Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Bonn, Hannover, Köln, Paris, Stuttgart, Völklingen und Wittenberg

 

Digitale Bildwelten in Bonn

Der digitale Wandel – welche neuen Bildwelten bringt er hervor? Dieser Frage widmet sich eine Schau im Kunstmuseum Bonn, mit Positionen, die in den vergangenen zehn Jahren maßgeblich an der Erweiterung der künstlerischen Fotografie beteiligt waren. Für die Kunstschaffenden spielt die Einbettung der digitalen Fotografie in gesellschaftliche oder globale Zusammenhänge eine immer größere Rolle. Beteiligt sind Tim Berresheim, Beate Gütschow, Susan Morris oder Jon Rafman.

"Expect the unexpected", Kunstmuseum Bonn, bis 30. April

Tim Berresheim, "A Hunting Feast II", 2017
© Tim Berresheim

Tim Berresheim, "A Hunting Feast II", 2017 

 

Klára Hosnedlová in Hannover

Die monumentalen Skulpturen der Tschechin Klára Hosnedlová schweben wie Wolken aus undurchsichtiger Materie, sind großzügige Lebensräume für Miniaturbilder einer fragmentierten, postindustriellen Welt am Rande der Erschöpfung. Hosnedlová arbeitet an der Schnittstelle von Kunsthandwerk, Mode, Design, Architektur, Skulptur und Performance. Sie choreografiert immersive Umgebungen, die an unterirdische Zeitkapseln erinnern, geschaffen für ungewisse Momente der Zukunft. Die Hallen der Hannoveraner Kestner Gesellschaft verwandelt die Künstlerin in labyrinthische Innenwelten.

"Klára Hosnedlová.To Infinity", Kestner Gesellschaft, Hannover, bis 4. Juni

Klára Hosnedlová,  "To Infinity", 2023, Installationsansicht, Kestner Gesellschaft
courtesy die Künstlerin, Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin, White Cube, London, Foto: Zdeněk Porcal - Studio Flusser, Kostüme: Anna Heim, Performers: Ruth Ikondo, Denis Emmenegger, Matilde Simões

Klára Hosnedlová,  "To Infinity", 2023, Installationsansicht, Kestner Gesellschaft

 

Marie Angeletti in Köln

Das Kernmedium der in Marseille geborenen und heute in New York lebenden Künstlerin Marie Angeletti ist die Fotografie. Sie sammelt Bildmaterial aus unterschiedlichen Quellen, refotografiert die Bilder, reichert sie mit neuen, potenziell unendlichen Bedeutungen an. In ihrer Soloschau "ram spin cram" im Kölnischen Kunstverein gestaltet Angeletti mehrere Räume, in denen Gegenwart und Vergangenheit nicht mehr aufeinanderfolgend, sondern ineinander verschränkt wahrgenommen werden.

"Marie Angeletti. Ram spin cram", Kölnischer Kunstverein, bis 2. Juli

Marie Angeletti, "Untitled", 2023
Courtesy Marie Angeletti

Marie Angeletti, "Untitled", 2023


Hannah Hallermann in Köln

Das Leben besteht aus widerstreitenden Kräften, die sich im Idealfall gegenseitig ergänzen und in Balance halten, manchmal aber auch unerbittlich aneinander zerren. Die Berliner Künstlerin Hannah Hallermann hat im Kölner Kunstverein Kjubh eine bildhauerische Sprache für diese Dynamiken gefunden, die sich auf Materialien wie auf gesellschaftliche Entwicklungen übertragen lassen. In der Ausstellung "In Between Beyond" verharren Objekte in Zwischenzuständen, die mit Flexibilität, aber auch mit Zwang und Gewalt zu tun haben. Elastische Silikonelemente fungieren als Pufferzonen zwischen Metallmodulen, werden gestaucht und bis zur Schmerzgrenze gedehnt. Eine Axt verliert ihre Funktion und wird zur überraschend flexiblen Form. Skulptur bedeutet hier nicht Stillstand, sondern die Möglichkeit zu ständiger Veränderung. 

