und Fotografien. Schwerpunkte liegen dabei auf Arbeiten aus dem 19. Jahrhundert mit dem Fokus auf Künstler und Künstlerinnen aus Sachsen sowie auf der Klassischen Moderne, etwa mit Werken von Feininger, Munch, Schmidt-Rottluff, Barlach und Beckmann. Umfangreiche Bestände beherbergt die Sammlung etwa auch zum Werk von Honoré Daumier, Wolfgang Mattheuer und der Künstlergruppe Clara Mosch. (dpa)

"Sehnsucht Landschaft" und "Metablau und Gestautes Grün", Kunstsammlungen Chemnitz, ab 18. März bis 4. Juni

Ausstellungsansicht mit einer Grafik der Kunstsammlungen Chemnitz
Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Ausstellungsansicht mit einer Grafik der Kunstsammlungen Chemnitz

 

Nam June Paik in Dortmund

Das Museum Ostwall im Dortmunder U verfügt über eine eindrucksvolle Fluxus-Sammlung. Dazu zählt Nam June Paiks Schlüsselwerk "Schallplatten-Schaschlik“ von 1963, mit dem das Publikum eigene Musikmixe anfertigen kann. Der ursprünglich bei Stockhausen als Komponist ausgebildete Paik schloss sich der Fluxus-Bewegung an und nannte sich den "weltbekanntesten schlechten Pianisten“. Die Livemomente seiner Werke, die zu den Pionierleistungen der Medienkunst zählen, bilden den roten Faden dieser Ausstellung, die von Rudolf Frieling (San Francisco Museum of Modern Art) in enger Zusammenarbeit mit dem Museum kuratiert wird. Es werden rund 100 Arbeiten zu sehen sein, eine eigene Abteilung widmet sich seiner engen Zusammenarbeit mit der Cellistin Charlotte Moorman. Einige Werke sind auch interaktiv zum Mitmachen konzipiert. Wer sich vor Augen führt, was es 1969 bedeutet haben muss, von "Participation TV“ zu träumen, weiß, mit wem man es hier zu tun hat.

"Nam June Paik: I expose the music", Museum Ostwall, Dortmunder U, bis 27. August

"Good Morning Mr. Orwell", 1984
© Estate of Nam June Paik, Courtesy Electronic Arts Intermix (EAI), New York Mailans

"Good Morning Mr. Orwell", 1984

 

Ernst Ludwig Kirchner in Dresden

Eine besondere Ausstellung macht in Dresden mit einer bisher kaum beleuchteten Episode im Schaffen des späteren Brücke-Künstlers Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) bekannt. Unter dem Titel "Vor der Kunst die Architektur" sind bis zum 13. Mai im Zentrum für Baukultur Sachsen 67 seiner erhaltenen 95 Arbeiten versammelt, die während seines Architekturstudiums entstanden: Grundrisse, Ansichten, Schnitte und Perspektiven, aber auch aufwendige Innenraumdesigns mit Möbeln, Lampen und Wandgestaltungen, wie die Einrichtung ankündigt. Die originalen Entwürfe kehren nach Angaben von Kurator Christos Stremmenos nach fast 120 Jahren wieder an den Ort ihrer Entstehung zurück - als Leihgaben.

Der aus Aschaffenburg stammende Kirchner studierte zusammen mit seinen Freunden und späteren "Brücke"-Künstlern Fritz Bleyel, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff von 1901 bis 1905 in Dresden Architektur. Dabei entstanden Skizzen und Zeichnungen zwischen Historismus, Jugendstil und dem Reformstil der frühen Moderne. Er habe "mit fast derselben Farbpallette" nicht nur ausdrucksstarke Kunstwerke auf die Leinwand gebracht, "sondern erdachte und präsentierte zugleich prägnant und farbprächtig Baukunst", sagte Stremmenos.(dpa)

"Vor der Kunst die Architektur", Zentrum für Baukultur Sachsen, Dresden, bis 13. Mai

 

Fotos aus KZ-Buchenwald in Erfurt

Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Baumstämmen oder von Licht, dass sich durchs Laub bricht: Mit "Stille Zeugen" präsentiert der Erfurter Kunstverein vor allem Fotografien, die auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald in Weimar entstanden sind. Auch eine Sound-Installation ist Teil der Schau, die am Donnerstagabend in der Kunsthalle Erfurt eröffnet wurde.

Die Arbeiten stammen vom Fotografen Christian Rothe (Leipzig/Weimar) und dem Zürcher Klangkünstler Ludwig Berger. Dabei stehen die friedlich wirkenden Aufnahmen der grausamen Geschichte des Ortes gegenüber.

"Christian Rothes Fotos baulicher Relikte und topographischer Narben rund um das ehemalige KZ Buchenwald bieten einen ganz eigenen Zugang zur Geschichte", zitiert die Stadt Jens-Christian Wagner, den Stiftungsdirektor der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. "Sie vermitteln – so paradox das auch klingen mag – sowohl Vergänglichkeit als auch greifbare Nähe und zeigen: Die Geschichte der NS-Verbrechen und ihrer Opfer geht uns auch heute etwas an."

Die Arbeiten sind bis zum 7. Mai zu sehen. In einem Begleitprogramm werden dazu auch Veranstaltungen in der Gedenkstätte Buchenwald angeboten.

In das Konzentrationslager Buchenwald und seine Außenlager hatten die Nationalsozialisten bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs rund 280 000 Menschen aus ganz Europa verschleppt. Mehr 56 000 von ihnen wurden ermordet oder starben an Hunger, Krankheiten und medizinischen Experimenten. (dpa)

"Stille Zeugen", Erfurter Kunstverein, bis 7. Mai

 

Ernst Barlach in Güstrow

Nach einer umfassenden Sanierung und Neuordnung wird in Güstrow am Wochenende die Dauerausstellung des expressionistischen Künstlers Ernst Barlach (1870–1938) neu eröffnet. Aus diesem Anlass gibt es ein Festprogramm. Die Ernst Barlach Stiftung feiert die Wiedereröffnung als einen Höhepunkt des Ausstellungsjahres mit Führungen, Musik, Workshops und einem Stummfilm.

"Die Zahl der Exponate in der Dauerausstellung wurde von 50 auf 70 erhöht", sagte die Sprecherin der Stiftung, Christin Sobeck. Die Besucher bekommen viele prominente plastische Arbeiten des Künstlers zu sehen, aber auch private Gegenstände wie seinen Reisepass und das Werkzeug, mit dem Barlach in Güstrow arbeitete. Auch einige seiner frühen Arbeiten, die der Künstler später eher kritisch sah, werden gezeigt, darunter Jugendstil-Vasen und -Figuren.

Das Atelierhaus am Heidberg wurde seit 2019 in mehreren Bauphasen saniert und dafür immer wieder temporär und seit Ende 2022 komplett geschlossen. Die neu eingerichtete Dauerausstellung umfasst nun mehr als 260 Quadratmeter und erstreckt sich über den gesamten Bereich des Erdgeschosses.

Das Festwochenende startet am Samstag mit der Eröffnung der Dauerausstellung um 17.00 Uhr, wobei eine Anmeldung erforderlich ist. Dabei können erstmals die gesamten Erdgeschossräume im Atelierhaus erkundet werden. Ebenfalls am Samstag (19.00 Uhr) wird der Stummfilm-Klassiker "Das Cabinet des Dr. Caligari" von Robert Wiene (1873–1938) gezeigt. Er gelte als bahnbrechendes Meisterwerk des expressionistischen Films.

Der Sonntag beginnt mit einer Radtour "zu sichtbaren und unsichtbaren Orten des Künstlers in Güstrow" (10.30 Uhr). Über den gesamten Tag verteilt gibt es zu bestimmten Uhrzeiten unter anderem einen Rundgang mit der Kuratorin Magdalena Schulz-Ohm, Workshops zu Druckgrafik und Bildhauerei, Kunstperformance und Musik. Auch eine Führung durch die Sonderausstellung "Facetten der Liebe" mit der Kuratorin Franziska Hell wird angeboten.