"Hannah Hallermann: In Between Beyond", Kjubh Kunstverein, Köln, bis 29. April


Tutanchamum in Paris

Die Tutanchamum-Schau in Paris lockte 2019 rund 1,4 Millionen Menschen an - die Wanderausstellung "Ramses und das Gold der Pharaonen" könnte den Rekord brechen. Denn die französische Hauptstadt ist weltweit die einzige Station für den Sarkophag des mächtigen Herrschers des Alten Ägypten. Bereits im Vorfeld der Eröffnung am Freitag waren über 145 000 Tickets verkauft.

Während die bis zum 6. September dauernde Ausstellung in der Grande Halle de la Villette bereits in San Francisco und Houston zu sehen war, wird der Sarkophag von Ramses II. nur in Paris gezeigt - als Dank und Anerkennung, wie der ägyptische Botschafter Ehab Ahmed Badawy anlässlich der Enthüllung des Sarkophags Anfang der Woche betonte. Denn 1976 wurde die über 3000 Jahre alte Mumie von französischen Wissenschaftlern gegen zunehmenden Pilzbefall behandelt.

Damals wurde der Sarkophag des Königs der Könige, wie er auch genannt wird, wie ein Staatschef empfangen – mit rotem Teppich und viel Pomp. Es war das erste Mal, dass der Sarkophag Ägypten verließ. Seitdem soll er das Land am Nil nicht mehr verlassen haben.

In Paris werden über 180 Objekte präsentiert, darunter königliche Masken, Statuen und Schmuck. Erstmals außerhalb Ägyptens zu sehen sind der Kopf einer Statue des Pharaos, der äußere Sarg von Sennedjem - einem Künstler, der die Grabstätten von Sethos I. und Ramses II. ausgeschmückt hat - und Tiermumien. Die Mumien von Katzen, Krokodilen und Mungos wurden erst vor kurzem entdeckt. Die Ägypter verehrten Tiere als Darstellungen der Götter und mumifizierten sie.

Mit Videos und Rekonstruktionen von Grabkammern lässt die Ausstellung den Besucher in die Zeit des großen Pharaos eintauchen, dem zahlreiche Superlative zugeschrieben werden. Er wurde um 1303 v. Chr. geboren und starb in seinen Neunzigern 1213 v. Chr. Mit einer Amtszeit von 66 Jahren war er eines der am längsten amtierenden Staatsoberhäupter der Welt. Er hatte mehrere Ehefrauen, die ihm über 100 Kinder schenkten. Er ließ zahlreiche Paläste und Tempel erbauen wie den von Abu Simbel.

Sein Sarg thront in der Ausstellung unter einer Glasvitrine. Dahinter ist ein Video zu sehen, das sein Gesicht in Nachbildung als Dreißig- und Achtzigjährigen zeigt - und schließlich als Mumie. Nach Paris wird die Schau in Sydney zu sehen sein. (dpa)

"Ramses und das Gold der Pharaonen", Grande Halle de la Villette, Paris, bis 6. September

Goldene Todesmaske von Oundjebaoundjed
Foto : Sandro Vannini/Laboratoriorosso © World Heritage Exhibitions

Goldene Todesmaske von Oundjebaoundjed

 

Kunst und Künstliche Intelligenz in Stuttgart

Als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts ist künstliche Intelligenz (KI) längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Mit den Algorithmen verbinden sich Hoffnungen, aber auch Ängste. Eine Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart geht von der These aus, dass digitale Technologien die Idee von Gemeinschaft nachhaltig verändern: Der Ausstellungstitel "Shift" bedeutet Verschiebung, Übergang, Wechsel. Acht künstlerische Positionen loten die komplexen Zusammenhänge von KI aus. Es geht in den Arbeiten von Louisa Clement, Heather Dewey-Hagborg, Christoph Faulhaber, Kennedy + Swan, Knowbotiq, Christian Kosmas Mayer, Hito Steyerl und Jenna Sutela um reale und künstliche Körperlichkeit, digitale Überwachung, biologische Intelligenz, hybride Lebensformen, Unsterblichkeit oder NFTs.

"Shift. KI und eine zukünftige Gemeinschaft", Kunstmuseum Stuttgart, bis 21. Mai

Heather Dewey-Hagborg und Chelsea E. Manning, "Probably Chelsea", 2017, Installationsansicht Kunstmuseum Stuttgart, 2023
Courtesy Fridman Gallery und Heather Dewey-Hagborg Foto: Gerald Ulmann, Stuttgart

Heather Dewey-Hagborg und Chelsea E. Manning, "Probably Chelsea", 2017, Installationsansicht Kunstmuseum Stuttgart, 2023

 

Jens Harder in Völklingen

Vom Urknall über die Gegenwart bis in die Zukunft: 14 Milliarden Jahre Erdgeschichte im Comic erzählt der Künstler Jens Harder in einer Ausstellung, die von diesem Sonntag an im Weltkulturerbe Völklinger Hütte zu sehen ist. Neben mehr als 150 großformatigen Drucken von Comic-Seiten zu allen Zeitaltern der Erde werden rund 70 Originalzeichnungen von Harder in der früheren Erzhalle gezeigt. Erstmals sei Harders Bilder-Geschichte der Erde "als Gesamt-Panorama in einer Ausstellungshalle" versammelt, teilte das Weltkulturerbe Völklinger Hütte am Donnerstag mit.

Der gezeichnete Gang durch die Geschichte reicht von frühesten Höhlenmalereien, ersten Vögeln und Säugetieren über erste Städte, Revolutionen bis zum Computerzeitalter und zur Umweltzerstörung. Am Ende gibt es einen Ausblick in die Ferne: den möglichen Bergbau im Weltall zur Gewinnung von wertvollen Rohstoffen. Harder arbeitet heute als freier Grafiker und Illustrator in Berlin. Das weltweit einzig erhaltene Eisenwerk Völklinger Hütte aus dem Industriezeitalter ist seit 1994 Unesco-Weltkulturerbe.

"Jens Harder. The Story auf Planet A", Völklinger Hütte, bis 26. November

Comic-Zeichnung von Jens Harder
Foto: Jens Harder/Carlsen Verlag/Weltkulturerbe Völklinger Hütte/dpa

Comic-Zeichnung von Jens Harder

 

Winfried Muthesius in Wittenberg

Im Wittenberger Schloss präsentiert der Maler und Fotograf Winfried Muthesius aktuelle Werke mit Bezug zu dem expressionistischen Maler Oskar Kokoschka (1886-1980). Nach der Eröffnung von "Dialoge III ...das Wasser war viel zu tief. 1000 Odysseen" am Freitag wird die Schau der Stiftung Christliche Kunst Wittenberg bis 3. September gezeigt. Zentrale Themen sind den Angaben zufolge Flucht und Vertreibung. So stellt Muthesius Kokoschkas "Die Rast auf der Flucht nach Ägypten" in den Mittelpunkt. Die Lithographie von 1916 gehört zum Sammlungsbestand der Stiftung.

Der 1957 in Berlin geborene Muthesius zeige Arbeiten aus der Serie "broken gold" und neue Fotoarbeiten, etwa von angespülten Schuhen an entlegenen Stränden der Kapverdischen Inseln. Vorwiegend präsentiere der Künstler Detailaufnahmen, hieß es. Anders als in Kokoschkas Bild, das laut Muthesius "Ruhe und Gelassenheit verströmt", werden dessen eigene Arbeiten von "Verlust und Ungewissheit" dominiert. (dpa)

"Dialoge III: Winfried Muthesius ...das Wasser war viel zu tief. 1000 Odysseen", Schloss Wittenberg, bis 3. September