Die Güstrower Ernst Barlach Museen bewahren nach eigenen Angaben den weltweit größten Nachlass des Künstlers mit Arbeiten aus allen Schaffensperioden. Das 1930/31 errichtete Atelierhaus am Heidberg ist seit 1978 für Besucher geöffnet. Das historisch bedeutende Baudenkmal, das aus einem Wohn- und Atelierbereich besteht, wurde von 1930 bis 1931 nach Plänen des Güstrower Architekten Adolf Kegebein (1894-1987) nahe dem Heidberg am Ufer des Inselsees errichtet. (dpa)

Ernst Barlach, Ernst Barlach Museum Güstrow, Atelierhaus, ab 18. März 

Ausstellungsansicht der wiedereröffneten Dauerausstellung zu Ernst Barlach in Güstrow
Foto: Jens Büttner/dpa

Ausstellungsansicht der wiedereröffneten Dauerausstellung zu Ernst Barlach in Güstrow

 

Fotokunst in Jena

Kaum ein Fleckchen Haut zeigen die Bilder des Fotografen Charles Fréger, die ab Samstag bis zum 11. Juni in der Kunstsammlung Jena zu sehen sind. Verborgen unter schwerem Pelz, bunt gefärbter Wolle, riesigen Glocken und Hörnern, hinter Masken oder dunkler Schminke präsentieren sich die Gestalten, die der 1975 im französischen Bourges geborene Fréger mit seiner Kamera festgehalten hat. Der Künstler gehöre zur "Spitze der jüngeren europäischen Fotografie", teilte die Kunstsammlung am Freitag mit.

Seit Beginn seines künstlerischen Schaffens faszinieren Fréger am Bild des Menschen vor allem besondere Formen der Bekleidung. Die so genannten Krampusläufe, bei denen in Regionen in Bayern und Österreich jedes Jahr mit furchteinflößenden Masken und Verkleidungen die bösen Wintergeister vertrieben werden sollen, werden für ihn zum Schlüsselereignis. Fortan widmet er sich traditionsbeladenen Kostümierungen und Maskeraden verschiedener Kulturkreise. Für seine fotografische Bestandsaufnahme von Bräuchen begibt sich Fréger auf Spurensuche in der ganzen Welt.

Die in Jena gezeigte Ausstellung "Wilder Mann" versammelt Fotografien von Figuren, die bei rituellen, heidnischen oder religiösen Festen "aus den Tiefen der Zeit" wieder auftauchen, so der Künstler. Einige Charaktere erinnern an Bären, Wölfe oder Hirsche, andere an Strohmänner oder Teufel. Fréger inszeniert sie in einer natürlichen, oft weitläufigen Umgebung. Diese Wesen, so die Kunstsammlung, "lassen sich als vielfältige Inkarnationen unserer ursprünglichen Beziehung zur Natur lesen, auf deren Oberfläche das Tierische zum Vorschein kommt". (dpa)

"Wilder Mann", Kunstsammlungen Jena, bis 11. Juni

 

Surrealistin Ursula in Köln

Eine umfassende Ausstellung zum Werk der Künstlerin Ursula Schultze-Bluhm (1921-1999) zeigt ab Samstag das Kölner Museum Ludwig. Die Surrealistin, die sich immer nur als Ursula bezeichnete, gilt heute als eine der bedeutenden deutschen Künstlerinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der breiten Öffentlichkeit ist sie dagegen vergleichsweise unbekannt. Ihr leuchtend farbigen Bilder sind voller Menschen und Tiere, Pflanzen und Dinge, die sich in Verwandlung befinden. Dieses Fließende, Unbestimmte, das klare Zuschreibungen vermeidet, ist ein wesentliches Kennzeichen ihrer Arbeiten.

Ursula Bluhm, geboren 1921 in Mittenwalde südlich von Berlin, begann ab 1950 als Autodidaktin zu zeichnen und zu malen. 1955 heiratete sie den Maler Bernard Schultze. Die beiden blieben bis zu Ursulas Tod 1999 ein Paar und teilten sich zeitlebens in ihrer Wohnung ein Atelierzimmer. "Die Arbeiten von Ursula entwickeln gerade in unserer Zeit eine besondere Resonanz", sagte Co-Kuratorin Helena Kuhlmann. "Klare Trennungen, wie wir sie oft ziehen, gibt es in ihren Bildern nicht." So fehlten etwa bei der Darstellung einer Mutter oder den aus der Kunstgeschichte bekannten "drei Grazien" eindeutige Weiblichkeitsattribute. (dpa)

"Ursula—Das bin ich. Na und?", Museum Ludwig, Köln, bis 23. Juli

Ausstellungsansicht von Arbeiten der Surrealisitn, die sich "Ursula" nannte
Foto: Christoph Driessen/dpa

Ausstellungsansicht von Arbeiten der Surrealisitn, die sich "Ursula" nannte

 

Schwarze Kunstschaffende in London

Über Generationen haben Schwarze Kunstschaffende aus dem Süden der USA eine einzigartige Kunsttradition begründet. Die Werke erzählen von Sklaverei, Segregation, Rassismus – und Hoffnung. Unter dem Titel "Souls Grown Deep like the Rivers", der von dem Harlem-Renaissance-Dichter Langston Hughes entlehnt wurde, zeigt die Royal Academy in London rund 70 Skulpturen, Gemälde und Quilts. Lokal verfügbare Materialien wie Ton, Treibholz, recycelte und weggeworfene Dinge sind typisch für diese Werke, die zwischen der Zeit um 1950 und heute entstanden sind.

"Souls Grown Deep like the Rivers", Royal Academy of Arts, London, bis 18. Juni

Joe Light, "Blue River Mountain", 1988
Foto: Stephen Pickin/Pickin Studio, © Joe Light/VG Bild-Kunst Bonn, 2023

Joe Light, "Blue River Mountain", 1988

 

Kunst über Fledermäuse in Mainz

Videos, Lavalampen, Textilien und ein Heuhaufen: Mit der Wahrnehmung nichtmenschlichen Lebens befassen sich vier internationale Künstlerkollektive in der ersten Ausstellung der Kunsthalle Mainz in diesem Jahr. "What ist it like to be a bat?" (Wie ist es, eine Fledermaus zu sein?) lautet der Titel des Projekts, das von diesem Freitag bis zum 4. Juni zu sehen ist. "Ist Objektivität möglich? Oder die subjektive Perspektive unausweichlich?", beschreibt Interims-Direktorin Yasmin Afschar die Leitfrage "der vier kleinen Einzelausstellungen", die ein Dialog verbinde.

Die in Berlin lebende finnische Künstlerin Jenna Sutela zeigt drei leuchtende Lavalampen-Köpfe auf Holzstämmen. Intelligenz außerhalb des Menschen - in der Natur und der Technologie - seien ihr Thema, erläutert Kuratorin Afschar. Im Mittelpunkt des Projekts der niederländischen Künstler Metahaven Vinca Kruk und Daniel van der Velden steht ein 40-minütiges Video, das in einer Mischung aus alten und neuen Materialien überraschende Zugänge zu Wissenschaft und deren Wahrnehmung bietet.

Das Duo Dorota Gaweda (Polen) und Eglè Kulbokaitè (Litauen) befasst sich in dem Video "Mouthless Part III" (29 Minuten) mit einer Getreide-Landschaft. Der Besucher erlebt - zwischen zwei Leinwänden - ein Gespräch zwischen einem Bauern und einem Landschaftsdämon. "Es geht um das Vermischen der Perspektiven, das Verhältnis von Natur, Mensch und Pflanzenwelt", erläutert Afschar.

Beim Duo Zheng Mahler aus Hongkong stehen Fledermäuse im Mittelpunkt visualisierter Tonaufnahmen und Videos. Der Ausstellungstitel greift einen Beitrag des Wissenschaftsphilosophen Thomas Nagel von 1974 auf. Niemand könne erahnen, wie es ist, eine Fledermaus zu sein, stellt der New Yorker fest. (dpa)

"What ist it like to be a bat?", Kunsthalle Mainz, bis 4. Juni

Ausstellungsansicht mit dem Werk von Dorota Gaweda und Egle Kolbokaite in der Kunsthalle Mainz
Kunsthalle Mainz/Norbert Miguletz

Ausstellungsansicht mit dem Werk von Dorota Gaweda und Egle Kolbokaite in der Kunsthalle Mainz